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Hausen im Wiesental Saftige Scherze in Versform

Markgräfler Tagblatt
Lacherfolg mit Herta Olschowka (links) und Heidi Zöllner als Gerda und Ruthli: erst wird die Nachbarschaft durchgehechelt, dann kriegen sich die Rätschgoschen selber in die Wolle. Foto: Ines Bode

Muettersprochgsellschaft: Erinnerungsabend an Mundartdichter Werner Richter im Hebelhaus.

Hausen - Der Mundartdichter Werner Richter war ein humorvoller Mensch mit dem Herz auf dem rechten Fleck. 2018 starb er 89-jährig, die letzte Einladung der „Muettersprochgsellschaft Wiesetal“ blieb offen - Anlass genug, dem beliebten Autor einen „Erinnerungsabend“ zu widmen.

„Rappelvoll“ war es in der Hebelhausstube, wie sich die Vorsitzende Heidi Zöllner freute: „Des isch immer schön“. Gemütliche Stunden schätzte auch Werner Richter, „er war ein geselliger Typ“.

In diesem Sinne gestaltete sich das Programm. Bekanntes nostalgisches Liedgut spielte das „Örgeli Trio Wiesetal“ im Verlauf des letzten Abends vor der Sommerpause in der Besetzung Beate Sprich, Martin Vogt und Marlies Fleischer.

Nach dem beschwingten Auftakt war das Publikum in guter Stimmung, sprich aufgewärmt, um die teils saftigen Scherze in Versform zu vertragen. Den ersten amüsanten Beitrag steuerte die redegewandte Marlies Fleischer bei: die Episode vom Fritz, der den Freund abholen will und fast in die Fänge des Weibes gerät. Kurz und knackig fiel so manche Anekdote aus, etwa „Uffklärig“. Verfasst wurden sie in einem Stil, der vermuten lässt, dass Richter seine Erkenntnisse und Beobachtungen mit flinker Feder niederschrieb. Korrekt: in die Tasten der Schreibmaschine hämmerte, wie Zöllner kund tat.

Dazu passte die Geschichte „E B‘such“, erzählt von Gerlinde Gerspach, die von unverhofften Gästen handelte. Innerlich weint der „Gestörte“ seinem Krimi nach, doch schnell wird ihm klar, Krimis gibt’s oft, gute Freunde sind indes rar.

Die Versammelten applaudierten hier wie beim Nachfolger, dem „Fernsehabend“. Die eigene Flimmerkiste bildete in den 1970ern ein großes Thema. Manch Gatte erkannte den Vorteil, wenn einzig der Fernseher schwätze, dann müsse man nicht antworten. Diesem Lacher folgte ein Beispiel, wie es aussieht, wenn „mann“ nicht zu Wort kommt: „Ich cha ja welle, de Frau verzelle“. Mehr noch, nämlich zwei waschechten Rätschgoschen widmete der Grenzacher gar einen Schwank. Mit spitzer Zunge stattete er die Akteure Gerda und Ruthli aus, die zuerst von der Fensterbank aus die Nachbarschaft durchhecheln, „selli Gumsle ..., das dummi Lueder …, blöödi Scheese“, um sich alsbald selber in die Wolle kriegen.

„Muesch jetz nit so chrüzdumm lache …, alti Gluckere, lauf zue ...“. Das nennt man wohl dem Volk aufs Maul geschaut. Die Runde im Hebelhaus lachte herzlich, und die beiden Darstellerinnen Herta Olschowka und Heidi Zöllner gleich mit.

Letztere berichtete aus dem Leben des privaten Richters, des Hobbywinzers, der seine Heimatliebe über jede Aussicht auf Ferien stellte. Einmal reiste er in den Süden, um schnell zurückzu- kehren. „Beeindruckt“ sei sie gewesen, schildert die Vorsitzende, als das Grenzacher Ehepaar eine türkische Familie als Mieter aufnahm. Deren Zwillingsmädchen lernten alemannisch, waren später bei Auftritten dabei. Wort- und Musikbeiträge wechselten einander ab, und als Schlusswort kam Richter sozusagen selber zu Gehör, „ein lieber Mensch ist nicht mehr da“.

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