Kandern Die Musik lässt ihn nicht mehr los

Siegfried Feuchter
Thomas Wengert hat 1965 als achtjähriger Bub seine erste Trompete geschenkt bekommen. Heute spielt er eine in den USA gebaute C. G. Conn, auf der er in den vergangenen zwei Jahren 28 Balkonkonzerte zur Aufheiterung der Nachbarn während der Pandemie gab. Foto: Siegfried Feuchter

Portrait: Thomas Wengert aus Kandern ist seit mehr als 40 Jahren Trompeter / Musikvereine geleitet

Er ist leidenschaftlicher Musiker, erfolgreicher Dirigent und begeisterter aktiver Fasnächtler: Thomas Wengert aus Kandern stand mehr als 40 Jahre bei verschiedenen Blasorchestern in der Region am Dirigentenpult und hat nun den Taktstock beiseite gelegt. Musizieren wird der 64-Jährige aber weiterhin, unter anderem im Musikverein Efringen-Kirchen, seinem früheren Heimatort, sowie in der von ihm zusammen mit Edgar Stüber 2019 gegründeten Blaskapelle „Blechfieber“.

Von Siegfried Feuchter

Kandern. Die Musik prägt sein Leben. Und das schon seit 57 Jahren. 1965 hatte Thomas Wengert, der in Efringen-Kirchen aufgewachsen ist und inzwischen seit 38 Jahren in Kandern lebt, als Bub von seinen Eltern zu Weihnachten eine Trompete geschenkt bekommen.

Daraufhin folgte eine Trompetenausbildung bei Willy Fahrenfeld, einem weithin bekannten Dirigenten. Er erkannte sein Talent und förderte ihn. Mindestens eine Stunde täglich übte Thommy, wie ihn seine Freunde nennen, schon in jungen Jahren auf seinem Lieblingsinstrument. Ab dem 14. Lebensjahr nahm er zusätzlich Klavierunterricht.

46 Jahre im Kalkwerk

Die Musik bestimmte fortan seine Freizeit, denn der junge Mann erkannte schnell, dass durch das Musizieren der Alltag facettenreicher wird. Musik war und ist heute noch ein bestimmender Faktor in seinem Leben. Im Hauptberuf lernte er Industriekaufmann, war 46 Jahre im Kalkwerk Istein tätig und hatte auch Personalverantwortung.

Vielfältig sind Thomas Wengerts musikalische Stationen. Von 1966 bis 1978 spielte er im Jugendorchester Markgräflerland, außerdem drei Jahre bis 1971 im Musikverein Istein und danach 23 Jahre lang bis 1994 im Musikverein Efringen-Kirchen.

Zusammen mit Adolf Kalkovski gründete er 1974 eine Bigband des Musikvereins, die „Fidelen Markgräfler“, aus denen die Tanzkapelle „Sound Seven“ (bis 1996) hervorging. Sechs Jahre, bis 1983, gehörte Wengert außerdem dem Zolltanzorchester Freiburg in der von ihm mitgegründeten Zoll-Bigband mit Charly Krapf an.

Auftritte beim Winzerfest

Unvergessen bleiben seine Auftritte beim Winzerfest Efringen-Kirchen, als er beim Showprogramm des Musikvereins 20 Jahre lang Moderator und zusammen mit Ralf Weber Sänger war.

Auch als musikalischer Leiter verschiedener Blasorchester in der Region hat er sich einen Namen gemacht. Nach mehreren Dirigentenkursen beim Alemannischen Musikverband unter Rudolf Wolpensinger und 1978 erfolgreich abgeschlossener Dirigentenprüfung hatte Wengert auch drei Jahre lang Dirigentenkurse an der Musik-Akademie Basel bei Albert Kaiser sowie später Weiterbildungskurse bei Hermann Egner absolviert.

Ob beim Jugendorchester Markgräflerland (1978 bis 1988), als Interimsdirigent beim Musikverein Efringen-Kirchen, als Dirigent der Stadtmusik Kandern (1979 bis 1999), des Musikvereins Grenzach (1999 bis 2002), des Musikvereins Eggenertal (2002 bis 2011) oder zuletzt des Musikvereins Märkt (2013 bis 2022): Überall hat Thomas Wengert mit seiner professionellen Arbeit Impulse gesetzt und Spuren hinterlassen.

Musik als Lebensgefühl

Sein Erfolgsrezept: Aus der Erkenntnis, dass Musik ein Lebensgefühl ist, setzte einer der dienstältesten Dirigenten der Region nicht nur auf eine Musikrichtung, sondern pflegte neben der volkstümlichen auch die symphonische und moderne Blasmusik – beispielsweise von der Filmmusik bis hin zu bekannten Rock- und Pop-Liedern. „Ich habe immer verschiedene Musikstile gepflegt“, sagt er.

Mit dem Kanderner Blasmusikorchester spielte er zum Beispiel schon in den 1980er Jahren den Klassiker der Rockmusik „Music was my first love“ von John Miles. Sein erstes Konzert in Kandern ist ihm noch in bester Erinnerung: 700 Zuhörer kamen in die Sporthalle. Weitere Höhepunkte waren während seiner Obereggener Zeit die „Musical Night“ auf Schloss Bürgeln, wo 500 Zuhörer die Open-Air-Veranstaltung besuchten, oder beispielsweise die Auftritte bei der 850-Jahr-Feier in Märkt.

Wie sehr Thomas Wengert, der neben der Trompete auch das Flügelhorn spielt, die Musik fesselt, hat die veranstaltungslose Pandemiezeit gezeigt. Zusammen mit Edgar Stüber produzierte er Musikvideos und stellte sie auf YouTube ein. Darüber hinaus veranstaltete er mit seiner in den USA gebauten und aus dem Jahr 1971 stammenden Trompete C. G. Conn zur Freude seiner Kanderner Nachbarn 28 Balkonkonzerte, die stets viel Beifall fanden.

Abschied vom Pult

Die vergangenen zwei Jahre hätten seinen Abschied vom Dirigentenpult beschleunigt, sagt er. Jetzt greift der 64-Jährige „nur“ noch zum Instrument, beim Musikverein Efringen-Kirchen oder mit einzelnen Musikformationen wie „Blechfieber“. Ob als Musiker oder Dirigent, das Ziel war und ist immer dasselbe: Thomas Wengert will mit der Musik begeistern und andere motivieren. Er lebt die musikalische Leidenschaft.

Zu Wengerts Hobbys gehört zudem seit mehr als zwei Jahrzehnten die aktive Saalfasnacht bei der Kanderner Narrenzunft Brezele Buebe, in der auch seine Frau Beate aktiv ist. Neben seinen Auftritten an den Zunftabenden mit dem „Dreigestirn“ schreibt er auch fasnächtliche Texte und textet Lieder um.

Während der Sommermonate sieht man den passionierten Schwimmer täglich im Kanderner Freibad, wo er zusammen mit seiner Frau mindestens 1000 Meter absolviert. Zudem werden seine Kochkünste geschätzt. Langeweile ist dem 64-Jährigen im Ruhestand jedenfalls ein Fremdwort.

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