Kandern „Deutlich Grenzen überschritten“

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Nachwehen: Kaja Wohlschlegel legt Gemeinderatsmandat und Amt als Fraktionssprecherin nieder

Kandern - Kaja Wohlschlegel, die bei der Bürgermeisterwahl in Kandern vor gut acht Wochen unterlegene Kandidatin, zieht Konsequenzen und tritt „nach einem für mich überaus enttäuschenden Ergebnis“ mit sofortiger Wirkung als Fraktionssprecherin der Freien Wähler zurück. Zugleich wird sie ihr Mandat als langjährige Stadträtin niederlegen.

Mehr noch als ihre Wahlniederlage schmerzen sie jedoch unschöne Begleitumstände und eine „boshafte Kampagne“ vor und nach der Wahl. Dies führt sie nach reiflicher Überlegung als entscheidenden Grund für ihren Rückzug an.

Während sich Kaja Wohlschlegel nach elfjähriger Ratstätigkeit, davon mehr als acht Jahre als Fraktionssprecherin der Freien Wähler, aus dem Gemeinderat zurückzieht, wird sie, wie sie auf Nachfrage unserer Zeitung sagt, sowohl den Vorsitz des Ortsvereins der Freien Wähler (FWK) als auch ihr Amt als stellvertretende Vorsitzende des Werberings behalten. In beiden Funktionen will sie sich weiterhin engagieren.

Enttäuschung überwunden

Die scheidende Fraktionssprecherin macht in einer E-Mail an ihre Kollegen, in der sie ihren Rückzug begründet, keinen Hehl daraus, dass nach der „herben Ohrfeige“ bei der Bürgermeisterwahl der Stachel der Enttäuschung tief gesessen habe. Doch schon zwei Wochen nach der Wahl habe sie sich wieder berappelt. Sie wollte im gewohnten und nicht nur in der Fraktion geschätzten Stil mit Elan weitermachen. Auf keinen Fall wolle sie den Anschein erwecken, eine schlechte Verliererin zu sein.

„Doch was dann folgte, hat mir erst recht den Boden unter den Füßen weggezogen“, schildert Kaja Wohlschlegel ihre Gemütslage und fährt fort: „Fast täglich kamen neue Geschichten und Unwahrheiten ans Tageslicht, die Unterstützer von Frau Penner während des Wahlkampfs über mich verbreiteten. Jeden Lebensbereich hatten sie zu einer boshaften Kampagne ausgeschlachtet und unter die Wähler gebracht. Dass ein Wahlkampf kein Schmusekurs sein wird, das war mir stets klar. Aber dass solch unlautere Mittel selbst im lokalen Geschehen angewandt würden, überstieg meine Vorstellungskraft.“

Dabei seien bei den Kampagnen weder sie, ihre Familie noch ihr Arbeitgeber geschont worden. Die Grenze des Zumutbaren sei klar überschritten worden – und das auch noch weit nach der Wahl. Denn immer wieder sei sie Animositäten ausgesetzt gewesen. „Das ist ein No-go.“ Vor allem ein SPD-Mitglied habe sich dabei in unrühmlicher Weise hervorgetan, erklärt die scheidende Fraktionssprecherin der Freien Wähler.

Enttäuscht ist Kaja Wohlschlegel darüber, dass sich der SPD-Ortsverein und auch Simone Penner von „solch nicht hinnehmbaren Attacken“ nicht deutlich distanziert hätten. Zwar habe sich ihre Konkurrentin während des Wahlkampfs im Februar einmal bei ihr über das Verhalten dieses SPD-Mitglieds entschuldigt und distanziert, allerdings später weiter dessen Unterstützung in Anspruch genommen. Deshalb falle es ihr, Wohlschlegel, schwer zu glauben, dass Penner nichts von all den Kampagnen gewusst habe.

„Ich will damit aber nicht behaupten, dass das Wahlergebnis anders ausgefallen wäre, wenn sich die Gegenseite fairer verhalten hätte“, stellt Wohlschlegel fest.

Die bisherige FWK-Fraktionsvorsitzende macht auch deutlich, dass sie sich „eine gute, vorbehaltlose Zusammenarbeit“ mit der Bürgermeisterin jetzt nur noch schwerlich vorstellen kann. „Jede Kritik würde zum Zickenkrieg aufgebauscht, die Sache bliebe auf der Strecke. All das ist keine gute Grundlage für eine fruchtbare und sachorientierte Kommunalpolitik“, erklärt sie.

Schwere Entscheidung

Die Entscheidung für den Rückzug sei ihr nicht leicht gefallen, denn Kandern und die Ortsteile lägen ihr am Herzen. Aber sie wolle den Weg für einen unbelasteten Neuanfang freimachen. Dabei dankte sie ihren Fraktionskollegen für das stets gute Miteinander in all den Jahren und die Unterstützung während des Wahlkampfs. Für die Fraktion und den Gemeinderat, so ein Kommunalpolitiker gegenüber unserer Zeitung, sei ihr Ausscheiden ein großer Verlust. Denn sie sei eine profilierte, engagierte Kommunalpolitikerin.

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