Kandern Applaus am Wegesrand

Markus Adler
Die fünf Kanderner Wehrleute in Penela (von links): Patrick Skoruppa. Foto: zVg/Feuerwehr Kandern

Fünf Kanderner Wehrleute absolvieren Spezialausbildung in Portugal.

Das teilnehmende Quintett aus Kandern ist nicht nur aus dieser Begegnung beeindruckt von der Hingabe der dortigen Wehr an ihre Aufgabe. Die Kanderner Wehr musste 2023 auch schon einen Waldbrand löschen. Aber die Vegetationsfeuer in Portugal lassen dies im Vergleich wie ein „Feuerchen“ erscheinen. Dort stehen auf dünn besiedeltem Gebiet mit wenig Brandschneisen und dünnem Wegenetz ein dicht bewachsener Kiefern und Pinienwald sowie viele Eukalyptusbäume, soweit das Auge reicht.

Partnerschaft mit Brief und Siegel seit 2022

„Wenn das einmal brennt, reden wir von einem Kronenfeuer. Das heißt, da brennt der ganze Baum von oben bis unten. Das ist kein Bodenfeuer, wie es bei uns häufiger im Sommer anzutreffen ist“, erzählt der erste stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Kandern, Matthias Meisinger.

„Außerdem haben insbesondere die Eukalyptusbäume eine extrem hohe Brandlast, die durch ausgetrocknete Böden und starke Winde noch zusätzlich angefacht wird“, berichtet er. Seit 2019 hatte die Kanderner Wehr nach verheerenden Bränden in der Region die dortigen Brandschützer immer wieder mit Spenden, Fahrzeugen und Ausrüstung unterstützt. Daraus hat sich eine enge Freundschaft entwickelt, die seit 2022 sogar mit Brief und Urkunde besiegelt ist.

„Solche Brände kann man nicht eingrenzen“, erzählt Meisinger, der schon zum wiederholten Mal mit Dietmar Wieber bei den portugiesischen Spezialisten der Waldkampfbekämpfung zu Gast war. Die dortige Wehr geht bei ihrer Bekämpfung taktisch viel großflächiger und strategischer vor, weil sie das muss. Diese Lagen dauern 18 Stunden am Tag, und manchmal mehrere Tage lang. Und das tun die etwa 35 hauptamtlichen und 80 ehrenamtlichen portugiesischen Kollegen immerhin so professionell, dass aus aller Welt Wehren ihre Brandschützer zur Aus- und Weiterbildung auf die iberische Halbinsel zwischen Porto und Lissabon nach Penela schicken.

Portugiesen können im Einsatz richtig zupacken

Wieber und Meisinger sind als Gerätewarte und Führungskräfte alte Haudegen und haben in ihrem Einsatzleben schon einiges gesehen, aber sie sprechen nur in den höchsten Tönen von den portugiesischen Brandbekämpfern. Beide hatten 2020 die Grundlagen schon einmal kennengelernt und holten sich nun neues Wissen zu den Theman Entwicklung und Verhalten des Feuers sowie in der Einsatztaktik.

Die drei anderen Kanderner Kollegen bekamen das Handwerk der Waldbrandbekämpfung vermittelt – das findet in Portugal weniger in der Theorie, sondern eher praxistorientiert statt. „Die machen dort einfach“, beschreibt Meisinger den zupackenden Charakter der portugisieschen Wehr, die als Unternehmen eigenwirtschaftlich kalkulieren muss.

Bei der Ausbildung geht es also rasch raus ins Gelände, „an die Spritze“ und an anderes Handwerkszeug zur Nachbehandlung der Brände. Die portugiesische Ausrüstung besteht zwar aus leichterem Material, aber deshalb wissen sie dennoch sehr genau, was sie tun.

Es gibt ein eigenes Forschungslabor, in dem Brände unter Simulationsbedingungen wie unterschiedliche Topographie und Wettereinflüsse durchgespielt werden können. Das Kanderner Quintett besuchte daneben auch noch eine Spezialeinheit zur Brandbekämpfung aus der Luft und war beeindruckt.

Erfahrene Wehrleute sind sichtlich beeindruckt

Und Kandern gehört neben Maulburg zu den südbadischen Spezialisten der Flächenbrände – im Landkreis Lörrach existiert dafür eine eigene Arbeitsgemeinschaft Vegetationsbrandbekämpfung, in der die Kandernder Wehrleute seit Jahren mitarbeiten.

Mehr Wertschätzung für die eigenen Arbeit erhofft

Was hat Meisinger und Wieber am meisten beeindruckt? „Die Feuerwehr genießt dort eine wahnsinnige Achtung bei der Bevölkerung. Die Leute stehen an der Straße und klatschten, wenn die Brandbekämpfer in den Einsatz fahren“, sagt Meisinger.

„Bei uns würde man sich das ab und zu auch mal wünschen, wenn wir wieder gefragt werden, warum wir nachts unbedingt mit Sondersignal durch die Kanderner Hauptstraße fahren müssen.“

Beispiel: 165 Einsätze gab es in Kandern 2023 bisher – der letzte in dieser Nacht um 2.41 Uhr wegen einer Brandmeldeanlage. Obwohl beide Wehrleute neben ihrer Tätigkeit als Gewärtewarte andere Aufgaben bei der Stadt haben, waschen sie Einsatzkleidung, trocknen Schläuche und rüsten das Tanklöschfahrzeug auf. Das gehört zum „Geschäft“ dazu – in Sachen Motivation stehen sich beide Seiten in nichts nach.

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