Inzlingen Inzlinger schreibt historischen Krimi ohne klassischen Detektiv

Die Oberbadische
Seine erste Moderation in der Literatur-Arena in Riehen machte Armin Zwerger (rechts) mit dem österreichischen Krimiautor Heinrich Steinfest. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Literaturbetrieb: Armin Zwerger arbeit bei Riehener Arena-Literaturinitiative mit und sucht für neues Buch noch einen Verlag

Von Jürgen Scharf

Inzlingen. In seinem Roman „Über die Eiserne Hand hinweg“, mit dem er als Romanautor bekannt geworden ist, erzählt Armin Zwerger eine fiktive Geschichte vor dem realen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs in der Grenzregion zwischen Basel und Inzlingen. Der in Inzlingen lebende Autor las daraus auch in der Arena-Literaturinitiative Riehen, einem rührigen Verein, der seit 40 Jahren Lesungen veranstaltet – eine literarische Begegnung mit Folgen.

Aufgrund dieser Lesung kamen Vorstandsmitglieder auf Zwerger zu. Der Vorsitzende des Literaturvereins, Valentin Herzog, fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, im Team mitzuarbeiten. Der Historiker und pensionierte Lehrer empfand es als eine interessante Sache, und so verstärkt er nun seit Anfang der neuen Saison das sechsköpfige Vorstandsteam.

Erste Moderation mit Krimipreisträger

Im November hat er im Kellertheater in der Alten Kanzlei in Riehen seine erste Moderation gemacht mit einem literarischen Gast, den er vorgeschlagen und zu dem er den Kontakt vermittelt hat. Mit dem in Deutschland relativ bekannten Autor und Krimipreisträger Heinrich Steinfest hat er sich über dessen Kriminalroman „Der schlaflose Cheng“ unterhalten. Hauptperson des Buchs ist ein Wiener Detektiv chinesischer Herkunft. Wer bei dieser Lesung anwesend war, erlebte ein gewitztes Frage- und Antwort-Spiel. Zwerger stellte dem Autor kluge Fragen, gerade im Hinblick auf die strategische Anlage der Geschichte und führte sich damit als Moderator gut ein.

Von seiner neuen Aufgabe ist Zwerger sehr angetan, schließlich handele es sich bei der Arena-Literaturinitiative um den ältesten Verein in Basel, der sich mit Literatur beschäftige. Der 66-Jährige hat jetzt mehr Zeit, denn seit den Sommerferien hat er als Lehrer aufgehört und arbeitet im Wesentlichen nun ehrenamtlich: „Da steckt viel Herzblut drin“. Das Angebot von Arena-Gründer Herzog kam ihm gerade recht: „Es hat mir gepasst“, sagt Zwerger, eine gute Idee, wie er fand, lerne man doch interessante Leute und Autorenkollegen kennen. Die Moderationen sind ein neuer Ansatz, früher gab es nur Einführungen. Moderierte Lesungen, so der frischgebackene Gesprächsleiter, seien eine wesentlich spannendere Sache, biete sich doch die Möglichkeit, den Gast gezielter zu fragen als nur Standardfragen zu stellen.

„Lesen ist bei uns obligatorisch“, sagt Zwerger über seine neue Aufgabe im Literaturteam. Jedes Frühjahr und Herbst würden die Programme gestaltet und die Bücher verteilt. „Wir machen uns Gedanken darüber“, sagt er, es könne auch mal ein Krimi sein. In der Regel seien die Autoren Schweizer, vor alle Basler, aber auch aus dem Badischen.

Arna-Vorsitzender begrüßt frische Ideen aus Baden

Valentin Herzog, selber schriftstellerisch tätig, begrüßt es sehr, dass durch den Mitarbeiter aus dem Badischen frische Ideen und neue Autoren ins Arena-Programm eingebracht werden. Zwerger wird den Vorstand bei den zehn bis zwölf Veranstaltungen pro Jahr, zu denen auch ein treues Publikum aus dem grenznahen Lörrach und Weil am Rhein kommt, unterstützen, und zwei Mal im Jahr selber moderieren.

Der in Friedrichshafen am Bodensee geborene Armin Zwerger hat in Freiburg Literatur und Deutsch studiert, in Titisee-Neustadt und Schönau sein Referendariat gemacht und über 20 Jahre in Stuttgart an gewerblichen und kaufmännischen Berufsschulen gearbeitet. Aus beruflichen Gründen ist er 2007 nach Inzlingen gezogen. Nach dem Umzug war er in Rheinfelden und Schopfheim an gewerblichen und kaufmännischen Schulen tätig. Die vergangenen zehn Jahre unterrichtete er an der Kaufmännischen Schule in Lörrach die Fächer Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Seine Frau, eine Realschullehrerin, die zwölf Jahre an der Gertrud-Luckner-Realschule in Rheinfelden war, ging zusammen mit ihm in Pension.

Zwerger ist schon als Kind eine „Leseratte“

Viel gelesen hat der ehemalige Lehrer schon als Kind, auch seine Mutter war sehr belesen, „insofern waren immer Bücher im Haus“, erinnert er sich. „Ich habe immer gern geschrieben, eigentlich schon während der Studienzeit“, erzählt er, „da habe ich für mich selber geschrieben - als Übung gar nicht schlecht!“ Wenn man ein Exposé an Verlage schicke, müsse es Hand und Fuß haben. „Man kriegt dann noch immer genügend Absagen.“

Neben Schreiben und Lesen, wobei es auch gern nordische, isländische oder schwedische Literatur sein darf, fährt Zwerger „wahnsinnig gern Fahrrad“, reist und angelt gerne, aber immer in europäischen Regionen, um keinen zu großen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.

„Historischer Krimi“ ohne klassischen Detektiv

Sein Debütroman über die „Eiserne Hand“, der in Inzlingen entstanden ist, läuft unter „Historischer Krimi“, obwohl es keinen klassischen Detektiv darin gibt. In dieser Kriminalgeschichte, die sich 1942 hier in der Gegend ereignete und bei der ein Zaun um das ganze Schweizerische Gebiet nördlich des Rheins eine Rolle spielt, kann man einiges über die Geschichte dieser ungewöhnlichen Grenze erfahren. (Man erinnert sich: Die Eiserne Hand oberhalb Riehens blieb ohne Umzäunung, weil das Deutsche Reich hier den Grenzhag direkt durch die schmalste Stelle führen wollte, was die Schweiz aber ablehnte.) Auch die literarischen Wanderungen, die Zwerger in diesem Zusammenhang machte – an den Grenzsteinen kann man entlang laufen –, sind gut angekommen.

Autor auf der Suche nach einem Verlag

Nach diesem Erstling hat der Inzlinger Autor vor, weitere Romane zu schreiben. „Ich bin am Ackern, aber noch nicht fertig“. Das Manuskript bekomme noch seinen letzten Schliff. Aber es wird, so viel verrät er, kein historischer Roman. Eher wird das Buch die aktuelle Situation und Themen der Zeit aufgreifen und an einem fiktionalen Ort spielen. Noch sucht Zwerger dafür einen Verlag.

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