Kandern Das Geld nicht nur verwahren lassen

Alexandra Günzschel
Mit 200 000 Euro beteiligt sich die Gemeinde Kandern am Unternehmen Energiedienst. Foto: Alexandra Günzschel

Gemeinderat: Stadt steigt mit 200 000 Euro bei Energiedienst ein / Garantiedividende und Mitgestaltung

Mit 200 000 Euro wird sich die Stadt Kandern am Unternehmen Energiedienst (ED) beteiligen. Das hat der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung beschlossen. Zuvor hatten Boris Philipppeit, Geschäftsführer bei ED Kommunal, und Kommunalbetreuer Roman Gayer das Gremium eingehend über das Programm „ED vernetzt“ informiert.

Kandern. Die Kanderner Beteiligung gilt rückwirkend für das Jahr 2020 und läuft nach vier Jahren Ende 2023 automatisch aus. Von beiden Seiten kann dann eine Neubewertung vorgenommen werden. Das auf fünf Jahre angelegte Programm ging 2019 an den Start.

Bis einschließlich 2023 bleibt das Geld nun fest gebunden. Die Unternehmensvertreter versicherten jedoch, dass ein vorzeitiger Ausstieg für die Kommunen mit einem triftigen Grund möglich sei, baten in diesem Fall allerdings um einige Monate Vorlauf. Ein triftiger Grund könnte zum Beispiel ein größeres Bauprojekt sein.

Kandern entschied sich am Ende für die Mindestbeteiligung in Höhe von 200 000 Euro. Maximal hätte die Stadt mit 500 000 Euro einsteigen können – in Abhängigkeit von Einwohnerzahl, versorgter Fläche und gelieferter Strommenge. Die jährliche Garantiedividende auf das eingesetzte Kapital liegt bei 3,69 Prozent, im Fall von Kandern also bei 7380 Euro.

Zwar bietet das Unternehmen diese Form der Beteiligung nur solchen Kommunen an, zu denen auch eine Geschäftsbeziehung besteht, dennoch ist die Beteiligung nicht an eine Vergabe der Konzession an die ED Netze gekoppelt, wie betont wurde.

Mit Kartellamt und Kommunalaufsicht abgestimmtes Modell

Das Modell ist mit der Kommunalaufsicht und dem Landeskartellamt abgestimmt und wurde so genehmigt. Ein Restrisiko, etwa im Fall einer Insolvenz der ED Kommunal, bleibt für derzeit rund 25 beteiligte Kommunen dennoch bestehen.

Die Stadt geht bei der Geldanlage auch deshalb neue Wege, weil sie auf ihren Geschäftskonten ab einem Anlagebetrag von 500 000 Euro Verwahrentgelte in Höhe von 0,5 Prozent bezahlen muss. Im Jahr 2019 summierte sich dieser Betrag auf fast 13 000 Euro.

Ein weiterer Vorteil der Unternehmensbeteiligung ist die Möglichkeit der Mitgestaltung des regionalen Stromnetzes über den Beirat. Insgesamt sind die Kommunen mit rund 25 Prozent am Energiekonzern beteiligt. „Wir suchen den Kontakt mit den Gemeinden.“ Das sei langfristig wirtschaftlich sinnvoll, erklärten die ED-Vertreter nach ihren Motiven für das Angebot befragt. Im Austausch miteinander versuche man ein Gefühl dafür zu bekommen, was ankommt.

Die wegen der Pandemie prognostizierte Abnahme der Liquidität veranlasste Gabriele Weber, sich direkt an den Kämmerer zu wenden mit der Frage: „Was würden Sie mir persönlich raten?“ Benedikt Merkel sah eine Einlage von 300 000 Euro derzeit als absolute Obergrenze an, riet aber eher zur Mindesteinlage, wie sie dann auch mit großer Mehrheit beschlossen wurde.

Grundsätzlich sprach die Verwaltung von einem konstant hohen Liquiditätspolster und hielt die Geldanlage daher für vertretbar. Seit Jahren gelingt es der Gemeinde nicht, alle Maßnahmen, wie im Haushalt geplant, umzusetzen. Dieses Hinterherhinken werde auch weiterhin für liquide Mittel sorgen, vermutete Merkel.

Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, in den kommenden Jahren noch weitere Unternehmensanteile zu erwerben, sollte sich das Konzept bewähren.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading