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Kandern „Die Aussicht aus dem Büro ist neu“

Alexandra Günzschel
Heute vor 100 Tagen: Simone Penner an ihrem ersten Arbeitstag als Bürgermeisterin in ihrem neuen Büro im Kanderner Rathaus. Foto: zVg

Interview: 100 Tage im Amt: Bürgermeisterin Simone Penner will auch mit kleinen Dingen Akzente setzen

Kandern - Vor genau 100 Tagen hat Simone Penner das Amt als Bürgermeisterin in Kandern angetreten. Im ersten Wahlgang hatte sie sich am 22. März mit rund 56 Prozent der Stimmen gegen ihre Mitbewerber durchgesetzt. Im Interview spricht sie über ihre ersten Eindrücke und Erfahrungen als Rathauschefin in einer schwierigen Zeit und gibt einen Ausblick auf wichtige Projekte, die bald anstehen.

Frau Penner, Sie sind jetzt seit 100 Tagen im Amt. Wie haben Sie sich eingelebt?

Sehr gut. Ich bin ja ein Stück weit „heim“ gekommen. Viele Themen sind mir aus der Zeit, in der ich beim Bauamt als Architektin gearbeitet habe, bekannt, aber es gibt auch vieles, das neu ist und ich muss mich da intensiv einarbeiten. Eine richtige Amtsübergabe habe ich leider nicht gehabt – mein Vorgänger ist ja auch in große Fußstapfen in der Nachbarkommune getreten und daher fehlte hierfür die Zeit – aber wir haben bei Bedarf immer gleich den direkten Draht und guten Kontakt zueinander.

Und wie klappt die Zusammenarbeit mit Ihren ehemaligen Kollegen in der Stadtverwaltung, für die Sie jetzt die Chefin sind?

Wir sind ein tolles Team. Das waren wir auch vorher schon. Jetzt habe ich halt eine andere Position. Und die Aussicht aus meinem Büro ist neu. Es ist ein gutes Miteinander und ich kann mich auf die Kolleginnen und Kollegen verlassen, wenn es darum geht, unsere Ziele zu erreichen. Das macht mich stolz und glücklich und ich bin dankbar, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt jeden Tag aufs Neue mit großer Motivation und Engagement diesen Weg gemeinsam mit mir gehen.

Nach Ihren ersten Erfahrungen als Bürgermeisterin: Gibt es Dinge, die Sie sich anders vorgestellt haben?

Es ist eigentlich wie bei jedem Neuanfang – Sie können sich so viel vorstellen, wie Sie wollen – es wird immer anders sein.Was mich aber oft bewegt ist, dass viele Anliegen, die in den letzten Jahren an den Bürgermeister herangetragen wurden, nicht oder noch nicht umgesetzt worden sind. Alles geht natürlich auch nicht, und ich stelle selber fest, dass die Erwartungen der Menschen zur Umsetzung teilweise sehr hoch sind und manchmal das Verständnis dafür fehlt, dass auch der Tag einer Bürgermeisterin nur 24 Stunden hat.

Oft müssen einfache Versprechungen nur relativiert werden. Und die Erklärungen, wie etwas geht, warum etwas nicht, oder nicht gleich geht, oder anders ablaufen muss, erfordern viel Einfühlungsvermögen.

Wie war es für Sie, ausgerechnet in so einer herausfordernden Zeit, das Amt zu übernehmen?

Es war eine seltsame Situation und eine sehr intensive Zeit. Die Herausforderung, vor der im Übrigen jede Kollegin und jeder Kollege stand, egal wie lange wir im Amt sind, war auf jeden Fall sehr groß. Es ist nicht immer einfach, den Überblick über die vielen Verordnungen zu behalten, und die Umsetzung ist nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich.

Fehlt im Moment nicht ein wenig der persönliche Kontakt zu den Bürgern?

