Hausen im Wiesental „Überbordender Regularismus“

SB-Import-Eidos
Zum Monatsende schließt die Sparkasse ihre Hausener Filiale aufgrund zu geringer Kundenfrequenz. Das Gebäude wird nun verkauft.                   Foto: Christoph Schennen

Hausen: Lothar Müller erläuterte bei der Ratssitzung, warum die Filiale schließt

Lothar Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wiesental, erläuterte bei der Gemeinderatssitzung, warum die Filiale in Hausen Ende März geschlossen werden musste.

Hausen (chs). Ein Grund für die Schließung sei das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden. „Der Kunde kommt im Jahr einmal in die Zweigstelle, nutzt 24 Mal den Geldautomaten und betreibt 120 mal Online-Banking.“

Die Digitalisierung habe dazu geführt, dass die Frequenz in den Filialen der Sparkasse Wiesental um rund 30 Prozent abgenommen habe. Sinnvoller als viele kleine Filialen seien große Zentren, in denen Spezialisten für Bauberatung, Wertpapiergeschäft und allgemeine Beratung die Kunden betreuen. Müller sagte, die Bankmitarbeiter hätten inzwischen mit einem „Wahnsinns-Formalismus“ zu kämpfen. „Als ich 1973 angefangen habe, bestand ein Kreditvertrag aus einer DIN A4-Seite, heute umfasst er 30 Seiten“, so Müller. Er missbilligte auch „überbordenden Regularismus“.

Bei Preiserhöhungen und Vertragsanpassungen brauche die Sparkasse inzwischen von jedem ihrer 25 000 Kunden eine Einzelzustimmung. Diese einzuholen sei ein riesiger finanzieller Aufwand. Die Regulatorik habe negative Auswirkungen auf die Ertragslage. „Und so müssen wir uns überlegen, ob wir wachsen oder Kosten sparen. Und dann kommen kleine Zweigstellen auf den Prüfstand.“ Müller kündigte an, dass man Bargeld demnächst im Spar-Markt bekomme. Geschäftsstellenleiterin Carmen Döbele werde künftig in der Filiale in Zell arbeiten und bei Bedarf auch zu den Kunden in Hausen fahren. Geplant sei auch, mit der Volksbank einen Geldautomaten zu betreiben.

Sollte sich die Volksbank dagegen entscheiden, werde auch die Sparkasse keinen Geldautomaten betreiben. Wer eine Überweisung tätigen wolle, könne sich an die Gemeindeverwaltung wenden. Sie habe Briefumschläge, über die ein kostenloser Versand an die Sparkasse möglich sei. Müller warb auch dafür, Bankgeschäfte digital zu betreiben. Wer sich damit noch nicht auskenne, könne einen Kurs an der Seniorenakademie in Zell besuchen.

Bürgermeister Martin Bühler bedauerte den Rückzug aus Hausen. „Dass jetzt eine Ära zu Ende geht, macht mich traurig. Die Bank war eine Institution, die im Dorf fehlen wird.“ Er bedankte sich bei den Sparkassen-Mitarbeiterinnen Carmen Döbele und Karin Maurer, die ein „starkes Team waren, das wir vermissen werden“. Er hoffe, dass die Sparkasse die Vereine im Dorf weiterhin finanziell unterstütze.

Elmar Vogt fragte, ob ein Drittanbieter die Bestückung des Geldautomaten übernehmen könne. „Davon halte ich nichts“, sagte Müller. Pro Buchung würden dann 5,50 Euro fällig.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading