Kandern Auf kleinem Raum bewusster leben

Alexandra Günzschel
Susanne und Reimund Vogt aus Wollbach haben einen Plan. Foto: Alexandra Günzschel

Projektidee: Susanne und Reimund Vogt von „Vegan zur Blume“ wollen eine Tiny-House-Siedlung gründen

Von Alexandra Günzschel

Kandern-Wollbach. „Ihr habt doch einen an der Waffel.“ Sprüche wie diesen hörten Susanne und Reimund Vogt vor fünf Jahren öfter, als sie ausgerechnet auf dem Dorf das erste rein vegane Restaurant weit und breit eröffneten. Doch ihr Restaurant „Vegan zur Blume“ in Wollbach wurde ein Erfolg.

Derart ermutigt will das Ehepaar nun nachlegen und eine Tiny-House-Siedlung gründen. Dabei waren die Vogts eigentlich gar keine „eingefleischten“ Veganer, als sie die Traditionsgaststätte zum veganen Restaurant machten. Sie interessierten sich einfach für das Thema und machten Nägel mit Köpfen. „Das Haus war früher einmal für seine Metzgeten bekannt“, schmunzelt Susanne Vogt im Gespräch.

Vegan zur Blume: Neues Konzept hat Erfolg

Es war nicht gerade dieses Publikum, was zum Erfolg des neuen Konzepts beigetragen hat. Mit dem Beginn von „Vegan zur Blume“ kamen die Eheleute vielmehr zunehmend mit Menschen in Kontakt, die sich mehr Gedanken machen, vieles kritisch hinterfragen und nachhaltiger leben wollen. Das färbte auf die Restaurantbetreiber ab, die nun – gemeinsam mit Gleichgesinnten – auch bewusster wohnen wollen.

Eine paar überzeugende Tage Probewohnen haben sie bereits hinter sich. „Wir haben uns sofort angekommen gefühlt“, sagen die Eheleute. Susanne Vogt führt das auch auf die vielen großen Fenster ringsherum in Bodennähe zurück, die einem das Gefühl geben, nicht eingesperrt zu sein. Dabei sei die Lage noch nicht einmal besonders schön gewesen, wundert sie sich. Auch an die Komposttoilette hatten sie sich schnell gewöhnt. Es sei doch eigentlich Wahnsinn, wie viel Wasser für ein WC verbraucht werde, finden sie.

Tiny-House-Siedlung als zweites Standbein

Für die Vogts jedenfalls war die Entscheidung gefallen: Sie wollen – auch als zweites Standbein – eine kleine Siedlung mit Tiny Houses gründen. Und weil sie sich Fleisch grillende Nachbarn mittlerweile nicht mehr so gut vorstellen können, sollten die Mitbewohner eine ähnliche Lebenseinstellung haben wie sie selbst. Eine Mitstreiterin und Freundin haben sie in Ursula Kiefer aus Wehr bereits gefunden.

Weitere Interessenten stehen schon Schlange, wie die Vogts sagen. Entsprechend eifrig bemühen sie sich derzeit darum, ein geeignetes Baugrundstück zu finden. Doch das ist gar nicht so einfach, wie sie berichten.

Denn in den Gemeinden, in denen sie bisher vorgesprochen haben, wird ihr Projekt nicht unbedingt ablehnend, aber doch mit einer gewissen Skepsis betrachtet. „Die glauben, wie wollen eine Art Hippie-Kommune gründen“, hat Susanne Vogt aus den Gesprächen herausgehört.

Alternatives Mehrgenerationen-Wohnprojekt

Dabei geht es eigentlich nur um ein alternatives Mehrgenerationen-Wohnprojekt – im Idealfall mit einem Gemeinschaftsbereich, wo alle zusammenkommen und gemeinsam kochen können. Und vielleicht ist sogar noch Platz für einen kleinen Bio-Laden. Ansonsten haben alle Bewohner ihren eigenen Bereich mit Tiny House, Terrasse und Garten.

Die Vogts haben schon Annoncen geschaltet und werben mit einer kleinen Broschüre für ihr Tiny-House-Projekt. Dabei stellen sie auch die Vorteile für die Kommunen heraus. Denn ein Tiny House verbraucht viel weniger Platz und Baumaterial.

Tiny-House-Village als Imagegewinn

Weil Menschen dafür umziehen, wird andernorts dringend gebrauchter Wohnraum frei. Und als Vorzeige-Objekt könnte ein Tiny-House-Village sogar zum Imagegewinn einer Gemeinde beitragen, argumentieren die Vogts, während sie weiter nach dem idealen Grundstück suchen.

Nicht zu klein sollte es sein, nicht zu laut und auch nicht gerade mitten in einem Wohngebiet. 3500 bis 5000 Quadratmeter sollen Platz für etwa zehn Grundstücke bieten – jeweils bis zu 200 Quadratmeter groß. Für die Tiny Houses haben sie 40 bis 70 Quadratmeter eingeplant.

Grundstück gesucht

Nicht alle Grundstücke sollen gleich verkauft werden. Zwei oder drei der Mini-Häuser wollen sie an noch Unentschlossene vermieten, die diese Art zu leben erst einmal ausprobieren wollen.

Solaranlagen auf dem Dach und Regenwassernutzung sorgen bei dem Projekt zusätzlich für einen kleinen ökologischen Fingerabdruck.

Luxusgewinn durch reduzierte Lebensweise

„In der Reduktion liegt der eigentliche Luxus“, machen die Vogts ihren Standpunkt klar. Viele würden sich viel zu sehr von ihren Besitz abhängig machen. Dabei brauche es doch so wenig, um glücklich zu sein. Und auch der Großputz sei in einem Tiny House schnell erledigt.

Und wohin mit dem ganzen Krempel, der sich im Laufe eines Lebens so ansammelt? „Zwei Drittel davon ist überflüssig“, plädieren die Vogts auch in dieser Hinsicht für eine Reduzierung.

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