Wie war es für Sie, ausgerechnet in so einer herausfordernden Zeit, das Amt zu übernehmen?
Es war eine seltsame Situation und eine sehr intensive Zeit. Die Herausforderung, vor der im Übrigen jede Kollegin und jeder Kollege stand, egal wie lange wir im Amt sind, war auf jeden Fall sehr groß. Es ist nicht immer einfach, den Überblick über die vielen Verordnungen zu behalten, und die Umsetzung ist nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich.
Fehlt im Moment nicht ein wenig der persönliche Kontakt zu den Bürgern?
Nein. Im Gegenteil. Es gibt und gab intensiven Austausch per Telefon, E-Mail, aber auch in direkten Terminen in dringenden Ausnahmefällen – natürlich auf Abstand und unter Einhaltung der Hygienevorschriften.
Ein besonderes Highlight und eine neue Erfahrung für die Bürgerinnen und Bürger war meine erste Bürgersprechstunde – der direkte Draht am Telefon. Das kam sehr gut an und war ein voller Erfolg. So konnte zum Beispiel Dank des Hinweises einer Sechsjährigen der Schaden an der Betonskulptur Finchen im alten Kindergarten sofort vom Bauhofleiter in Augenschein genommen und behoben werden.
Können Sie schon einschätzen, mit wie viel weniger Haushaltsmitteln als geplant die Stadt in diesem Jahr auskommen muss?
Es ging in den vergangenen Wochen und Monaten immer hoch und runter. Die große Unsicherheit ist aber erfreulicherweise vorüber, da es seit Anfang dieser Woche tatsächlich eine sehr kommunalfreundliche Einigung mit dem Land in Bezug zu den coronabedingten finanziellen Belastungen für das Jahr 2020 gibt.
Besonders gut dabei ist, dass es keine Ertragsausfälle bei den Schlüsselzuweisungen gibt. Somit liegen wir laut Jahresprognose unseres Kämmerers tatsächlich aktuell nur bei einem Defizit im Ergebnishaushalt von zirka 500 000 Euro. Daher können wir jetzt im Gemeinderat offen über die aufgeschobenen Maßnahmen reden.
Welche Projekte stehen aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten als erstes an?
Vor allem die begonnenen Projekte wie Bauleitplanungen müssen fortgeführt und umgesetzt oder auch geändert und angepasst werden. Ebenso die lange geplante Entwicklung des Toka-Geländes wird uns in den kommenden Monaten beschäftigen.
Aber auch allgemein die Flächennutzungsplanung – hier steht im September ein großer Workshop mit Gemeinderäten und Ortsvorstehern an, bei dem wichtige Entscheidungen für die zukünftige Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen getroffen werden müssen. Die Priorisierung der kommunalen Projekte im Rahmen der Entwicklung des ländlichen Raumes wird in den anstehenden Haushaltsplanungen erfolgen.
Und wo sind Sie aktuell dran?
Die Sicherung der Gesundheitsversorgung ist, auch auf Grund der letzten Entwicklungen, ein nach wie vor sehr wichtiges Thema. Ebenso beschäftigt uns die Sicherung und Optimierung des Betreuungsangebotes in unseren Kindergärten intensiv. Die Suche nach Fachpersonal läuft und wir hoffen auf guten Zuspruch.
Aber auch Dinge, wie der Wiederaufbau der Langenebene–Hütte oder das Thema Motorradlärm und Verkehrsberuhigung stehen auf der Tagesordnung. Leider nur ansatzweise angehen konnte ich das große Thema Öffentlichkeitsarbeit. Die Optimierung der Homepage läuft zwar nach und nach, aber es fehlt uns noch die Kapazität, hier umfassend einzusteigen.
Gibt es besondere Akzente, die Sie als neue Bürgermeisterin von Kandern setzen wollen?
Die besonderen Akzente werden sicher weiterhin in meiner Art und Weise, wie ich die Dinge angehe und wie ich mit den Menschen zusammenkomme, liegen. Es wird nicht gleich das große Denkmal sein, dass man sich als Bürgermeisterin in diesen Zeiten setzen kann.
Oft sind es auch die scheinbar kleinen Aktionen, wie zum Beispiel zuletzt die Entscheidung für die Freibadöffnung, die sicher auch einen Beitrag dazu leistet, dass Kandern nun weiter über die Grenzen hinaus bekannt wird und somit weitere positive Effekte mit sich gebracht werden.
Oder auch die kleinen Dinge, wie unsere neu gestalteten Glückwunschkarten, die deutliche Akzente setzen, wenn es um die Wertschätzung unserer Jubilare geht.