Gegenüber des Fohrenhofs liegt die Hundepension von Katrin Fredrich und Marco Krohmer. Bei ihnen ist – bildlich gesprochen – die (Hunde-)Hütte voll belegt. 15 Hunde sind für Silvester angemeldet. „Ihre Frauchen und Herrchen wohnen in den umliegenden Städten und bringen die Tiere, die an Silvester wegen der Böllerei schier vor Angst die Wände hochgehen, zu uns“, berichtet Fredrich.
Diesmal waren es nach zwei für die Tiere erholsamen Jahren mit coronabedingt kaum oder wenig Knallerei so viele Anfragen, dass das Paar längst nicht alle Hunde annehmen konnte. „Wir gehen mit den Hunden in einen abseits der Straße gelegenen Teil mit dicken Hauswänden, legen Entspannungsmusik auf, haben überall Kuscheldecken aus warmem Fließ ausgelegt, setzen uns zu den Tieren und geben viele Streicheleinheiten und viel Körperkontakt, das geht ganz gut“, erklärt sie.
Sie weiß aus Gesprächen mit Tierbesitzern, dass Hunde- und Katzenherrchen, teils ihre Tiere ins Auto verfrachten und zwischen 23 und 1 Uhr in der Neujahrsnacht auf die Autobahn fahren, weil dort nicht geknallt werde und das Autogeräusch alles andere übertönt.
Feuerwehr und DRK
„Bei der Feuerwehr haben wir jetzt keine besonderen Vorkehrungen getroffen, auch keine besondere Bereitschaft geplant“, berichtet Knut Nabbefeld aus Wittlingen als Leitstellendisponent bei der Integrierten Leitstelle des Landkreises Lörrach, als DRK-Vorsitzender des DRK Wollbach und Zugführer Feuerwehr. Die Blaulichtorganisationen hoffen, „dass es die Leute nicht übertreiben und sich an bestimmte Regeln halten“, vor allem kein Feuerwerk in der Nähe von Bauern- oder Pferdehöfen, von Scheunen oder Fachwerkhäusern zünden und nicht zu viel Alkohol trinken, „um dann nicht mehr zu erkennen, dass insbesondere Böller richtig gefährlich sind“, zählt Nabbefeld auf.
Die alten Dorfkerne im Kandertal und im Rebland seien an Silvester immer ein Knackpunkt in Sachen Sicherheit bei Feuerwerk, das wisse man bei den Feuerwehren, konstatiert er. Nabbefeld hat absolutes Verständnis dafür, wenn mittlerweile Städte und Gemeinden Feuerwerk in den Zentren verbieten, wie in Tübingen, der Altstadt von Rottweil und in Villingen. „In Villingen hatte vor 14 Jahren eine verirrte Silvesterrakete einen Großbrand in der Altstadt ausgelöst – das haben wir von der Feuerwehr alle als warnendes Beispiel vor Augen“, erinnert Nabbefeld.
Für DRK und Krankenhäuser, die alle wegen einer Grippe- und Erkältungswelle am Anschlag sind, hofft er ebenfalls auf wenige oder besser keine Unfälle. „Ein zentraler, von den Gemeinden bestimmter Platz, etwas abseits der Ortszentren für das Silvesterfeuerwerk, das wär eine gute Idee“, findet er. In Wittlingen trifft man sich übrigens zum Umtrunk am Dorfbrunnen nah dem Rathaus. „So was ist doch auch schön für alle an Silvester“, betont Nabbefeld.
Kandertal (jut). Verkehrsteilnehmer müssen in den Tagen und Nächten nach Silvester vermehrt mit aufgescheuchtem Wild rechnen, das Straßen unerwartet kreuzt. Vögel werden von ihren Versteck- und Ruheplätzen in Massen aufgescheucht, sie fliegen dann zudem viel höher als sonst im Winter üblich und verbrauchen lebenswichtige Energie. Selbst Igel und andere Winterschläfer können aus dem Winterschlaf erwachen.
Das alles gilt ganz besonders für Wildtiere, die sich auch in Städten heimisch fühlen. Grelle Lichtblitze und Rauch machen sie orientierungslos. Umweltschutzorganisationen verweisen auf ein besonderes Phänomen des Silvesterfeuerwerks. In nur einer Nacht werden beim Feuerwerk in Städten 1000 µg/m³ Feinstaub pro Stunde freigesetzt. In normalen Nächten sind es lediglich 18 µg/m³.
Kandertal (jut). Die Tierschutzorganisation Tasso wirbt unter anderem an Silvester um Rücksichtnahme. Dabei gibt sie zum einen Tipps zur Beruhigung von verängstigten Tieren wie etwa Hund und Katze, zum andern wirbt sie mit Aufklebern und Flyern auf denen verängstigte Tiere sowie das Spruchband „Wir haben Angst“ zu sehen sind. Hingewiesen wird darauf, wie viele hundert Haustiere wegen des „Böllerstresses“ an Silvester entlaufen.
Kandertal (jut). Die Präfektur Bas-Rhin wies am Donnerstag, 22. Dezember, mit einer Pressemeldung darauf hin, dass „privates Feuerwerk“ im Elsass verboten ist und damit bis zum 3. Januar auch der „Kauf, Verkauf, der Transport und das Abbrennen von allen Pyrotechnik-Artikeln“. Verstöße ziehen eine Strafe von 1500 Euro nach sich.
Wer zudem einen Polizisten mit einem Feuerwerkskörper verletzt, muss für mehrere Jahre ins Gefängnis. Anlass für das Verbot waren die Ausschreitungen der letzten Jahre rund um Silvester im Elsass. Dort wurden auch Autos in Brand gesetzt.