Kandern Der Alltag von Angst geprägt

Weiler Zeitung
Die Nachmittagslesung am Eröffnungstag oblag Klaus Koska aus Binzen, bekannt als Regisseur und Darsteller der Burgfestspiele Rötteln. Foto: Ines Bode Foto: Weiler Zeitung

Lesung: Klaus Koska präsentiert „Maikäfer flieg“ von Christine Nöstlinger im Kinosaal

Die liebenswerten „Geschichten vom Franz“ oder das Greenpeace-Buch „Nagle einen Pudding an die Wand“ der Wiener Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger fanden auch hierzulande viele Anhänger. Berühmtheit erlangte auch „Maikäfer flieg“ – um diesen Roman von 1973 ging es in der Nachmittagslesung der „Film- und Literaturtage“ im Kino.

Von Ines Bode

Kandern. Als Vorleser wurde Klaus Koska gewonnen, geschätzt als Regisseur und Darsteller der Burgfestspiele Rötteln. Seine Bühnenerfahrung machte aus der Erzählung ein Erlebnis, entsprechend konzentriert lauschten die Sechs- und Siebtklässler.

Lehrer Andreas Wittmann startete die Lesung mit einer Präsentation, zu Wort kam dabei die österreichische Schriftstellerin, die 81-jährig im Juni 2018 starb. Der Einstieg in die Geschichte, die in den letzten Kriegstagen spielt, gelang mit Nöstlingers Bekenntnis: „Ich war viel frecher als andere.“

„Maikäfer flieg“ hat einen autobiografischen Hintergrund und schildert den Alltag der Achtjährigen, deren Familie in Wien lebte. Angst war der ständige Begleiter. Die Russen waren im Anmarsch, die Amis warfen Bomben.

Das erste Kapitel schildert die Warnzeichen, der Volksempfänger kündet von einer Fliegerstaffel. Christine hält sich bei der Großmutter auf, eine schwerhörige und wilde Frau. „Sie zitterte oft vor Wut.“ Folglich nimmt sie kein Blatt vor den Mund, schimpft laut über „Hitler, den Wahnsinnigen, und über den Gauleiter, das Schwein“.

Die Sirenen heulen bereits, höchste Zeit, in den Luftschutzkeller zu flüchten, und dennoch hält das Mädchen die Oma zurück. Denn im Keller wartet die Nazi-Anhängerin Frau Brenner, die eine wetternde Großmutter der Gestapo melden würde.

So kommt es, dass Christine vom Fenster aus die Flugzeuge erblickt. Sie sahen schön aus, und glitzerten in der Sonne. Dann fielen die Bomben. Es sah aus, „als hinge aus jedem Flugzeug eine dunkelgraue glänzende Perlenkette“. Die gefahrvolle Episode sollte letztlich glimpflich enden.

Davon, dass Krieg für einige der Macke-Schüler kein Fremdwort sei, sprach Koska in seiner Begrüßung. Anderes indes ist heute schwer vorstellbar. Geld zum Beispiel sei völlig wertlos gewesen, wer „drei, vier Eier“ wollte, musste schon ein „großes Klavier“ opfern.

Weiter erklärte Koska, dass Nöstlinger eine der Ersten war, die am Tabuthema Heile-Welt-Familie rüttelte. Im Buch heißt es, der Großvater sei ein ängstlicher Mann gewesen, die meiste Angst hatte er vor der Großmutter.

Im Jahr 2011 kam das letzte Buch Nöstlingers heraus. Als Grund gab sie an, sie verstehe die neue Generation Heranwachsender nicht mehr. Jeder habe ein Handy, doch niemand telefoniere.

 Wie es bei „Maikäfer flieg“ weiter geht, zeigt der gleichnamige Film von 2016, der heute ab 14 Uhr im Kino Kandern läuft. Weitere Filme im Rahmen der Film- und Literaturtage können auf der Homepage abgefragt werden: kino-kandern.de.

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