Kandern Als Museumsbahn vor der Stilllegung bewahrt

Adrian Steineck
 Foto: Weiler Zeitung

Serie – Teil VII: „125 Jahre Kandertalbahn“ / Chanderli tuckert weiter durch die Region

Die Kandertalbahn fährt auch im Jahr ihres 125-jährigen Bestehens unverzagt durch das Markgräflerland. Nachdem es aufgrund der Corona-Pandemie zunächst unklar war, ob die Museumsbahn dieses Jahr überhaupt fahren kann, hat zum 5. Juli doch noch die Saison begonnen.

Kandern. Wie aber wurde das „Chanderli“ überhaupt zur Museumsbahn? Dieser Frage gehen wir im siebten Teil unserer Serie zum 125-jährigen Bestehen der Kandertalbahn auf den Grund.

Wie in der vorherigen Folge geschildert, erfolgte Mitte der 1980er-Jahre die Stilllegung der Kandertalbahn. Hauptgrund war die zunehmende Verlagerung des Verkehrs, auch des Güterverkehrs, auf die Straße.

Schon zuvor, genauer seit den Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der „Chanderli“-Jungfernfahrt im Jahr 1970, hatte es einen regelmäßigen Museumsbahnbetrieb gegeben, wie es in der Festschrift zum Jubiläum der Kandertalbahn heißt. Von nun an wurden einmal im Monat an einem Sonntag planmäßige Zugfahrten durch Fahrten mit dem historischen Dampfzug ersetzt.

Eurovapor hat Interesse

Verantwortlich dafür war die Europäische Vereinigung zum Erhalt von Dampflokomotiven (Eurovapor), die im Jahr 1962 in Basel gegründet worden war. Der zu Ende gehende Dampfbetrieb im nahen Kandern erregte das Interesse der Eurovapor-Verantwortlichen, die eine Dampflok und zwei Personenwagen von der Kandertalbahn kaufte. Im Bahnbetriebswerk Haltingen wurde die Lok 30 im Jahr 1969 mit Unterstützung der Deutschen Bahn (DB) wieder betriebsfähig gemacht und verkehrte ab 1970 einmal im Monat bis zum Badischen Bahnhof in Basel. Der Zug der Eurovapor war zwar in Kandern stationiert, kam aber in den 1970er-Jahren auf vielen Sonderfahrten in Südwestdeutschland zum Einsatz.

Dampfloks fahren bis 1977

Ende der 1970er-Jahre wurde der planmäßige Betrieb auf der Kandertalbahn eingeschränkt. Die Eurovapor konnte nun nicht mehr planmäßige Züge ersetzen, sondern musste ihre Museumsbahnfahrten zusätzlich einrichten. Nach dem Dampflokverbot der DB ab 1977 konnten die Züge von Haltingen bis nach Basel nicht mehr mit der Dampflok gefahren werden. Es wurden nach Möglichkeit historische E-Loks von der DB angemietet. Aber auch die IC-Lok 103 kam im Jahr 1980 zum Einsatz.

Als schließlich der Betrieb der Kandertalbahn Mitte der 1980er-Jahre eingestellt wurde, gab es von der Stadt Kandern, den Anliegergemeinden und den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Eurovapor Interesse daran, das „Chanderli“ als Museumsbahn weiter zu betreiben und dadurch vor der endgültigen Stilllegung zu retten. Als Eisenbahnverkehrsunternehmen konnte der Zweckverband Kandertalbahn gegründet werden, die Strecke wurde von der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) gepachtet, die dringend notwendigen Instandsetzungen durchgeführt. Im Jahr 1986 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Wie vor der Stilllegung wurde an einem Sonntag im Monat gefahren, wobei die Züge wieder bis nach Basel und bis nach Lörrach verkehrten. Der Lokschuppen mit Werkstatt konnte nun für den Unterhalt der historischen Fahrzeuge genutzt werden.

Von 1995 bis heute

Im Jahr 1995 wurde das 100-jährige Bestehen der Kandertalbahn mit einem Bahnhofsfest gefeiert. Ein Meilenstein war laut der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen auch das Aufstellen einer Fahrzeughalle auf dem Bahnhof Kandern im Jahr 2000, in der seitdem auch allen Personenwagen ein geschützter Abstellplatz zur Verfügung steht. Nur so könne eine dauerhafte Erhaltung der Fahrzeuge erreicht werden.

Zur gleichen Zeit wurde auch der Betriebsablauf geändert. Die Fahrten wurden auf die eigene Infrastruktur, also die Strecke Haltingen-Kandern, beschränkt. und die öffentlichen Fahrten von da an jeden Sonntag angeboten. Bestellte Sonderfahrten werden – zumindest galt dies bis vor Corona – zu jeder Zeit gefahren. Bis zum Jahr 2007 wurden auch außerhalb der Kandertalbahn bis Basel, Lörrach und darüber hinaus Sonderzüge gefahren. Aufgrund verschärfter Zulassungskriterien für die Fahrzeuge sind Fahrten auf dem Netz der DB oder der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) heute nicht mehr möglich. Die Kandertalbahn war aber zum wiederholten Mal vor der Stilllegung bewahrt worden.

  Die Festschrift zum Jubiläum des „Chanderli“ ist zum Preis von 3,50 Euro über die Tourist-Information Kandern, Tel. 07626/972356, oder E-Mail verkehrsamt@kandern.de, erhältlich.   Die bisherigen Folgen unserer Serie sind am 28. April, 11. Mai, 19. Mai, 4. Juni, 19. Juni und 24. Juni erschienen.

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