Kandern Bestatter: Sechs Corona-Tote in Kandern

Weiler Zeitung
Das Coronavirus bewegt die Menschen weiter.Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Pandemie: Diskussion im Gemeinderat / Landkreis begründet seine Info-Politik

Kandern (ads). Die Frage, warum die Gemeinde Kandern bisher keine Zahl der Corona-Infizierten genannt hat, sorgte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Montagabend für Diskussionen. Peter Raupp, SPD-Gemeinderat und der ortsansässige Bestatter, sagte, er habe bisher sechs Menschen beerdigt, die nachweislich an einer Infektion mit Covid-19 gestorben seien. Dies sorgte für Betroffenheit im Ratsrund, wurde diese Zahl doch im Vergleich zur landkreisweiten Zahl von 42 Corona-Toten (Stand: Montag) und angesichts der Einwohnerzahl Kanderns von etwa 8500 als hoch empfunden.

„Mut und Rückgrat“ zeigen

Den Anstoß zu Raupps Aussage hatte eine Anfrage von Rainer Scheer (Freie Wähler) gegeben. Dieser appellierte zuvor an die Verwaltungsspitze um Bürgermeisterin Simone Penner, dem Vorbild von Städten wie Lörrach und Schopfheim zu folgen und die Zahl, die bisher nur landkreisweit genannt wird, auf Gemeindeebene herunterzubrechen. „Ich will nicht länger im Tal der Ahnungslosen leben“, sagte Scheer. Gestern legte er am Redaktionstelefon nach und sagte, dass die neue Bürgermeisterin die Chance ergreifen und mit „Mut und Rückgrat“ gegenüber dem Landratsamt auftreten solle.

Penner legte dar, dass auch sie sich schon diese Frage gestellt habe. Hauptamtsleiter Reiner Pach verwiesen darauf, dass die Gemeinde diese Zahl nicht besitze. Die Ortspolizeibehörde bekomme lediglich Informationen über die Zahl derer, die sich in Quarantäne befinden. Diese sei aber nicht gleichbedeutend mit der Zahl derjenigen, die tatsächlich an Covid-19 erkrankt sind. „Der Wille ist da, aber es braucht noch mehr, die das möchten“, sagte die Bürgermeisterin.

Wie sie schon im Gespräch mit unserer Zeitung betont hatte, stehe sie hinter der Entscheidung ihres Stellvertreters Johann Albrecht. Dieser hatte sich an die Absprache der Rathauschefs im Landkreis gehalten, dass nur die kreisweiten Zahlen der Corona-Infizierten genannt werden sollen.

Landkreis zum Vorgehen

Landkreissprecher Torben Pahl ging auf Nachfrage unserer Zeitung darauf ein, dass die Zahl der Menschen in Quarantäne eng mit der Zahl der Infizierten zusammenhänge: „Alle, die infiziert sind, kommen in Quarantäne.“ Lediglich wenn jemand etwa für seinen Arbeitgeber eine Bescheinigung brauche, dass er sich als Kontaktperson eines Infizierten in Quarantäne befindet und nicht arbeiten kann, könne es hier zu Abweichungen kommen. Generell aber würden sich Kontaktpersonen in häusliche Isolation begeben.

Absprache getroffen

Er begründete die landkreisweite Absprache damit, dass es vielen Menschen zu deren Schutz ganz recht sei, dass die Zahlen nicht gemeindescharf genannt würden. Zudem sei es ein Trugschluss, dass die Zahl der Infizierten in einer Gemeinde einen Einfluss darauf habe, wie sich der Einzelne verhalten müsse. „Man muss immer vorsichtig sein, egal wie viele Corona-Fälle es in einer Gemeinde gibt“, machte er deutlich.

Landkreisweit gibt es (Stand Montag) 630 bestätigte Infektionen. 366 Menschen gelten als geheilt. 42 sind dem Virus erlegen.

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