Im Lörracher Burghof Die Skurrilitäten des Alltags

Regine Ounas-Kräusel
Jan Philipp Zymny trat im Burghof mit seinem Programm „Quantenheilung durch Stand Up Comedy“ auf. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Jan Philipp Zymny, in der Szene der Poetryslammer kein Unbekannter, gastierte am Samstag mit seinem Programm „Quantenheilung durch Stand-up-Comedy“ im Burghof. Mit viel Lust am spontanen Wortwitz brachte er die Skurrilitäten des Alltags auf den Punkt, das Publikum und manchmal auch sich selbst zum Lachen.

Stand-up-Comedy eben, aber mit einem Herzensanliegen: Jan Philipp Zymny warb für mehr Offenheit gegenüber Menschen, die jenseits der Hetero-Mehrheitsnorm oder mit einer psychischen Besonderheit wie ADHS oder Autismus leben.

Mit Städtefeindschaften

Mit leichtem Geplauder über die Herausforderungen seiner aktuellen Deutschlandtournee knüpfte Jan Philipp Zymny Kontakt zum Publikum. Er lästerte über die Bahn und erzählte von Städtefeindschaften, die er vielerorts kennen lerne. Als er erfuhr, dass hier eine solche zwischen Lörrach und Weil am Rhein bestehe, kalauerte er: Die Nachbarstadt heiße wohl so, weil sie an einem großen Fluss liege, „weil am Rhein“ eben. Er erzählte, wie er, der sich überhaupt nicht für Autos interessiere, sich notgedrungen eines für seine Tourneen kaufte.

Mit rauer Bruststimme mimte er den Verkäufer, der ihm einen Sportwagen anpries, ein „Schätzchen“, das in drei Sekunden auf 100 beschleunige und einen voluminösen Hubraum besitze. Hubraum, Hubwohnung, Hubwolkenkratzer? Im Burghoffoyer, wo Jan Philipp Zymny auftrat, saßen auch viele junge Leute im Publikum.

Skurril, aber treffsicher

Die Zuhörer lachten über Zymnys Wortwitz, aber auch über die Frage: Warum so viele Hetero-Männer eigentlich den Frauen mit einem dicken Auto imponieren wollen, wo doch Frauen angeblich von Autos gar nichts verstehen? Zugewandt und mit sichtlichem Spaß, manchmal skurril, aber immer treffsicher, warb Jan Philipp Zimny für Offenheit und Toleranz. Auf die Frage, warum er denn mit Männer knutscht, antwortete er mit einer Gegenfrage: Vielleicht einfach, weil er jemanden mag?

Er schilderte, mit wie viel Druck er in einem religiösen Elternhaus aufwuchs und fragte, warum die Menschen überhaupt Esoterik und Religion brauchen? Weil sie von modernen Technologien wie dem Impfen oder dem G5-Mobilfunk überfordert sind? Seinen Frust über die aktuelle Politik verpackte er in ein Gedankenspiel: Angenommen, es brennt in der Studenten-WG – was würden unsere Politiker tun?

„Demokratie ist geil“

Die AfD würde leugnen, dass es das Feuer überhaupt gibt, alle anderen wären bereit zu löschen - ohne dass etwas passiert: CDU und CSU hätten Ausreden. Die SPD würde den Kühlschrank öffnen, die FDP die WG verkaufen, die Grünen würden kreischen: „Wir hätten schon vor ein paar Jahren…“ – „Demokratie ist geil“, bekannte der Comedian. Aber statt Probleme zu lösen, verzettelten sich die Politiker und wir alle in Kleinigkeiten, wie dem Streit über das Gendern: Warum geht uns allen die Anrede „Meine Damen und Herren“ so leicht über die Lippen? Aber warum sind dann Viele mit der Anrede „Sehr geehrte Handwerkerinnen“ überfordert, fragte der Comedian und machte zwischen den Silben „Handwerker“ und „innen“ eine kleine Pause für das Gendersternchen.

Autist und ADHS

Mit dem Bekenntnis, dass er selbst Autist sei und ADHS habe, warb Jan Philipp Zymny dafür, offen über psychische Gesundheit zu reden. Dass er als Autist vor Publikum auf der Bühne stehe, habe ihm sein Arzt nicht glauben wollen, meinte er. Aber das sei doch geil: „Ich bin der einzige, der reden darf.“ Was für ihn gut sei, sei nicht für alle Autisten gut - jeder Mensch sei ein Individuum, erklärt er. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

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