Nein. Im Gegenteil. Es gibt und gab intensiven Austausch per Telefon, E-Mail, aber auch in direkten Terminen in dringenden Ausnahmefällen – natürlich auf Abstand und unter Einhaltung der Hygienevorschriften.

Ein besonderes Highlight und eine neue Erfahrung für die Bürgerinnen und Bürger war meine erste Bürgersprechstunde – der direkte Draht am Telefon. Das kam sehr gut an und war ein voller Erfolg. So konnte zum Beispiel Dank des Hinweises einer Sechsjährigen der Schaden an der Betonskulptur Finchen im alten Kindergarten sofort vom Bauhofleiter in Augenschein genommen und behoben werden.

Können Sie schon einschätzen, mit wie viel weniger Haushaltsmitteln als geplant die Stadt in diesem Jahr auskommen muss?

Es ging in den vergangenen Wochen und Monaten immer hoch und runter. Die große Unsicherheit ist aber erfreulicherweise vorüber, da es seit Anfang dieser Woche tatsächlich eine sehr kommunalfreundliche Einigung mit dem Land in Bezug zu den coronabedingten finanziellen Belastungen für das Jahr 2020 gibt.

Besonders gut dabei ist, dass es keine Ertragsausfälle bei den Schlüsselzuweisungen gibt. Somit liegen wir laut Jahresprognose unseres Kämmerers tatsächlich aktuell nur bei einem Defizit im Ergebnishaushalt von zirka 500 000 Euro. Daher können wir jetzt im Gemeinderat offen über die aufgeschobenen Maßnahmen reden.

Welche Projekte stehen aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten als erstes an?

Vor allem die begonnenen Projekte wie Bauleitplanungen müssen fortgeführt und umgesetzt oder auch geändert und angepasst werden. Ebenso die lange geplante Entwicklung des Toka-Geländes wird uns in den kommenden Monaten beschäftigen.

Aber auch allgemein die Flächennutzungsplanung – hier steht im September ein großer Workshop mit Gemeinderäten und Ortsvorstehern an, bei dem wichtige Entscheidungen für die zukünftige Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen getroffen werden müssen. Die Priorisierung der kommunalen Projekte im Rahmen der Entwicklung des ländlichen Raumes wird in den anstehenden Haushaltsplanungen erfolgen.

Und wo sind Sie aktuell dran?

Die Sicherung der Gesundheitsversorgung ist, auch auf Grund der letzten Entwicklungen, ein nach wie vor sehr wichtiges Thema. Ebenso beschäftigt uns die Sicherung und Optimierung des Betreuungsangebotes in unseren Kindergärten intensiv. Die Suche nach Fachpersonal läuft und wir hoffen auf guten Zuspruch.

Aber auch Dinge, wie der Wiederaufbau der Langenebene–Hütte oder das Thema Motorradlärm und Verkehrsberuhigung stehen auf der Tagesordnung. Leider nur ansatzweise angehen konnte ich das große Thema Öffentlichkeitsarbeit. Die Optimierung der Homepage läuft zwar nach und nach, aber es fehlt uns noch die Kapazität, hier umfassend einzusteigen.

Gibt es besondere Akzente, die Sie als neue Bürgermeisterin von Kandern setzen wollen?

Die besonderen Akzente werden sicher weiterhin in meiner Art und Weise, wie ich die Dinge angehe und wie ich mit den Menschen zusammenkomme, liegen. Es wird nicht gleich das große Denkmal sein, dass man sich als Bürgermeisterin in diesen Zeiten setzen kann.

Oft sind es auch die scheinbar kleinen Aktionen, wie zum Beispiel zuletzt die Entscheidung für die Freibadöffnung, die sicher auch einen Beitrag dazu leistet, dass Kandern nun weiter über die Grenzen hinaus bekannt wird und somit weitere positive Effekte mit sich gebracht werden.

Oder auch die kleinen Dinge, wie unsere neu gestalteten Glückwunschkarten, die deutliche Akzente setzen, wenn es um die Wertschätzung unserer Jubilare geht.

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