^ Kandern: Auf dem Weg zur Klimaneutralität - Kandern - Verlagshaus Jaumann

Kandern Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Alexandra Günzschel
Kandern will klimaneutral werden. Dabei könnte auch die Black Forest Academy (vorne links) als Ankergebäude für ein Nahwärmenetz Foto: Alexandra Günzschel

Der Gemeinderat gibt grünes Licht für die Wärmewendestrategie bis zum Jahr 2040

Der Landkreis Lörrach hat in einem Pilotprojekt eine Wärmeplanung für alle Kommunen im Kreis erstellt. Ziel ist eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040. Auch für die Stadt Kandern und ihre Ortsteile liegen individuelle Steckbriefe vor, die das jeweilige Potenzial vor Ort aufzeigen.

Mit einer Gegenstimme sprach sich der Gemeinderat am Montagabend für diese Wärmewendestrategie aus. Die Gegenstimme kam von Martin Schellhorn (Grüne). Er kritisierte das Papier als zu „Wischiwaschi“ und hätte lieber über konkrete Maßnahmen abgestimmt.

Zuvor hatte Klimaschutzmanagerin Nele Hoge vom Landratsamt Lörrach die Grundzüge des Pilotprojekts „Unternehmensunabhängige interkommunale Wärmeplanung für den Landkreis Lörrach“ (UIWP) vorgestellt und ging dabei auch auf Kanderner Besonderheiten ein. „Von den rund 100 Gigawattstunden Wärmebedarf pro Jahr in Kandern entfallen knapp 90 Prozent auf den privaten Wohnsektor“, betonte sie. Zum Großteil würden die zumeist älteren Gebäude mit Erdgas oder Öl beheizt. Aufgrund von fehlenden Informationen von Schornsteinfegern liegen hierzu jedoch keine vollständigen Daten vor.

Die Eigentümer sind gefragt

Daraus ergeben sich zwei große Ansätze auf dem Weg zur Klimaneutralität. Zum einen soll die Energieeffizienz der Gebäude durch Sanierungsmaßnahmen gesteigert werden, zum anderen wollen die Akteure das hohe Potenzial im Landkreis für Solarthermie und Photovoltaik besser ausschöpfen.

Dies wiederum erfordert eine Beteiligung der Hauseigentümer, die mit kostenlosen Beratungsangeboten überzeugt werden sollen. Kandern nimmt zudem am landkreisweiten Wettbewerb „365-Dächer-Programm“ teil (Info: https://solar365.eu/initiative/loerrach/). Dass das Programm von Seiten der Stadt Kandern nicht offensiver beworben wurde, kritisierte Schellhorn.

Mögliche Wärmenetze

Während in den meisten der sechs Ortsteile vor allem Verbesserungen bei der dezentralen Versorgung in Frage kommen, wurden insbesondere für die Kernstadt von Kandern auch Wärmenetze in Betracht gezogen. Als mögliche Ankergebäude für ein Nahwärmenetz werden die Black Forest Academy, die August-Macke-Schule, das Kommunale Kino sowie das Rathaus vorgeschlagen.

Des Weiteren sah Hoge Potenzial für fünf Windkraftanlagen im Bereich der Kernstadt von Kandern, bei Feuerbach und bei Tannenkirch.

Potenzial für Freiflächen-Solarthermie gibt es der Studie zur Wärmeplanung zufolge in der Kernstadt, in Tannenkirch, Riedlingen, Sitzenkirch und Wollbach. Im größten Ortsteil Wollbach könnte zudem die Abwärme der Kläranlage für ein Wärmenetz genutzt werden.

Weitere Vorschläge, um die Erneuerbaren Energien auszubauen, waren die Nutzung von Biomasse sowie von oberflächennaher Geothermie.

Fachkräfte erforderlich

Zum Strombedarf, der für die Wärmeerzeugung in Kandern benötigt wird, wären ein bis zwei moderne Windkraftanlagen oder 16 Hektar Photovoltaik-Freiflächenanlagen nötig, wie zu erfahren war. „Wir stehen im Austausch mit der Kreishandwerkerschaft“, erklärte die Klimaschutzmanagerin zum drängenden Thema Fachkräftemangel, das die gesetzten Ziele ausbremsen könnte.

Bürgermeisterin Simone Penner betonte, dass bei der Klimawende auch die Stadt mit ihren kommunalen Gebäuden gefragt sei. Infoveranstaltungen wollte sie auch in die Ortsteile hineintragen.

Gabriele Weber (SPD) und Ulrike Lerner (CDU) verwiesen auf bereits vorhandene Studien, etwa zur Windkraft.

Bernd Brohammer (Grüne) mahnte eine regelmäßige Überprüfung der gesetzten Ziele an.

„Wir brauchen eine Strategie“, betonte auch Johann Albrecht (FW). Da das größte Potenzial für Einsparungen im privaten Bereich liege, wollte er „die Leute mitnehmen“, soweit diese sich das auch leisten könnten.

Und Nicole Müller (SPD) betonte, wie wichtig ein kompetenter Ansprechpartner vor Ort sei, wie er seitens des Landkreises auch vorgeschlagen wird.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading