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Kandern Der Streckenbau erfolgt noch ganz in Handarbeit

Adrian Steineck

Serie – Teil II: „125 Jahre Kandertalbahn“ / 120 Arbeiter packen mit an

Kandern - Es ist fast auf den Tag genau 125 Jahre her, dass die Kandertalbahn erstmals durch die Region fuhr. Auch wenn just im Jubiläumsjahr erstmals der Saisonstart zum 1. Mai Corona-bedingt ausfallen musste (wir berichteten), blicken wir in unserer Serie zurück auf die Geschichte des „Chanderli“.

Während wir im ersten Teil unserer Serie von den jahrzehntelangen Bemühungen berichtet haben, die der Jungfernfahrt der Kandertalbahn am 1. Mai 1895 vorausgegangen sind (siehe Die Oberbadische vom 28. April), widmen wir uns im zweiten Teil dem Bau der heutigen Museumsbahn.

Stattliche Zahlen

Mit der Erteilung der Konzession im April 1894 wurde unverzüglich mit den Vorbereitungen zum Bahnbau begonnen. Bis zum 20. Juli 1894 waren durch die Behörden und die Baufirma Vering & Waechter die notwendigen Verhandlungen abgeschlossen und die Baugenehmigung wurde erteilt.

Am 1. August 1894 begannen die Arbeiten in Haltingen. Bis Mitte Dezember war das Gleis durchgehend bis Kandern verlegt. „In dieser Bauzeit von 24 Wochen wurden 52 212 Kubikmeter Erdreich und Felsen bewegt, 569 Kubikmeter Stützmauern erstellt, 70 Bahnübergänge angelegt, 82 Durchlässe und zwei Brücken eingebaut, 14 Kilometer Gleise und 23 Weichen unter Verwendung von 15746 Kubikmetern Bettungsmaterial verlegt, die Betriebsgebäude errichtet und die Nebenanlagen wie Ladestraßen ausgeführt“, heißt es in der Festschrift, die zum 125-jährigen Bestehen der Kandertalbahn erschienen ist.

Frost erzwingt Pause

Erst der strenge Frost, der Mitte Dezember 1894 einsetzte, sorgte dafür, dass die Arbeiten unterbrochen werden mussten. Weiter ging es Mitte März des Folgejahres. Die kurze Bauzeit der Bahn, während der durchschnittlich 120 Arbeiter beschäftigt waren und die Leistungen weitgehend in Handarbeit erbracht werden mussten, ist laut der Festschrift bemerkenswert. Mit den heutigen, weiterentwickelten Möglichkeiten sei sie schlichtweg unvorstellbar.

Äußerste Sparsamkeit

Beim Bau der Bahn wurde auf äußerste Sparsamkeit geachtet, die damals oft in die Kritik geriet. Die Haltestellen Binzen, Rümmingen, Wittlingen, Wollbach und Hammerstein erhielten jeweils zwei kleine Wellblechbuden, eine diente als Fahrgastunterstand und eine als Dienstraum für den Stationsagenten, wie das damals hieß. Zuständig war dieser für die Stückgut- und Gepäckabfertigung sowie den Fahrkartenverkauf.

Mittelpunkt in Kandern

Der Bahnhof Kandern wurde als Betriebsmittelpunkt angelegt und erhielt ein zweigeschossiges Bahnhofsgebäude, in dem die örtliche Betriebsleitung ihren Sitz hatte. Ein Güterschuppen für den Stückgutverkehr von und nach Kandern und Umgebung wurde direkt angebaut. Ladegleise und Ladestraßen zu beiden Seiten des Bahnhofs gab es ebenfalls. Ein Lokschuppen für zwei Lokomotiven wurde errichtet. Die Einrichtungen für die Unterhaltung der Fahrzeuge waren laut der Festschrift „sehr sparsam“. Größere Reparaturen sollten in der Werkstatt Sulzburg der benachbarten Nebenbahn Krozingen-Staufen-Sulzburg erfolgen.

Festakt zur Einweihung

Im April 1895 war es dann soweit: Nach der behördlichen Abnahme der Bahn am 24. April 1895 konnte zu den Eröffnungsfeierlichkeiten am 29. und 30. April eingeladen und der Bahnbetrieb zum 1. Mai 1895 eröffnet werden. Schon damals war im Übrigen die Bezeichnung „Kandertalbahn – respektive nach damaliger Schreibweise „Kanderthalbahn“ – üblich. Dies belegt die Einladung zur Einweihungsfeier, die in der Festschrift abgedruckt ist.

Vorschau

Wie die Einweihungsfeier ablief, haben wir im ersten Teil unserer Serie berichtet. In Teil III soll es um die Jahre von 1895 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 gehen. Die Kandertalbahn hat damals auch die industrielle und wirtschaftliche Entwicklung des Kandertals und der Stadt Kandern vorangetrieben.

 Die Festschrift zum Jubiläum des „Chanderli“ ist zum Preis von 3,50 Euro über die Tourist-Information Kandern, Tel. 07626 / 97 23 56, oder E-Mail verkehrsamt@kandern.de, erhältlich.

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