Kandern Die Gespräche mit den Gäste fehlen

Alexandra Günzschel
Vor zwei Jahren kochte Ullrich Kramer zum letzten Mal für Restaurantgäste. Er vermisst die Gespräche. Foto: Alexan­dra Günzschel

Hotelgewerbe: Das Gasthaus „Zur Weserei“ kann als Frühstückshotel auf das Wanderpublikum zählen

Es war schon viel Wehmut dabei, als die Wirtsleute Ullrich und Renate Kramer ihr etabliertes und traditionsreiches Restaurant im November vor zwei Jahren schließen mussten. Seither betreiben sie das Gasthaus „Zur Weserei“ als Hotel Garni weiter. Im Rückblick blieb ihnen so zumindest die gerade für Gaststätten schwierige Corona-Zeit erspart.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Damals führte Ullrich Kramer als einen der Gründe für die Aufgabe die schwierige Winterzeit an. „Von Mitte November bis Mitte März sind wir wie abgehängt“, erklärte der Gastronom. Daran hat sich auch beim Hotel-Betrieb mit Frühstück wenig geändert.

In den warmen Monaten konnten sich die Kramers gerade auch während der Pandemie auf die Westweg-Wanderer verlassen, die in ihrem Hotel Station machten. Doch weil die Fernwanderer immer nur eine Nacht bleiben, sind sie mit einem gewissen Mehraufwand verbunden. „Die Zimmer mussten jeden Tag neu gemacht und desinfiziert werden“, erklärt Kramer, der deshalb gerne wieder mehr Dauergäste hätte. Doch die kamen zum Teil auch wegen dem guten Essen in der „Weserei“. Ein Publikum, auf welches das Gastronomen-Ehepaar nun verzichten muss.

Derzeit beherbergt das Hotel „mal einen Gast, mal keinen“, wie Kramer sagt. Er ist aber optimistisch, dass das Geschäft im Frühjahr wieder anläuft. Zuletzt ausgebucht war das Gasthaus im Oktober. Der Standort sei schließlich ideal, man könne im Umkreis viel unternehmen. Und: „Die Leute wollen raus.“ Vor allem auf das Wanderpublikum ist Kramer zufolge Verlass. „Wandern ist en vogue“, hat er festgestellt.

Zuletzt waren in der „Weserei“ um die 15 Angestellte beschäftigt. Jetzt führen die Kramers das Hotel alleine. Im ersten Corona-Sommer hatten sie noch eine Aushilfe, die vergangenes Jahr jedoch nicht mehr zur Verfügung stand. „Mit Personal würde es hinten und vorne nicht reichen“, sagt der Gastronom. Dankbar ist er auch für die staatlichen Hilfen, die den Betrieb über Wasser halten.

Erleichterung beibehalten

Für die ehemaligen Kollegen würde Kramer es begrüßen, wenn es bei der auf sieben Prozent reduzierten Mehrwertsteuer für angebotene Speisen bleibt. Jahrzehntelang hatten Gastronomen diese Erleichterung gefordert, im ersten Pandemie-Jahr wurde sie schließlich eingeführt. Kramer spricht von Summen im mittleren fünfstelligen Bereich, die Speiselokalen fehlen, würde man diese Maßnahme wieder zurücknehmen.

Vermissen die Wirtsleute Kramer ihr Restaurant noch? Ja, die schönen Stunden und Gespräche mit den Gästen würden fehlen. „Wenn die Gäste zufrieden waren, war das auch immer ein Erfolgserlebnis. Dann hat die viele Arbeit am Ende keine Rolle mehr gespielt“, erinnert sich Kramer an seine Zeit als Küchenchef zurück. „Auf der anderen Seite haben wir an Freizeit gewonnen und genießen das auch.“ Die Übernachtungen im Hotel seien viel besser planbar.

Mit dem Frühjahr hoffen die Kramers auf wieder mehr Normalität. Derweil beantworten sie weiter Anfragen aus Bayern und andernorts. Denn gerade hier im Grenzgebiet sind sich viele nicht sicher, wohin sie sich bei den hohen Inzidenzzahlen überhaupt noch bewegen dürfen.

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