Jugendzentrum in Zell Räten platzt der Kragen

Gerald Nill
Die Jugendarbeit in Zell liegt seit Jahren brach. Grund ist der Personalmangel. Foto: Gerald Nill

Kein gutes Haar ließ der Jugendausschuss in Zell am Betrieb des Jugendzentrums durch die Caritas. Seit Jahren verfolgen Pleiten, Pech und Pannen die freie Jugendarbeit. Jetzt riss im Ausschuss der Geduldsfaden.

Diesmal wurde zum Thema Jugendzentrum in der Gartenstraße, das von der Caritas betrieben wird, kein Blatt vor den Mund genommen. Offiziell gibt es anscheinend zwei Nachmittage in der Woche, an denen das JUZ am Schulzentrum offiziell geöffnet ist, montags und mittwochs. Aber ist es wirklich geöffnet und wer weiß überhaupt von der Wiedereröffnung? Das beschäftigte die Mitglieder des Jugendausschusses.

„Ich habe bis jetzt noch nichts von der Caritas gesehen“, sagte Marco Wassmer (SPD) unumwunden. Und Fraktionskollegin Claudia Dolzer wurde noch deutlicher, als sie dem Caritas-Vertreter Johann Christoph Herrmann an den Kopf warf: „Im Moment bin ich mit Ihrer Leistung nicht zufrieden. Wir zahlen für eine Leistung, die nicht erbracht wird.“

Konzept und Bericht

Klipp und klar wollte sie wissen, wann und wie oft das Jugendzentrum seit August wieder geöffnet gewesen sei. Dolzer weiter: „Wie wollen Sie den Personalmangel beheben?“ Sie verlangte von der Caritas ein Konzept und einen Bericht zur Situation in vier Wochen.

Hannelore Vollmer von den Freien Wählern konnte bei der Kritik nur beipflichten: „Die Kinder kennen doch die Öffnungszeiten des Juz nicht einmal.“ Dabei benötigten Kinder Verlässlichkeit. Bürgermeister Peter Palme war da einer Meinung: „Ich schließe mich der massiven Kritik am Jugendzentrum an.“ Die Jugendarbeit in Zell liegt seit Jahren brach. Die Pandemie, eine Kündigung, schließlich eine Einstellung, die nach kurzer Zeit schon wieder beendet wurde. Folge: Eine Jugendarbeit findet im Jugendzentrum praktisch nicht statt.

Vakanz seit Mai

Das räumte auch Johann Christoph Herrmann von der Caritas in seinem Bericht mehr oder weniger ein. Durch die Kündigung eines Mitarbeiters bestehe seit Mai eine Vakanz in Zell. „Bewerbungen gibt es so gut wie keine.“ Folge: „Die Öffnungszeiten im Juz Zell sind sehr minimiert.“ Zweimal pro Woche sei die Einrichtung „für wenige Stunden geöffnet“.

Deshalb seien auch nur drei bis sechs Jugendliche die Besucher, räumte Herrmann ein. Ihm sei bekannt, dass es ohne Kontinuität keine pädagogische Arbeit gebe. Dadurch bestehe auch die Gefahr, dass Jugendliche „in die größeren Städte abwanderten, Cliquen bildeten und in Parallelgesellschaften lebten“. Herrmann formulierte selbst den Standard der Jugendarbeit: Das Zentrum müsse dreimal pro Woche an vier Stunden geöffnet haben. Aber es gestalte sich äußerst schwierig, Mitarbeiter zu finden, die auch die entsprechenden Qualifikationen mitbrächten.

Zell zur Disposition?

Verschiedene Ausschussmitglieder vertraten die Ansicht, dass man für die Jugendarbeit nicht unbedingt einen Pädagogen mit akademischem Abschluss benötige. Als Zukunftsvision nannte Herrmann das Szenario, drei Jugendräume im Wiesental zu zweien zusammenzulegen. Da Schönau und Todtnau wohl recht gut laufen, stünde demnach Zell zur Disposition. Bernhard Klauser vom Bürgerforum fragte nach, ob er diese Lösung richtig verstanden habe und erteilte der Idee eine klare Absage. Allen voran Claudia Dolzer forderte schließlich: „Sorgen Sie für ein Programm im Juz Zell!“

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