^ Holzrock“-Festival in Schopfheim: Derbe Klänge und politische Theorie - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Holzrock“-Festival in Schopfheim Derbe Klänge und politische Theorie

Christoph Schennen
Die Band „Scheitern“ sorgte mit ihrem energiegeladenen Sound für Begeisterung beim Publikum. Foto: Christoph Schennen

Beim „Holzrock“-Festival versammelt sich die linksalternative Szene aus der Regio. Neben einem anspruchsvollen Wortprogramm gibt es kraftvolle Musik von Pop bis Punk.

Immer am ersten Wochenende nach Beginn der Sommerferien findet das „Holzrock“-Festival statt. Im Sengelen-Wäldchen versammelt sich dann die linksalternative Szene der Regio. Viele kommen aus der Umgebung, aus dem Freiburger Raum, Baden-Württemberg und aus Basel, sagt Lilly, ein Mitglied aus dem Organisationsteam. Franzosen kommen kaum, weil die Sprachbarriere zu groß ist, ergänzt ihr Kollege Moritz. Viele Besucher haben ihre Kinder mitgebracht.

Die Besucher eint ihr Einsatz gegen Diskriminierung jeglicher Art und ihre Wut gegen rechte Bewegungen und Nazis. An einigen Stellen hängen Banner mit Sprüchen wie „Rechtspopulismus ist keine Alternative“ oder „Black Lives Matter“.

Workshop mit Nhu Nguyen

Das Programm besteht aus Konzerten, Vorträgen, einem Kindermusical und einem Workshop. Das Wortprogramm in den beiden Zelten ist sehr ambitioniert – das war auch in diesem Jahr so. „Andreea“ las das letzte Kapitel aus „Anarchismus und Organisation“ des deutschen Anarchisten Rudolf Rocker. Live-Coder Christoph Kummerer, mit dem sie dem anarchistischen Literaturpodcast „Anarchie und Cello“ macht, lockerte die Lesung mit elektronischer Musik auf.

Ein Vortrag beschäftigte sich mit Anarchistischer Pädagogik. Tú Qùynh Nhu Nguyen, Bildungsreferentin und Dozentin an der Evangelischen Hochschule Freiburg, erläuterte in ihrem Workshop, wie eine solidarische Handlungspraxis in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft aussehen kann am Beispiel von Power Sharing und der Kapitalismustheorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu. Unter Power Sharing versteht man die Fähigkeit von Menschen, ihre Machtposition zu erkennen und sie mit von Diskriminierung betroffenen Personengruppen zu teilen. Lucius Teidelbaum schilderte seine Eindrücke von Verschwörungstheoretikern.

Es gibt ein Awareness-Team

Das musikalische Programm reichte von Garage Punk, Sex’N’Roll, Hip-Hop bis zu Pop. Zum Auftakt des musikalischen Programms am Samstag erklang ruhige Gitarrenmusik von „Shitney Bears“, die auf dem Weg zum Festival einen Verteilerdeckel in ihrem Geländewagen wechseln musste und dennoch pünktlich eintraf.

Heftiger ging es zu unter anderem bei „Dekonstrukt“ (Grustpunk/Metall), der „Holzrock“-Stammband „The Maladro!ts“ (Garage Punk) oder der Postpunk-Combo „Scheitern“. Viele nutzten die Möglichkeit, um bei der deftigen Punkmusik abzuhotten. Mittels Siebdruck konnten T-Shirts oder Tragetaschen mit Slogans bedruckt werden.

Wichtig ist den Holzrock-Organisatoren, dass sich jeder auf dem Festival wohlfühlt. Es gibt ein Zelt, in dem Frauen und Männer über Awareness aufklären. Jegliche Form von Diskriminierung, übergriffigem Verhalten und sexualisierter Gewalt kann dort gemeldet werden. Wer in Bedrängnis gerät, kann eine Telefonnummer wählen und wird dann von einem Awareness-Mitarbeiter betreut. Auch gesunde und ökologische Ernährung wird angeboten. Zwar gibt es einen Grill, auf dem Steaks gebraten werden können, aber die meisten Besucher holen sich einen Grünkernburger oder vegetarische Wraps vom Kochkollektiv Maulwurf. Käsefreunde erfreut der Raclette-Stand.

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