Kandern Bevor sie flügge werden

Zoë Schäuble

Tierschutz: In Holzen wurden kürzlich Jungstörche beringt / Feuerwehr unterstützt

Zunächst ist es still hoch oben über den Dächern von Holzen. Doch dann bricht das Geräusch von Flügelschlägen die Stille. Die Storcheneltern kreisen um ihr Nest und beobachten, wie ihre Jungtiere – noch nicht flügge – beringt werden.

Von Zoë Schäuble

Kandern-Holzen. Das Nest der Störche befindet sich auf dem Kirchturm der evangelischen Kirche in Holzen. Drei Nester sind auf der Kirche, das höchste thront auf dem Glockenturm. Heidi Hübner kümmert sich seit Kurzem ehrenamtlich um die Beringung der Jungstörche. Sie ist eine der Storchenbetreuerinnen, die jedes Jahr ausrücken, um an den Beinen der Jungstörche Markierungsringe anzubringen.

Reflex der Tiere ausnutzen

Die Beringung erfolgt kurz bevor die Jungstörche flügge werden. Die Beringer nutzen dabei die Akinese, den Todstellreflex der Jungstörche, aus. Die Alttiere fliegen dabei zwar vom Horst auf, kehren aber nach Beendigung der Aktion zurück und kümmern sich weiter um den Nachwuchs.

So ist das auch in Holzen, weiß Anwohnerin Christiane Graeb, die die Aktion von unten beobachtet. Sie wohnt direkt neben der Kirche und beherbergt selbst ein Storchennest, in dem zwei Jungvögel leben, auf ihrem Grundstück. Die Jungvögel dort wurden bereits beringt, jetzt sieht Graeb beim Vorgang an der Kirche zu. „Natürlich macht das die Alttiere nervös, wenn jemand an ihr Nest geht“, mutmaßt sie. Glücklicherweise dauere die Aktion aber nicht allzu lang.

Feuerwehr unterstützt

Das weiß auch Holger Bechtel. Der Feuerwehrmann von der Abteilung Stadt Kandern ist gemeinsam mit seinem Kollegen Florian Sprich, dem stellvertretenden Kanderner Abteilungskommandant mit dem Hubrettungsfahrzeug gekommen, um Hübner bei der Beringung zu unterstützen. Denn um überhaupt an das Nest zu kommen, in dem die Ehrenamtliche den Jungvögeln zwei mit Nummern versehene Halbschalen an den Beinen befestigt, muss sie mit der Drehleiter des Feuerwehrwagens ganz nach oben, zur Spitze des Glockenturms, hochgefahren werden. Für Bechtel ist es nicht das erste Mal: „Jedes Jahr werden hier im Ort und im näheren Umkreis die Jungvögel beringt – und dabei kommt natürlich häufig auch unsere Drehleiter zum Einsatz.“ Einige der Nester seien auch so zu erreichen, ohne das die Drehleiter, deren Diagonale auf 24 Meter ausgefahren werden kann, zum Einsatz kommen muss. „Viele aber auch nicht“, weiß Sprich. Normalerweise finde die Aktion deutlich früher im Jahr, eher bereits Anfang Mai, statt. In diesem Jahr haben sich die Verantwortlichen Anfang Juni zusammengefunden. Durch die Beringung können die Störche jederzeit identifiziert werden. Und so kann man mit Hilfe von Rückmeldungen feststellen, wann und wo sie sich aufhalten, oder wie alt der Vogel ist. Durch das gezielte Ablesen sowie das Auffinden beringter Vögel konnten im Laufe der Jahrzehnte umfangreiche Informationen zu Ortstreue, Partnertreue, Lebensdauer, Zugrouten und Todesursachen gesammelt werden. Mit deren Hilfe können Storchenbetreuer dann Gefahren für die Weißstörche ausmachen und entsprechende Schutzmaßnahmen einleiten.

Um das Spektakel aus der Nähe zu betrachten sind außerdem einige Anwohner mit Kindern gekommen, und Spaziergänger halten an. Mit wachsamen Augen kreisen die Vogeleltern um die Nester. Nach rund 15 Minuten ist die ganze Aktion auch schon wieder zu Ende und die Jungtiere mit den Markierungsringen versehen. Im Nest gefunden hat Hübner noch ein Storchenei, das die Vögel nicht ausgebrütet haben.

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