Interview „Es ist das größte Geheimnis von Zell“

Verena Wehrle
Marius Lais, neuer Kanzler der Fasnachtsgesellschaft Zell, freut sich auf den Ölfte Ölfte. Foto:  

Am Ölfte Ölfte wird in Zell der neue Hürus präsentiert. Der 22-jährige Marius Lais, neuer Kanzler der FGZ, verrät im Gespräch, was hinter den Kulissen geschieht und wie schwer – aber auch wie wichtig – es ist, den Hürus geheim zu halten.

Sie sind neuer Kanzler der Zeller Fasnacht und damit Nachfolger von Torsten Weinstein. Was ist dabei Ihre Rolle?

Gemeinsam mit dem Gefolge (was in der Zeller Fasnacht eine Art Hofstaat darstellt), kümmere ich mich um alles, was mit dem Hürus zu tun hat. Denn er darf nie alleine repräsentativ wirken, damit seine traditionelle und hoheitliche Stellung gewahrt wird.

Am Samstag steht ja in Zell der Ölfte Ölfte an. Was ist an dieser Fasnachtseröffnung anders als an anderen?

Zum einen kommen alle Gäste in Abendkleidung und nicht in fasnächtlicher Verkleidung, auch die Narren tragen kein Häs. Das Besondere ist aber der Einzug des bis dahin noch geheimen Hürus.

Apropos geheim: Manche denken ja, der Hürus werde gewählt. Doch räumen wir mal mit den Gerüchten auf – wie geheim ist denn der Hürus wirklich?

Der Hürus wird von unserem Präsidenten ausgewählt, nur von ihm. Kein anderer weiß es. Es ist das größte Geheimnis in Zell. Der Präsident ruft den Auserwählten zur Zeit der Chilbi an und fragt ihn, ob er es machen will. Er kann auch Nein sagen, schließlich ist es ein Amt, das in den nächsten zwei bis fünf Monaten sein Leben auf den Kopf stellt. Jeder volljährige Zeller kann zum Hürus auserwählt werden.

Das Geheimnis scheint ja wie in einem TV-Krimi gehütet zu werden?

Ja. Zwei Wochen vor dem 11.11. machen wir einen Termin aus an einem geheimen Treffpunkt an einem entlegenen Ort. Ich fahre mit dem Präsidenten dorthin und erst, wenn der Hürus zu uns ins Auto steigt, weiß auch ich, wer er ist. Da war ich sehr nervös, das ist schon ein besonderer Moment. Danach müssen wir den 11.11. vorbereiten und den Ablauf klären. Und dann haben wir noch die Hutprobe, wir haben nämlich nur zwei Hürus-Hüte. Falls sie nicht passen, müssen sie angepasst werden.

Wie schwierig ist es für Sie, den Hürus geheim zu halten?

Ich habe es mir schwerer vorgestellt, weil mir kaum jemand Fragen stellt. Es ist eben schöner, wenn die Gäste sich am 11.11. überraschen lassen.

Und wie schafft ihr es, dass es am auch 11.11. keiner zu früh erfährt?

Es ist das oberste Credo, dass es bis zu seinem Einmarsch gegen Mitternacht geheim bleibt und das finde ich auch sehr wichtig. Das ist aber schon eine Herausforderung. Wenn er aus der Halle geht, um sich umzuziehen, darf keiner mitbekommen, dass er nicht anwesend ist. Das muss alles sehr schnell gehen. Zudem lädt der Hürus nach dem Feiern in der Nacht traditionell seine Freunde zu sich nach Hause zur Suppe ein. Gemeinsam mit dem Zeremonienmeister und den beiden Gauklern, die dann auch eingeweiht werden, kümmere ich mich noch während des Programms um die Vorbereitung dieses Festes und das muss alles ganz schnell gehen. Nach dem Umziehen nehmen die Schrätteli den Hürus in einen Kreis, decken ihn ab und laufen mit ihm zur Treppe an der Bühne. Unter dem Zeller Narrenmarsch der Stadtmusik lösen die Schrätteli dann die Mauer und purzeln wild von der Treppe.

Erst dann sehen alle Zuschauer, wer der Hürus ist und es herrscht wildes Jubelgeschrei. Für den Hürus ist das ein großartiger Moment, wenn dann alle ausflippen. Und das machen sie ganz unabhängig davon, wer da oben steht.

Das hört sich ja spannend an. Und was sind Ihre Aufgaben als Kanzler nach dem 11.11.?

Ich habe schon eine Checkliste von meinem Vorgänger bekommen. Ich überlege gemeinsam mit dem Hürus, wie sein Hausorden aussehen soll, den er selbst baut. Dies sowie Presse- und Fototermine stehen bis zum neuen Jahr an.

Und in der Hochphase der Fasnacht?

An vier Wochenenden besucht der Hürus mit seinem Gefolge alle Kappenabende der Vogteien, zudem gibt es zwei Narrentreffen in Wehr und in Titisee-Neustadt sowie viele Termine im Wiesental. Und dann folgt von Mittwoch bis Mittwoch wieder die Zeller Fasnacht. Ich bin die rechte Hand des Hürus und organisiere zum Beispiel auch die Inspektionsrunde, bei der wir am Fasnachtsdienstag durch die Läden und das Rathaus ziehen und der Hürus prüft, ob alles mit rechten Dingen zugeht.

Noch mal zurück zum 11.11. Dieser war ja innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Ist das normal in Zell?

Ja, die Vogteien campen schon am Freitagnachmittag und stehen dann schon für den Vorverkauf am Samstag an. Man kann dies mit einem Rockkonzert vergleichen.

In wenigen Tagen ist es soweit, was denken Sie nun?

Jetzt wird’s ernst. Ich bin schon ganz aufgeregt, wie die Zellerinnen und Zeller ihren neuen Hürus am Samstag begrüßen.

 

Die Fragen stellte Verena Wehrle.

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