^ Inzlingen: Beinahe wie aus heiterem Himmel - Inzlingen - Verlagshaus Jaumann

Inzlingen Beinahe wie aus heiterem Himmel

Die Oberbadische
Die Inzlinger Volksbank-Filiale schließt zum 1. November. Die Entscheidung wird allseits in der Wasserschloss-Gemeinde bedauert und stößt auch auf Kritik. Foto: Monika Vollmar Foto: Die Oberbadische

Filialschließung: Volksbank-Entscheidung stößt in Inzlingen auf viel Kritik / Ab 1. November

Die Filiale der Volksbank (VoBa) Dreiländereck in der Riehenstraße in Inzlingen schließt zum 1. November ihre Pforten (wir berichteten). Die Kunden wurden schriftlich informiert. Der Schritt wird allseits bedauert.

Inzlingen (mv). In einem Schreiben der Bank an ihre Kunden heißt es, dass sie in den vergangenen Jahren ihren Service umfassend ausgebaut habe und den veränderten Bedürfnissen der Kunden angepasst habe. Durch Onlinebanking und das telefonische Kundenservice-Center könnten viele Bankgeschäfte bequem von jedem Ort aus erledigt werden. Außerdem sei das Geldinstitut montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr jederzeit für die Kunden da, und auch das Online-Angebot der VoBa stehe rund um die Uhr zur Verfügung.

Weiter heißt es, dass auch in Inzlingen viele Kunden diese attraktiven Möglichkeiten dem Besuch einer Filiale vorziehen oder ihre Bankgeschäfte in einer Filiale erledigen würden, die näher an ihrem Arbeitsplatz liegen würde. Aus diesen Gründen sei die Nutzung der VoBa-Filiale Inzlingen stark zurückgegangen. Ein Weiterbetrieb sei mithin auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr möglich, erklärte Vorstandsvorsitzender Günther Heck.

Kein Rückzug aus der Fläche

In einer entsprechenden Pressemitteilung wird darauf hingewiesen, dass mit dieser Entscheidung keinesfalls ein Rückzug aus der Fläche verbunden sei. Aber Heck betonte auf Nachfrage, dass in Inzlingen mittlerweile ein „Schmerzpunkt“ überschritten wurde, der die Filialschließung auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht erforderlich mache. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass mit einer Fahrstrecke von maximal sieben Kilometern die Inzlinger Kunden auch weiterhin fünf VoBa-Filialen mit persönlichem Service und guter Beratung erreichen könnten.

Auch keine Bank-Automaten mehr

Insofern würde die VoBa Dreiländereck nach wie vor über eines der dichtesten Filialnetze in der Region verfügen. Heck bemerkte in diesem Zusammenhang, dass aus all diesen Gründen ab dem 1. November auch keine SB-Automaten in Inzlingen zur Verfügung stehen. Über die Zukunft der Immobilie an der Riehenstraße sagte er, dass das Gebäude verkauft werden soll, ein Käufer sei jedoch derzeit noch nicht gefunden worden.

Der Vorstandsvorsitzende verwies außerdem darauf, dass die Schließung der Filiale keinerlei Auswirkung auf die Zahl der Beschäftigten habe. Die Mitarbeiter würden in anderen VoBa-Filialen entsprechende Aufgaben übernehmen.

Kritik an der Filial-Schließung kommt von vielen Inzlingern. Vor allem ältere oder kranke VoBa-Kunden sehen in der Schließung eine individuelle Benachteiligung für die Erledigung ihrer Bankgeschäfte. Andere wiederum befürchten, dass sich auch andere wichtige Dienstleister allmählich aus der Wasserschlossgemeinde verabschieden könnten.

Kritik von der SPD im Gemeinderat

Kritik gibt es auch von politischer Seite. In einer Pressemitteilung der SPD-Fraktion des Inzlinger Gemeinderates heißt es, dass man die Filialschließung bedaure. Als absolut unangemessen hält die SPD-Fraktion die Art und Weise wie die Schließung in der Sommerpause ohne Vorab-Diskussion beschlossen wurde. Die SPD-Fraktion verurteilt das Vorgehen der VoBa daher auf das Schärfste, wie es in der Pressemitteilung heißt.

In ihrer Mitteilung erinnert die SPD-Fraktion daran, dass treue VoBa-Kunden, die über Jahrzehnte seriös ihre Geldgeschäfte erledigt haben und teilweise Genossenschaftsmitglieder der Volksbank seien und wesentlich zum Erfolg der VoBa Dreiländereck beigetragen haben, nun bestraft würden.

Die SPD-Fraktion würde sich daher über einen Besuch der VoBa bei einer öffentlichen Gemeinderatssitzung in Inzlingen freuen, da es für die Sozialdemokraten Diskussionsbedarf gebe oder Lösungsvorschläge – Stichwort: SB Automaten – gesucht würden.

Schließung tut schrecklich weh

Bürgermeister Marco Muchenberger konnte sich aktuell zum Thema nicht äußern, weil er in Urlaub ist. Bürgermeisterstellvertreter Hanspeter Bachthaler sagte: „Die Filialschließung tut schrecklich weh.“ Das Härteste fand er, dass auch nicht daran gedacht ist, weiterhin VoBa-Geldautomaten vor Ort vorzuhalten. Zudem bedauerte Bachthaler, dass die Entscheidung Knall auf Fall während der Sommermonate erfolgte. In Bezug auf die praktischen Auswirkungen sagte er, dass er bis dato nicht wisse, wie die VoBa-Kunden vor Ort an Geld gelangen können, wenn es auch keine Bankautomaten mehr gibt. Zum Vorschlags, dass fortan auch die Filale in Wyhlen Inzlinger Kunden betreuen könnte, meinte der Bürgermeisterstellvertreter, dass es keinerlei Busverbindung zwischen Inzlingen und Wyhlen gebe, was vor allem für ältere Menschen ohne Auto ein Problem darstelle. Verärgert zeigte sich Hanspeter Bachthaler auch darüber, dass zwar die Privatkunden der VoBa bezüglich der Filialschließung angeschrieben wurden, bei den Geschäftskunden habe man dies bisher jedoch unterlassen.

CDU bedauert außerordentlich

Für die CDU-Fraktion im Gemeinderat äußerte sich Alexander Braun, CDU-Ortsverbandsvorsitzender zur Filialschließung. Er bezeichnete die geplante Schließung als extremen Einschnitt, unter dem vor allem die älteren VoB- Kunden zu leiden hätten. Auch den Vorschlag, die Bankgeschäfte gegebenenfalls von der Filiale in Wyhlen aus zu erledigen, hält er wegen der fehlenden Busverbindung für wenig praktikabel. Zudem gab er zu bedenken, dass Inzlingen als Kommune einen autonomen Charakter habe und nicht mit Lörrach und seinen Ortsteilen verglichen werden könne. Deshalb sei die Schließung der VoBa-Filiale umso schmerzlicher. So auch deswegen, weil die Filiale auch ein Ort der Begegnung und der sozialen Kontakte vor allem für ältere Menschen dargestellt habe. All dies falle nun weg, was er für außerordentlich bedauerlich halte.

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