Beim schweren Unwetter Mitte Juli 2021 hatten Schlamm und Geröll unter anderem zwei Autos den Talweg hinab über die Schlossstraße hinaus- und in den Minigolfplatz hineingespült.
Um Schäden zu verhindern, wird oberhalb des Talwegs am Ende des Steinengrabens ein Geschiebe- und Geschwemmsel-Rückhalt gebaut. Die dafür geplante Zuwegung über eine Wiese werde man zukünftig aber kaum sehen, versicherte Muchenberger im Gemeinderat.
Ein Auffangbauwerk am Talweg soll in Zukunft Wasser in eine bereits im Weg vorhandene Entlastungsröhre einleiten, damit Schlamm und Wasser künftig nicht mehr den Talweg hinab rauschen.
Die Baumaßnahme wird Muchenberger zufolge rund 291 000 Euro kosten. Es seien Zuschüsse über 70 Prozent zu erwarten. Die Ausschreibung werde in Kürze auf den Weg gebracht.
Damm am Schlosshang
Die sichtbarste Hochwasserschutzmaßnahme wird ein mittelfristig geplanter Hochwasserrückhalteraum sein, für den ein mehrere Meter hoher schräger Erdwall beziehungsweise Damm unterhalb vom Minigolfplatz quer über den Hang errichtet werden soll. Entsprechende Pläne dafür stellte der Inzlinger Hydrologe Patrick Blau vom Büro für Geoinformatik und Umwelttechnik im Gemeinderat vor.
Mit diesem mächtigen Bauwerk soll vom Rührberg und aus Richtung Burtematt heranströmendes Hochwasser aufgehalten werden. Das Bächlein, welches am Minigolfplatz vorbeifließt, werde durch den Erdwall hindurchgeführt, sagte Blau.
Damm im Chrischonatal
Ein Bauwerk mit ähnlicher Funktion soll auch oberhalb vom Langmatthof im Chrischonatal errichtet werden. Gerade dort hatte es in den vergangenen Jahren regelrecht verheerende Schäden gegeben. Bei Starkregenfällen schossen Wasser, Schlamm und Geröll nahezu ungehindert von der Chrischona her in die Langmatt hinab, fluteten den landwirtschaftlichen Betrieb, verwandelten die Chrischonagasse in einen Fluss und setzten Häuser unter Wasser.
Ein Erdwall oberhalb vom Langmatthof soll dies künftig verhindern.
Schwierige Geologie
Wie Patrick Blau darlegte, machen die geologischen Verhältnisse den Bau der vorgesehenen beiden Hochwasserrückhalteräume nicht ganz einfach. Unter anderem müsse die jeweilige Fläche, auf der die beiden Erddämme entstehen sollen, mit Blick auf ihre Tragfähigkeit hin ertüchtigt werden.
Unter anderem gelte es zu verhindern, dass die Erdwälle bei Hochwasser-Einstau unterströmt würden, sagte der Hydrologe. Dies sei zwar grundsätzlich machbar, habe aber entsprechende Auswirkungen auf die Bauweise und damit auf die Kosten.
Unterführung
Und die Unterführung Schlossstraße, die bei Starkregenereignissen mit Dreck und Schlamm vollläuft?
Was in diesem Kontext aus ihr wird, ist noch offen. Problematisch ist, dass sie exakt am tiefsten Punkt des Schlossstraße-Trogs liegt und daher geradezu prädestiniert dafür ist, in Wasser, Geröll und Schlamm zu ertrinken. Blau zufolge müsste man diesen Tiefpunkt in Richtung Kreuzung verlagern, um das Wasser auf der Riehenstraße abfließen zu lassen. Ob die Unterführung in diesem Zusammenhang ganz geschlossen und rückgebaut oder lediglich hochwassersicher gestaltet wird, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Eigentum verpflichtet
„Die Aufgabe hat sich leider nicht verkleinert. So etwas ist eine Herkulesaufgabe für eine Gemeinde wie Inzlingen“, sagte Patrick Blau mit Blick auf die Erstellung eines Gesamtkonzepts. Auch die jeweiligen Grundstückseigentümer seien dazu angehalten, so gut es geht Eigenschutz zu betreiben, „denn Eigentum verpflichtet auch“.
Schäden unbedingt melden
Klar sei bei allem, dass die Gemeinde Inzlingen für die geplanten Schutzmaßnahmen nur dann Zuschüsse erhalten werde, wenn die wirtschaftliche Gesamtbilanz stimme. Heißt: Die Kosten für die Schutzmaßnahmen dürfen nicht über den tatsächlich entstehenden Schäden liegen. Ein solches Schadensmodell zu errechnen, sei aber nicht einfach. Blau zufolge haben sich nach dem letzten Starkregenereignis nämlich nur vier Betroffene bei der Gemeinde gemeldet. „Von 80 bis 90 Prozent der tatsächlich Betroffenen haben wir gar nichts gehört“, wundert er sich.
Binationale Kooperation
Mit Blick auf den Hochwasserschutz will die Gemeinde Inzlingen mit Riehen zusammenspannen. Eine gemeinsame Schutzkommission wurde gegründet. Um einheitliche Standards – in Deutschland und der Schweiz gelten oftmals verschiedene Grenzwerte – sicherzustellen, wurde eine Grundsatzvereinbarung („Letter of Intent“) ausgearbeitet. Das Papier soll in Kürze im Inzlinger Gemeinderat vorgestellt werden.