Kandern Der Dichter hatte keine Chance

Alexandra Günzschel

Bundestagswahl: Mit Bernhard Winterhalter und CDU-Bundestagskandidatin Diana Stöcker durch Kandern   

Kandern - Wie ein roter Faden zogen sich Gasthäuser und der Gutedel durch den unterhaltsamen Rundgang mit Altbürgermeister Bernhard Winterhalter zur Geschichte Kanderns. Zu der Veranstaltung hatte die CDU-Bundestagskandidatin Diana Stöcker eingeladen. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, sich den Teilnehmern vorzustellen.

Flächengemeinde Kandern umfasst "riesiges Gebiet"

Dass es sich bei Kandern um eine Flächengemeinde handelt, machte Winterhalter gleich zu Beginn klar. Die Gemarkung zieht sich über 62,3 Quadratkilometer. „Das ist ein riesiges Gebiet.“ Noch größer ist freilich der Wahlkreis, den Stöcker derzeit bereist. Sowohl von Lörrach nach Todtnau als auch von Rheinfelden bis Bad Krozingen sei sie eine Stunde unterwegs, hat sie festgestellt. Dennoch war der Rundgang nicht ihr erster Termin in Kandern.

Die Gruppe war auf dem Blumenplatz zusammengekommen. Dieser zentrale Platz verdankt seinen Namen natürlich einem Gasthaus. Ein früherer Versuch, ihn nach Friedrich Schiller zu benennen, scheiterte kläglich, wie Winterhalter ausführte.

Auf dem Blumenplatz befindet sich auch das Kußmaul-Haus. Drei Jahre lang, von 1850 bis 1853, wirkte Adolf Kußmaul als Landarzt in Kandern, wo er auch heiratete. Der vielseitige Mediziner und Dichter gilt unter anderem als Miturheber des epochenbildenden Begriffs „Biedermeier“. Winterhalter vergaß nicht zu erwähnen, dass es sich um einen „Gutedel-Fan“ gehandelt habe.

Stadtrecht im Jahr 1810 verliehen

Weiter ging es zu einem Denkmal, das die Geschichte des Stadtrechts anhand von Jahreszahlen widerspiegelt. Die Einwohnerzahl von gerade einmal 1320 Bürgern war wohl nicht entscheidend, als Großherzog Karl Friedrich von Baden Kandern im Jahr 1810 das Stadtrecht verlieh. Vielmehr wurde damit die Bedeutung des Marktfleckens als seinerzeit zentraler Ort im Markgräflerland gewürdigt.

Die Verdienste des Markgrafen von Baden: Er schaffte die Folter und die Leibeigenschaft ab – und führte möglicherweise den Gutedelanbau im Markgräflerland ein.

Vom Stadtstein aus richtete sich der Blick zum alten Forsthaus, Ende des 16. Jahrhunderts als Jagdhaus erbaut, konnte es die Stadt unter Bürgermeister Winterhalter im Jahr 2010 erwerben. Bekannt ist das Haus für sein extravagantes Trinkgefäß, die „Goldene Sau“, deren Nachbildungen noch heute für Empfänge genutzt werden.

Weiter ging es zur Sitzenkircher Straße, deren Bau einst das Gasthaus „Hirschen“ zum Opfer fiel. Immerhin gibt es das benachbarte Gasthaus „Ochsen“ noch, obwohl das Gebäude einen größeren Brand überstehen musste. Winterhalter wusste von einer Quelle im Keller zu berichten, die der Qualität des Wassers in Badenweiler ebenbürtig ist.

Zu den weniger schönen Erinnerungen des Altbürgermeisters gehört die Einstellung des Betriebs der Tonwerke Kandern am 30. Juli 1998. Über Jahrzehnte hinweg waren die Tonwerke der größte Arbeitgeber in der Stadt. Lieber erinnerte sich Winterhalter an die Glocken die dort gegossen wurden. Einmal war er selbst dabei: „ein erhebendes, unvergessliches Erlebnis“.

Ein Stein zum Stadtrecht

Ein paar Schritte weiter, bei der Grundschule, fand im Jahr 1910 eine Gewerbeausstellung statt. Anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Stadtrecht entstand dort der bereits begutachtete Stadtstein.

„Ochsen“ und „Hirschen“ gibt es ja viele. In Kandern gibt es sogar ein Gasthaus namens „Schnecke“. Das liegt daran, dass die Gastwirtin aus Holzen stammte und die Holzemer früher als Schnecken bezeichnet wurden.

Weiter ging es zu jenem Ort, an dem August Macke sein berühmtes Gemälde „Straße mit Kirche“ erstellte und schließlich zum Museum mit seiner beachtlichen Keramiksammlung. Und wer hätte es geahnt: das unscheinbare, aber nützliche Fadenröllchen wurde hier erfunden.

Bei der Stadtkirche schließlich befindet sich die älteste Flasche Wein Kanderns. Der Tropfen des Jahrgangs 1822 wurde bei der Grundsteinlegung mit vergraben.

Der Rundgang endete beim Alten Rathaus, wo heute die Tourist-Information und die VHS untergebracht sind. Das war nicht immer so: Einst befand sich hier die Gemeindewirtschaft „Roter Löwe“.

Diana Stöcker sieht ihren Schwerpunkt im Bereich Wirtschaft. Als Bürgermeisterin der Stadt Rheinfelden mit seinen umliegenden Dörfern sind ihr aber auch die Anliegen der Bewohner im ländlichen Raum durchaus vertraut, wie sie sagt.

Spannend findet die ehemalige Geschäftsführerin von Innocel auf dem alten Lörracher KBC-Gelände die geplante Entwicklung der Tonwerke-Brachfläche in Kandern. Das touristische Potenzial im Kandertal hält sie für noch nicht ausgeschöpft.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading