Jahresrückblick Hausen Vor allem die Insolvenz von Auto-Kabel erschüttert Hausen

Gerald Nill
Ein Schock war für die Hebel-Gemeinde, dass der mit Abstand größte Arbeitgeber im Ort, die Auto-Kabel, zum Jahresende eine finanzielle Schieflage mitteilen musste. Foto: Gerald Nill

Nach 34 Jahren im Dienst der Gemeinde, davon 24 Jahre als Bürgermeister, wurde im Sommer Martin Bühler (60) verabschiedet. Bühler hat die Hebel-Gemeinde maßgeblich geprägt: Neue Mitte Hausen, Nahwärmenetz, Fahrradstraße und neues Pflegeheim stehen auf seiner Haben-Seite.

Aber fragte man Martin Bühler nach den schönsten Momenten in seiner 24-jährigen Zeit als Bürgermeister, so antwortete er spontan: „Die Hebelfeste!“ Alle zwei Jahre wird der Hebelpreis verliehen, jährlich die Hebelplakette. Seit die Gemeinde 2010 viele Kindertrachten angeschafft hat, ist der Umzug ein „farbenfrohes, fröhliches Fest“, schwärmte Bühler. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die nette Geste, dass die Basler Hebel-Stiftung seit 1861 traditionell den zwölf ältesten Hausenern ein Mahl und einen „Schoppen“ Wein spendiert, um daran zu erinnern, dass der Mundart-Dichter einst verarmt gestorben ist.

Mit absoluter Mehrheit

„Wir haben viel gerissen“, blickte Bühler auf die Projekte seiner Amtszeit zurück. Gelungen sei vor allem die Neue Mitte mit Grundschule, Sprachheilschule, Kindergarten und Pflegeheim. Alle Gebäude sind energetisch über eine Pellets-Anlage mit Gasspitze in der Schule im Nahwärmeverbund zusammen geschlossen. So ganz will Bühler sich auch von der kommunalen Verwaltung nicht trennen: „Ich werde eventuell ein Gewerbe anmelden für kommunale Beratungsthemen“, ließ Bühler durchblicken.

Nachfolger ist Philipp Lotter, der sich am 2. April im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gegen zwei Mitbewerber durchsetzte. Lotter kniete sich gleich mächtig rein in die neue Aufgabe und war sich nicht zu schade, in neuen Gummistiefeln in den Kanal zu steigen, um mit Anwohnern Unrat aus dem Gewässer zu fischen und Schwachstellen auszuloten.

Boom lässt auf sich warten

Zum Jahresende erlebte Hausen allerdings einen Schock. Der mit Abstand größte Arbeitgeber, die Auto-Kabel, musste für die Produktion „Insolvenz in Eigenverwaltung“ anmelden, weil das Unternehmen kräftig in die Umstellung auf Elektromobilität investierte, der große Boom aber noch auf sich warten lässt und namhafte Kunden ihre Aufträge in Hausen auf die Wartebank schoben.

„Die Auto-Kabel Gruppe ist weiterhin erfolgreich und bietet dem Kunden anspruchsvolle Technologien an. Lediglich die Werke, welche sich in der Transformation zur E-Mobilität befinden, kämpfen aktuell mit hohen Vorfinanzierungsbedarfen und schleppendem Abrufverhalten“, erklärt Geschäftsführer Markus Bolz.

Finanzielle Schieflage

Für den Produktionsstandort in Hausen bedeutet dies etwa 38 Prozent weniger Umsatz in diesem Jahr als geplant, dazu ein Defizit von 21,4 Millionen Euro. Erschwerend hinzu kommt, dass der bisherige Eigentümer sich aus dem Unternehmen zurückzieht. Ein US-Investor hatte zwar die Übernahme vertraglich fixiert, in letzter Minute aber zurück gezogen.

Jetzt gilt das ganze Augenmerk der Geschäftsleitung, möglichst bald einen neuen Investor für das Hausener Werk zu finden. Man befinde sich in konkreten Gesprächen mit fünf bis sieben potenziellen Investoren, drückt die Geschäftsführung zuletzt ihre Hoffnungen für die Zukunft des Unternehmens aus. Bürgermeister Lotter war ebenfalls aufgeschreckt, bot sofort seine Hilfe, soweit wie möglich, an. Auto-Kabel bescherte bislang 80 Prozent des Gewerbesteuer-Aufkommens in der Hebel-Gemeinde.

Erst wenige Tage vor der Zahlungsunfähigkeit von Auto-Kabel hatte Lotter den Vereinen Hoffnung auf die Anschaffung eines Kunstrasenplatzes gemacht.

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