Hausen Märchenstunde auf Alemannisch

Klaus Brust
Das Hebelhaus ist Heimstatt der Veranstaltungen der Muettersproch-Gsellschaft. Foto: MT-Archiv

Die Bedeutung der Mundart, aufgezeigt in Märchen aus aller Welt, und die Ausbreitung der alemannischen Sprache, die heute in sechs Staaten gesprochen wird: Zwei Aspekte einer unterhaltsamen Jahreshauptversammlung der Muettersproch-Gsellschaft.

Gut besucht war die jüngste Generalversammlung der Muettersproch-Gsellschaft im österlich geschmückten Hebelhaus.

Rückblick

Nach dem ehrenden Totengedenken für das langjährige Vorstandsmitglied Helga Schmieg gab Heidi Zöllner einen interessanten Rückblick auf das Vereinsjahr 2023, das mit der Theaterfahrt nach Helfranzkirch im Elsass eröffnet wurde. Sehr gut kam der alemannische Liederabend mit Jürgen Hack im Februar an. Rappelvoll war das Hebelhaus beim Auftritt von Christoph Köpfer mit Band im Juni. Aus seinem neusten Buch über Pilze las Manfred Markus Jung im September.

Jubiläum als Höhepunkt

Höhepunkt des Jahres war der große Festabend in der Hausener Halle zur Feier des 40-jährigen Bestehens der Regionalgruppe mit nationalen und internationalen Autoren und Sängern wie die „Knaschtbrüder“ Weißenberger, Hansjörg Hänggi, Hanspeter Wieland, Katarina Müller und Nick Spalinger im Oktober.

Den Jahresabschluss bildete der traditionelle „Zuckerbrötli-Obe“; zu Gast war Thomas Volk und sein „Chueglocke-Duo“. Der enttäuschende Besuch veranlasste Heidi Zöllner zur Frage, ob künftig noch jeden Monat eine Veranstaltung angeboten werden solle.

Beitritt zu Dachverband

Der Hauptverein der Muettersproch-Gsellschaft trat im vergangenen Jahr dem neugegründeten Dachverband der Dialekte Baden-Württemberg bei. Zur Vertreterin wurde Heidi Zöllner gewählt. Für 2024 ist ein Dialektwettbewerb geplant.

Finanzen und Entlastung

Verursacht durch den Jubiläumsabend, vermeldete Kassiererin Gerlinde Gerspach ein kleines Minus; die Prüferinnen Waltraud Buchholz und Herta Himmelsbach bescheinigten eine einwandfreie Kassenführung. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet – Adolf Ückert verband dies mit dem Dank für die Arbeit.

Märchen in Mundart

Erstmals wurden beim Gruppenabend Märchen aus aller Welt zu Gehör gebracht – von Cornelia Lytwyn ins Alemannische übertragen.

Beim Studium der Geschichten aus allen Ecken der Welt habe sie viele Gemeinsamkeiten festgestellt, erläuterte sie eingangs: Meist spielten sie in der bäuerlichen Gesellschaft, handelten von Notsituationen, rührten die Seele an und enthielten wertvolle Weisheiten.

Was Lytwyn besonders reizte, waren das Übertragen von hochdeutschen Märchen ins Alemannische; einige der so geschaffenen Werke präsentierte sie den interessierten Zuhörer im Hebelhaus, frei vorgetragen und mit Gestik und Mimik passend untermalt. Im altbekannte „Märli“ vom süßen Brei wurde „Babbe“ gekocht, das japanische Märchen „Der Reiskuchen“ wurde ins Hebeldorf verlegt, wobei sich Lizzi und Mampfi am selbst gebackenen „Chriesiwaie“ erfreuten. Spannend war es.

An anderer Stelle waren die „Übersetzungskünste“ der Zuhörer selbst gefragt, um ein russisches Märchen, in hochdeutscher Sprache vorliegend, ins Alemannische zu übertragen. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen.

Dialekt als Heimat

Bei einer spontanen Aktion sollten die Besucher ihre Beziehungen zum Alemannischen nennen – die überwältigende Mehrheit der Antworten war positiv: „Meine Heimat“, hieß es da, und „kommt von Herzen“, aber auch ein kritisches „werden nicht verstanden“. Zusammengefasst indes lautete der Tenor: „Die schönste Sprache.“

Den Abschluss des kurzweiligen Abends gestaltete der pensionierte Hausener Lehrer Siegfried Schmieg. Da ging es um Unterschiede und Abgrenzungen zwischen „badisch“; „schwäbisch“ und „alemannisch“, um geografische Siedlungsgebiete und politische Begrifflichkeiten. Klar wurde über alle Feinheiten hinweg: Alemannen und Schwaben sind ein Stamm.

Schimpfen auf Alemannisch

Geschmeidig leitete Schmieg dann über zum Reichen Fundus alemannischer Schimpfwörter: Seckel, Simpel, Düpflischisser waren ebenso vertreten wie „tierische“ Miniaturen (der „Halbdackel“ zum Beispiel) oder Ausrufe wie „Gopferdori“ und „Gopferdeckel“. Die Lacher hatte der Sprachkenner damit auf seiner Seite.

  • Bewertung
    0

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading