Helferkreis in Steinen Von Ängsten zu Freundschaften

Ines Bode
Sind von der möglichen Herzlichkeit einer Nachbarschaft mit Flüchtlingen überzeugt (von links): Melanie Hénault, Christine Ableidinger-Günther und Damaris Jackermeier. Foto: Ines Bode

Der Arbeitskreis (AK) Miteinander Steinen setzt sich für Geflüchtete ein. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichten drei engagierte Frauen des Helferkreises von gelungener Integration und wie ein gutes Miteinander gelingen kann.

Er wolle es probieren, sagte der Höllsteiner Hausbesitzer, um nach anfänglichem Bedenken eine Wohnung an Geflüchtete zu vermieten. Später zogen sogar weitere Familien in sein Mehrfamilienhaus ein – letztlich wurde daraus eine herzliche Nachbarschaft, erzählen die Mitglieder vom Helferkreis AK Miteinander Christine Ableidinger-Günther, Melanie Hénault und Damaris Jackermeier. Aktuell bemühen sich die AK-Mitglieder, für sechs Familien in der Gesamtgemeinde einen passenden Wohnraum zu finden.

Ängste und Vorurteile seien weit verbreitet. Und dann ist da noch die Frage: Wer zahlt die Miete? Antwort: Das Landratsamt, alles sei gesetzlich geregelt. Der Höllsteiner nun sah damals all seine Fragen geklärt, die Bedenken zerstreut, und deshalb probierte er es einfach aus.

Angefreundet

Die erste Familie hielt Einzug – und das Zusammenleben klappte. Eine zweite Wohnung ging an Geflüchtete und später eine dritte. Die Bewohner des Mehrfamilienhauses freundeten sich an, Essen ging hin und her, Möbel fanden neue Besitzer. Die Tochter der ersten Neumieter, sie befand sich in der Ausbildung und studiert mittlerweile, hat den Schlüssel einer Nachbarin erhalten, um die Blumen zu gießen. Auch um den Hund kümmerte sie sich.

Eine andere Familie stammt aus Eritrea. Die Frau, eine junge Mutter, erwartet das zweite Kind – und eine fürsorgliche ältere Nachbarin sagte ihr Hilfe zu. Ableidinger-Günther kennt die positive Entwicklung und ist sich sicher, dass die Menschen gut zurechtkommen. Für viele sei es eine Bereicherung.

Außerdem galt es, eine Familie aus dem Iran unterzubringen. Ableidinger-Günther bemühte sich nach Kräften und warb bei den Einheimischen um Zusagen. Sie freue sich, dass ihre Urteilskraft geschätzt wurde: „Na, wenn Sie das sagen, dann machen wir das.“ Schließlich würden die AK-Mitglieder die Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft kennen.

Hénault berichtet von einer Familie, die eine Wohnung erhielt und diese selbst renoviert hat. Tipptopp habe alles ausgesehen.

Gelungene Integration

Auch Ableidinger-Günther hat noch viele Geschichten von gelungener Integration: Ein junger Mann mit Migrationshintergrund, altersmäßig etwas über 20, habe sich sehr um eine Wohnung bemüht. Er lebte bereits seit 2015 hier, sprach sehr gut Deutsch und hatte eine Arbeitsstelle.

Es dauerte nicht lang und er wurde Mitglied im Schwarzwaldverein, ging mit auf Wanderungen – und fand durch die neuen Kontakte Wohnraum. Jemand hatte beschlossen, die Einliegerwohnung, die voller Bürokram war und nicht benutzt wurde, freizuräumen. Einmal sah Hénault den jungen Mann bei der Arbeit im Freien – während die (deutschstämmigen) Kollegen rauchten, habe er fleißig geschafft. Inzwischen ist er verheiratet und weggezogen.

Ein tragischer Fall indes ist der einer Familie aus Syrien. Der Vater floh mit dem älteren Sohn über den Balkan und kam nach Steinen. Die Mutter und der jüngere Sohn vertrauten auf Hilfsorganisationen und landeten in Mannheim. Die große Zusammenführung endete traurig: In der Nacht vor dem Eintreffen verstarb das Familienoberhaupt an einem Herzinfarkt. Die Witwe zog mit den Jungs in eine Zweizimmerwohnung. Diese war das Erbe einer Frau, die sich auf soziale Weise einbringen wollte und an Menschen mit Migrationshintergrund dachte. Die syrische Witwe absolvierte eine Ausbildung zur Erzieherin und sei sehr beliebt gewesen. Heute lebt sie wieder in Mannheim.

Natürlich gebe es keinen Garantieschein für ein gutes Miteinander – man müsse es eben probieren, betont Jackermeier. Sie schlägt vor, einfach vorbei zu schauen, um sich ein Bild zu machen und die Menschen in der Unterkunft kennenzulernen: Jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr sei immer jemand vor Ort (für den Sicherheitsdienst sollte man seinen Ausweis mitbringen).

  • Bewertung
    4

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading