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Hausen im Wiesental Raum geben für Schmerz und Klage

Markgräfler Tagblatt
Trösten kann seelische Schwerstarbeit bedeuten: Dagmar Kreitzscheck erläuterte, wie wichtig das Stand- und Aushalten ist. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Ambulante Hospizgruppe: „Die Kunst des Tröstens“: Vortrag der Theologin Dagmar Kreitzscheck in Hausen

Vielen Menschen ist es schon einmal passiert, dass sie sich unsicher und einem trauernden Menschen gegenüber ratlos fühlten. Dass sie vielleicht der Situation einer zufälligen Begegnung lieber ausgewichen wären. Dass ihnen die richtigen Worte fehlten.

Hausen. Dass es eine Kunst ist, Trost zu spenden, vermittelte die Theologin Dagmar Kreitzscheck vom Zentrum für Seelsorge (ZfS) in Heidelberg auf Einladung der ambulanten Hospizgruppe Schopfheim bei ihrem Vortrag in Hausen warmherzig und tiefgründig, hat sie doch in den Jahren der Krankenhausseelsorge vielen Menschen Trost und Beistand gegeben.

Dem Wort Beistand maß sie eine besondere Bedeutung zu. Denn dies sei die Grundlage dafür, dass Angehörige eben bei dem Trauernden oder Schwerstkranken bleiben, das Leid und den Schmerz stand- und aushalten. „Und dies in einer Form, dass wir der Klage Raum geben und nicht diese klein reden, relativieren oder die Person ’vertrösten’ mit einem Spruch wie: ’Das wird schon wieder!’ Denn wir sind in der Situation als Trostspendende gleichermaßen Zeugen des Unglücks und halten dieses Gefühl der Ohnmacht mit aus“, erläuterte Dagmar Kreitzscheck. Das aber sei seelische Schwerstarbeit: dies zuzulassen ohne gleich etwas Positives, Hoffnungsvolles dagegen zu setzen.

Trösten kann auch seelische Schwerstarbeit bedeuten

Einfühlsam stellte die Referentin die Frage, wer denn eigentlich des Trosts bedarf. „Der trauernde Mensch oder vielleicht ich selbst, die gerne Trost spenden möchte? Und will der trauernde Mensch Trost und welchen?“ Dies gelte es zu erfragen und die eigene Befindlichkeit und Unsicherheit zum Ausdruck zu bringen.

„Wenn ich frage: ’Was kann ich für Dich tun? Was brauchst Du an Trost?’, dann kann mein Gegenüber seine Vorstellung von Trost benennen. Ob sie oder er und in welcher Form auch immer Unterstützung wünscht.“

So fragte die Theologin in der Krankenhausseelsorge, ob sie dem schwerkranken oder sterbenden Menschen etwas vorsingen, für ihn beten oder einfach nur die Hand halten solle.

Und sie bekam ganz konkrete Antworten von den Menschen, die hierzu in der Lage waren.

Denn Dagmar Kreitzscheck betonte, dass der Trost für jeden Menschen anders aussieht, also ganz individuell ist. Und sie erläuterte, dass der leibliche Trost genauso wichtig ist wie der geistige oder geistliche.

Denn vielleicht erquickt den Schwerkranken oder auch die Trauernde eine Lieblingsspeise oder ein heißes Getränk.

Vielleicht möchte er oder sie in den Arm genommen werden oder eben auch nicht. Auch eine bestimmte Musik kann trösten.

Es wurde auch betont, dass das individuelle Trauern zu akzeptieren ist. So könne es durchaus sein, dass der Schock des erlebten Todes eines nahen Angehörigen erstmal verdrängt würde und sich jemand in Arbeit „flüchtet“ oder auch in Ablenkung anderer Art.

Dies sei gleichsam ein Schutzmechanismus der Seele und habe seine Berechtigung.

Den Trauernden in seinem Leid wahrnehmen

Auch könne es durchaus mal wohltuend sein, nicht über das Leid, sondern vielleicht über den Alltag zu reden: sozusagen Smalltalk, und das falle den Menschen ja auch wieder leichter. Aber, so die Quintessenz für die Zuhörenden: stand- und aushalten, ehrlich die eigene Sprachlosigkeit oder Ohnmacht benennen und damit den trauernden Menschen sehen und in seinem Leid wahrnehmen, darauf komme es an.

Dies war ein Vortrag, der die zahlreich Interessierten nachdenklich und bereichert zurückließ. Darum gilt der Dank den Veranstaltern, dem Bildungswerk der Seelsorgeeinheit Mittleres Wiesental, der evangelischen Erwachsenenbildung Hochrhein-Markgräflerland, der ambulanten Hospizgruppe Schopfheim und der ökumenischen Krankenhausseelsorge.

              ANGELIKA PROSS

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