Kandern „Bauern müssen als Experten gelten“

Weiler Zeitung

Landwirtschaft: Bundestagsabgeordneter und Landwirt Hermann Färber hält Vortrag in Kandern

Nach knapp 90 Minuten hieß es am Mittwochabend in der Gaststätte „Zur Weserei“ in Kandern erstmal durchatmen. Denn Bundestagsabgeordneter Hermann Färber (CDU) hatte zum agrarpolitischen Rundumschlag ausgeholt. Wald, Böden, Bio-Kraftstoffe, Freihandel, Klimaschutz, Tierhaltung und Digitalisierung – kein Wunder, dass sich bei der Vielzahl der angesprochenen Themen im Anschluss eine rege Diskussion entwickelte.

Von Ingmar Lorenz

Kandern. Über allen angesprochenen Themen schwebte die Frage, wie die Zukunft der Landwirtschaft aussehen kann und soll. Denn die Gesellschaft, so Färber, verändere sich und die Bauern müssten Schritt halten. „Es hat in meiner Generation massive Verfehlungen gegeben“, räumte der Bundestagsabgeordnete ein, der selbst Landwirt ist. Die Bauern hätten sich zunehmend aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben zurückgezogen. „Aber nicht, weil sie es wollten“, stellte Färber klar, „sondern weil sie es mussten.“ Die Landwirtschaft sei lange Zeit vom Streben nach möglichst hoher Effizienz bestimmt gewesen. Inzwischen habe in der Gesellschaft aber ein Umdenken stattgefunden, und Themen wie Klimaschutz und Tierwohl seien ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. „Das müssen wir als Landwirte mitdenken“, appellierte Färber an die rund 20 Zuhörer, die der Einladung von Altbürgermeister Bernhard Winterhalter und Färbers Fraktions-Kollege Armin Schuster gefolgt waren.

Bild von Bauern in der Gesellschaft ändern

Früher hätten die Bauern ihre Anliegen stärker und wirkungsvoller kommunizieren können, allein durch das „Schwätzchen“ mit den Nachbarn oder im Verein. Dieser wichtige Aspekt sei im Laufe der Zeit abhandengekommen. „Bei uns hieß es früher immer: ,Ich kann nicht zum Fest, ich muss schaffen’“, veranschaulichte Färber.

Wenn es den Bauern aber nun gelinge, ihre Sichtweisen wieder in der Öffentlichkeit darzustellen, würde sich auch das Bild ändern, das in der Gesellschaft von Landwirten häufig herrsche. Das Ziel formulierte Färber prägnant: „Bauern müssen wieder als Experten gelten.“ Dass sie es auch bei Fragen des Tierwohls oder des Pflanzenschutzes bereits seien, stehe außer Frage, allerdings müsse sich die Gesellschaft dessen wieder bewusst werden.

Unter den vielen Themen in Färbers Vortrag griff ein Zuhörer im Zuge der Diskussion die Digitalisierung heraus. Diese halte auch in der Landwirtschaft vermehrt Einzug. Ob die Landwirte nicht eben dadurch den von Färber geforderten Experten-Status wieder aus der Hand gäben, etwa wenn es um computergestützte Bodenanalysen gehe, wollte der Bürger wissen.

Färber verwies darauf, dass der Einsatz von Computertechnik zwar Risiken mit sich bringe, aber künftig mit Blick auf effizienteren Pflanzenschutz unabdingbar sei.

Preisdruck macht Bauern zu schaffen

Auf aus seiner Sicht bedenkliche Entwicklungen wies der ebenfalls anwesende Müllheimer Kreisverbandsvorsitzende des BLHV, Michael Fröhlin, hin. „Wir verfallen in Resignation“, beschrieb er die Stimmung unter den Landwirten. Besonders der Preisdruck mache den Bauern zu schaffen. Gerade wenn beispielsweise billiges Fleisch importiert werde. Er blicke daher unter anderem mit Sorge auf „Mercosur“, das Freihandelsabkommen mit Südamerika.

Auch das Volksbegehren und der damit verbundene Gesetzesentwurf von „Rettet die Bienen“ sah er kritisch.

Mit Blick auf den Preisdruck erklärte Färber, dass die Lösung für die Bauern in der Region aus seiner Sicht nicht im globalen Zusammenhang gefunden werden könne. „Wir müssen die Leute in der Region noch stärker ansprechen, die bereit sind, unsere Produkte zu kaufen und den Preis dafür zu bezahlen.“

Die Politik könne diesen Prozess durch die Abschaffung bürokratischer Hürden unterstützen.

Ein anderer Bürger wollte wissen, warum es nicht möglich sei, eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch – ähnlich wie bei Eiern – einzuführen. Hierbei verwies Färber auf das geltende EU-Recht. Deutschland importiere Fleisch aus dem Ausland. Die dortigen Regierungen könne man nicht zwingen, ein verpflichtendes Lable einzuführen. Stattdessen gelte es, mit Qualität zu punkten.

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