Kandern Bedingungsloser Unsinn

Weiler Zeitung
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Weihnachtsshow: Oropax begeistern bei ihrer Weihnachtsshow im Burghof

Von Veronika Zettler

Lörrach. Hinter jedem Wort steckt eine zweite Bedeutung – man muss sie nur finden. Kaum jemand hat es in dieser Kunst zu höherer Meisterschaft gebracht als die Brüder Volker und Thomas Martins, die seit 35 Jahren als „Chaostheater Oropax“ auftreten. Mit ihrer Wortakrobatik schaffen die Freiburger einen skurrilen Drahtseilakt zwischen radikaler Kindischkeit und tiefgründiger Blödelei. Oropax zelebrieren den anarchistischen Humor – und seine befreiende Wirkung.

Es muss ein beglückender Beruf sein, den die beiden da ausüben. Zumindest scheinen sie auch noch nach jahrzehntelanger Bühnenerfahrung eine diebische Freude am bedingungslosen Unsinn zu haben. Im vollen Burghofsaal zeigten sie am Donnerstagabend ihre Weihnachtsshow.

Einige Zuschauer waren bei dem über zweistündigen Programm durchgängig zu vernehmen: mal kichernd, mal laut lachend, mal vor (Schock-)Vergnügen geradezu kreischend. Man merkte, es waren Kenner da. „Der Mönch“, eine der Lieblingsfiguren der Fans, hatte die Bühne noch kaum betreten, da wurde er schon mit tosendem Applaus begrüßt.

Worum geht es in der Show? Definitiv um nichts. Im weitesten Sinne um zwei Brüder, deren gegenseitige Hassliebe das ersehnte Aufkommen von Weihnachtsstimmung verhindert. „Sollen wir uns von einem solchen Misanthropen die Weihnachtsstimmung verderben lassen?“, fragt der eine und gibt auch gleich die Antwort: „Ich finde schon.“

Die Rahmenhandlung dient aber nur als Gefäß, in das Oropax einen Gag nach dem anderen werfen, um darin unter anderem Rentiere, Plüschbär „Bär-nd“, Jesus und natürlich einige bekannte Vertreter ihres wahnsinnigen Figurenkabinetts wie den debilen Herrn Pinski auftreten zu lassen.

So wandeln die Brüder, die „bis auf die Primzahlen alles miteinander geteilt haben“, heiter auf dem Grad, an dem Scherz- und Schmerzgrenze ineinanderlaufen, und präsentieren genussvoll auch eklige, stellenweise schwer eklige Sketche. Mal wird gammliger Fleischkäse in der Schwarzwälder Kirschtorte versteckt, mal eine Bohrmaschine zur „Oral B Version von Bosch“ umfunktioniert. Das ist noch harmlos. Bei der Szene mit der Zahnseide – wir wollen nicht näher darauf eingehen – schüttelt es den einen oder die andere im Publikum, mancher hält sich die Hand vor die Augen. Auch bei der, nennen wir es mal Grapscher-Szene, marschieren Oropax stramm über die Grenzen des guten Geschmacks hinweg – wohl zur Freude der meisten Zuschauer. „Dieser Blödsinn ist genau mein Humor“, lacht ein Zuschauer in der Pause.

In die schrille Revue aus krassen Kostümen und noch krasseren Gestalten ergießen sie eine Suada aus Wortspielen. Ein ausgetauschter Buchstabe, eine unkonventionelle Silbentrennung, manchmal nur ein ungewöhnlicher Zusammenhang, und schon hat der Begriff eine neue, oft erstaunlich passende, oft absurde oder komplett sinnfreie Bedeutung.

Typisch Oropax wurde auch wieder ein Zuschauer aus der ersten Reihe ins Programm eingebunden, diesmal der Chirurg Jens, der das Duo zu einer Reihe von Wortspielen mit medizinischem Vokabular inspirierte. Nicht viele können sich auf der Bühne so viel Spontaneität erlauben wie dieses perfekt eingespielte Gespann, das in seiner Schlagfertigkeit brillant ist.

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