Kandern Ahnte Ritter seinen Tod voraus?

Birgit-Cathrin Duval
Friedrich Ritter arbeitete fieberhaft an seinen Philosophien, die allerdings nie veröffentlicht wurden. Foto: Schmitt/Smithsonian Institution Archives

Im Jahr 1929 wandert ein Wollbacher auf die Galapagos-Insel Floreana aus und kommt wenige Jahre später unter mysteriösen Umständen ums Leben. Unsere Serie erzählt die Geschichte von Friedrich Ritter und der „Galapagos-Affäre“.

Im sechsten Teil berichten wir über die merkwürdigen Umstände, die zu Ritters Tod führten.

Seine letzten Worte kann er nicht mehr aussprechen. Ritter kritzelt sie deshalb auf einen Zettel: „Ich verfluche dich im letzten Augenblick!“ Sie sind an seine Lebensgefährtin, Dore Strauch, gerichtet. Im Fieberwahn, mit hasserfüllten, funkelnden Augen richtet er sich auf, als wolle er sich auf sie stürzen. Doch dann, es war kurz vor 21 Uhr, am 21. November 1934, stirbt Friedrich Ritter. So beschreibt es die Augenzeugin Margret Wittmer in ihrem Buch „Postlagernd Floreana“.

Dore Strauch berichtet in ihren Erzählungen (When Satan came to Eden), dass Friedrich Ritter einen Schlaganfall erlitten habe und er sogar um seinen Revolver bat, um seinem Leben ein Ende zu setzen. „Ein letztes Mal öffnete er seine blauen Augen, sein Blick war von einer freudigen Ruhe erfüllt“, so beschreibt Dore die letzten Minuten Friedrich Ritters. Stunden zuvor war Dore Strauch zum Haus der Wittmers gegangen, um Hilfe zu holen. In einer späteren Version ihres Buches steht, dass Ritter an einer Fleischvergiftung erkrankt sei.

Was bisher auf der Insel geschah

Die Baronin und ihr Liebhaber Philippson sind spurlos verschwunden, Rudolf Lorenz kommt auf tragische Weise auf einer Schiffsreise ums Leben. Auf Floreana gehen die Wittmers zur Tagesordnung über, Ritter arbeitet wie besessen an seinem philosophischen Werk, das er „Zeit-Raum-Kausalität und ihre innere Beziehung“ betitelt. Ritter ist überzeugt, dass sein Werk jenes von Einstein in den Schatten stellen wird. Dessen mathematisches Genie kennt er an, doch „erkenntnistheoretisch sind er und alle seine Gläubigen im Irrtum“.

Dore leidet merklich unter den Beschwerden ihrer MS-Erkrankung. Auch um die Beziehung des als „Adam und Eva“ betitelten Paares ist es nicht gut bestellt. Ritter hegt den Gedanken, seine Frau Mila aus Deutschland zu sich auf die Insel zu holen.

Am 10. Juli 1934 schreibt er: „Wenn ich oder wir je einmal als verschollen bekanntwerden sollten, so dürft Ihr gewiss sein, dass es ,eine Kugel aus dem Busch’ war – auch wenn keine Baronin mehr hier ist.“ Und weiter: „Erschreckt nicht darüber – es ist nur ein Gedanke von mir, und ich glaube nicht, dass mein Schicksal so rasch und ,leidlos’ enden wird.“ Ritter sollte recht behalten. Doch der Tod kam nicht durch eine Kugel. Es war ein Huhn.

Der Vegetarier stirbt an einer Fleischvergiftung

Auf Frido verwendeten Dore und Friedrich eingekochtes Schweinefleisch als Hühnerfutter. Ein Einweckglas war offenbar verdorben, denn alle Hühner krepierten, nachdem sie das Fleisch gefressen hatten. Die Wittmers versprachen Hilfe und brachten einen Hahn und mehrere Hühner nach Frido im Tausch gegen Bücher. Dort angekommen, bemerkten sie, dass Friedrich das Fleisch der verendeten Hühner einkochte. Durch das Erhitzen würde das Gift unschädlich, erklärte Ritter den Wittmers.

Am 20. November kam Dore zu den Wittmers. Es sei etwas Schreckliches geschehen. „Ich glaube, er stirbt.“ Dores Bericht zufolge hatten beide vom Hühnerfleisch gegessen. Weshalb die Vegetarier nun plötzlich Fleisch gegessen haben, ist eines der ungelösten Rätsel. Angeblich hätten sie nur davon probiert, um zu sehen, ob es genießbar wäre. Dore hätte sich kurz darauf erbrochen, doch Ritters Zustand wäre stündlich schlimmer geworden.

Als alle gemeinsam in Frido eintreffen, können sie nichts mehr für Ritter tun. Er verlangt nach einem Zettel und schreibt die Worte „Ich verfluche dich…“.

Bei der Beerdigung ist Dore nicht anwesend

Dore reagiert hysterisch auf den Tod ihres Lebensgefährten. Margret Wittmer berichtet, sie hätte in der Nacht unaufhörlich geredet, dass Ritter und Lorenz ein Geheimnis hätten. Am Morgen erklärte sie, sie müsse nun Friedrichs Erbe antreten und seine philosophischen Werke verbreiten. Heinz Wittmer und sein Sohn Harry schaufeln das Grab für Ritter. Als sie ihn beerdigen, ist Dore nicht dabei.

Im letzten Teil: Wer hat wen auf dem Gewissen? War Ritters Tod ein Missgeschick oder war es Mord?

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