Kandern Der Himmel in Richtung Sitzenkirch färbte sich blutrot

Weiler Zeitung

Lokalgeschichte: Vor 75 Jahren: Auch Kanderner unter Opfern des Bombenangriffs auf Freiburg am 27. November 1944

Von Volker G. Scheer

Kandern. Ein klarer Frühwintertag war der 27. November 1944. Als sich am Abend der Himmel Richtung Sitzenkirch blutrot färbte, hieß es schnell „Freiburg brennt“. Dem Bombenangriff auf Freiburg fielen – soweit bis heute bekannt – drei aus Kanderner stammende Personen zum Opfer.

Zwei Gründe sind vermutlich Anlass für die Bombardierung gewesen: das „Moral-Bombing“ (Einschüchterung und Demoralisierung der Bevölkerung) sowie das Unterbrechen des Nachschubs an die Westfront. Der Feuersturm forderte 3008 Todesopfer. Nach Auskunft der Piloten war nach sieben Minuten keine Sicht mehr nach unten, dennoch blieb das Münster überwiegend unversehrt.

Die Flugzeuge brummten auch über Kandern. Eingesetzt bei der „Operation Tigerfish“ waren 292 Lancaster-Maschinen (90 davon hatten Brandbomben an Bord) und 59 Bomber der „Pathfinder-Group“, die zunächst das Ziel und die Stadt mit den sogenannten Christbäumen markierten. Sprengbomben deckten die Dächer ab und die darauf folgenden Brandbomben taten das ihre. Der Flächenbrand machte aus der Altstadt eine große Brandruine.

Rund 150 000 Bomben sind auf die Stadt gefallen und immer wieder einmal taucht bei Bauarbeiten ein Blindgänger auf. Im Münster ist das Foto des verwüsteten Freiburgs zu sehen.

Während des Angriffs war Verena Eichin (s’Eichi-Vreneli) Rot-Kreuz-Schwester und versorgte erste Verletzte im Schlossberg-Bunker. Sie lernte in Freiburg auch ihren späteren Ehemann Paul Scholz kennen.

Josefine Martin wohnte in der Sedanstraße 4, war Sozialrentnerin und die 1902 geborene Tochter des Friseurs Rudolf Martin und seiner aus Niedereggenen stammenden Ehefrau Mina geb. Strohmeyer. Im Gegensatz zu den anderen Opfern ist sie nicht auf den Tafeln im Freiburger Hauptfriedhof aufgeführt, weshalb sie wohl zu den nicht Geborgenen gezählt werden muss.

Hannelore Klingenfuß, 1926 geborene Kindergärtnerinnen-Schülerin, war nur zu Besuch bei einer Freundin ihrer Mutter Anna Maria Hamm geborene Buchs in der Hebelstraße 36, als sie das tragische Schicksal ereilte. Sie war die Tochter von Dr. Max Klingenfuß. Er promovierte 1923 in Freiburg und wurde im späteren Haus Brucker am Marktplatz in Kandern geboren.

Elisabetha Katharina (Elise) Probst geb. Untraut wurde 1897 in Kandern geboren und lebte in der Bernhardstraße 1. Ihr Mann war auf Urlaub zuhause, ging an seinen früheren Arbeitsplatz um auszuhelfen und überlebte den Freiburger Feuersturm unversehrt beim Hotel „Post“. Sein 1935 in Freiburg geborener Sohn Hubert Oskar Probst kam beim Angriff ums Leben. Der Vater konnte die verkohlten Leichen von Sohn und Frau nur anhand der Uhr des Sohnes erkennen, die dieser zur Kommunion bekommen hatte.

Zeitzeugen berichteten, dass der Fliegeralarm viel zu spät und erst beim Einsetzen der Bombardierung kam. Viele Freiburger nahmen Alarme auch nicht mehr ernst, da es viele Fehlalarme gegeben hatte.

Nach der Überlieferung hat aber ein Erpel im Stadtgarten schon vorher so laut geschnattert, dass er damit vielen Menschen das Leben gerettet hat. Aus Dankbarkeit und zu seiner Erinnerung wurde am 27.11.1953, also elf Jahre nach dem Ereignis, im Stadtgarten eine überlebensgroße Terrakotta-Plastik von Richard Bampi aufgestellt. Im Sockel steht die Inschrift „Die Kreatur Gottes klagt an und mahnt“. Heute steht dort eine Stein-Replik und das Original ist im Museum für Stadtgeschichte am Münsterplatz erhalten.

Nach den verheerenden Zerstörungen Freiburgs gingen Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung in die Stadt, um bei der Beseitigung von Schutt, dem Räumen von Straßen und dem Decken von Dächern zu helfen. Dazu gehörte auch der junge Kanderner Keramiker Werner Baumberger, der viele Male dorthin fuhr.

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