Kandern Die Vermessung der Sausenburg

Richard Kaiser

Ausbildung: Lernprojekt sorgt bei angehenden Vermessungstechnikern für Begeisterung / Höhe ermittelt

Kandern-Sitzenkirch - Die Sausenburg im Nordosten der Gemarkung Kandern bietet eine Aussicht, die bei klarer Witterung bis zu den Vogesen, der Basler Bucht und dem Schweizer Jura reicht. Der Burginnenhof besitzt zudem eine Grillstelle, die zur Rast einlädt. Einige Burgbesucher hatten kürzlich zusätzlichen Gefallen an ihrem Aufenthalt. Sie wurden Zuschauer von sechs auszubildenden Vermessungstechnikern, die die Burganlage in Beschlag nahmen.

Die Azubis hatten das zweitägige „Lernprojekt Höhenmessung“ auszuführen, das ihnen der Fachbereich Vermessung und Geoinformation des Landratsamts Lörrach vorgab. Das Projekt diente jedoch nicht nur Ausbildungszwecken, sondern trug darüber hinaus zur Eintragung der Burganlage in das amtliche Liegenschaftskataster bei.

Die Sausenburg, die zwischen 1232 und 1246 errichtet wurde, ist längst keine richtige Burg mehr, denn sie wurde 1678 von den Franzosen zerstört. Sie ist aber eine gut erhaltene Ruine, die im 19. Jahrhundert instandgesetzt und seit 1960 mustergültig renoviert und gepflegt wird.

Die Staatliche Hochbauverwaltung ist ihr Hausherr, denn die Burganlage befindet sich im „Staatswald Sausenhart“ und somit im Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Fachkundlicher Rat kommt von der Denkmalbehörde, und für den Unterhalt des Anwesens zeigen sich das Kreisforstamt sowie der Schwarzwaldverein verantwortlich.

Bislang war in den amtlichen Katasterunterlagen an dieser Stelle lediglich ein trigonometrischer Punkt (TP) enthalten, der für die badische Landesvermessung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Turm der Sausenburg eingerichtet wurde. Er war Bestandteil in einem Netz von mehreren hundert Vermessungspunkten, das sich über das Gebiet des Großherzogtums Baden erstreckte. So konnten zur späteren Katastervermessung für den TP Sausenburg Rechts- und Hochwerte berechnet werden, die ihren Ursprung in einem Koordinatensystem mit dem Nullpunkt im Turm der Sternwarte Mannheim hatten. Für den Burg-TP wurde zudem mit dem Messwert „2303 Ruthen“ erstmals eine Meereshöhe ermittelt; das Metermaß kam in Deutschland erst ab 1872 zur Anwendung.

Aufgrund des 1833 erlassenen Forstgesetzes wurden in der Folgezeit die Grenzpunkte sämtlicher badischer Staatswaldungen aufgemessen. Bei dieser Gelegenheit hatten die Großherzoglichen Forstgeometer auch den Grundriss der Burgruine Sausenburg grob erfasst.

Verspäteter Eintrag in die Katasterkarte

Deren Ergebnisse reichten aus Gründen der Genauigkeit aber nicht für die Übernahme in die Katastervermessung, die auf der Gemarkung Kandern 1893 abgeschlossen war. Daher existierte die Sausenburg bis in die heutige Zeit nicht in der amtlichen Katasterkarte.

Dieses Manko wollte der Ausbildungskoordinator des kreiseigenen Fachbereichs Vermessung und Geoinformation, Rolf-Dieter Rausch, durch ein „Lernprojekt Höhenmessung“ endlich beheben und den Grundriss der Burgruine als topografisches Objekt in das Liegenschaftskataster überführen. Für ihn und seinen Kollegen Christoph Frei von der Gemeinsamen Dienststelle Flurneuordnung der Landratsämter Lörrach und Waldshut in Bad Säckingen, der für auszubildende Vermessungstechniker der Landkreise Lörrach und Waldshut alljährlich Lernprojekte organisiert, war das Objekt Sausenburg daher ein willkommener Anlass.

Die angehenden Vermessungstechniker Suzanna Kirchner und Kim Hean Lais beim Landratsamt Lörrach, Julia Hätty bei der Stadt Lörrach, Svenja Dietsche und Lukas Raufer beim Landratsamt Waldshut sowie Florian Trötschler beim Flurneuordnungs-Dienstsitz Bad Säckingen waren mit großer Begeisterung bei einer für sie höchst interessanten und etwas ungewöhnlichen Vermessungsübung, deren Ergebnis nun in der Liegenschaftskarte Eingang findet.

Neben der Herstellung des Grundrisses war zusätzlich die Höhe des Turms, bei Burgkundlern Bergfried genannt, verlangt. Die sechs Nachwuchsvermesser ermittelten sie mit 18,61 Meter. Gleichzeitig berechneten sie mit 688,10 Meter auch die Höhe über dem Meeresspiegel.

Die Ausbildung zum Vermessungstechniker dauert drei Jahre und beginnt am 1. September eines jeden Jahres.

Ausbildungsbetriebe sind beispielsweise Vermessungs- und Flurneuordnungsämter bei den Landratsämtern, auch Stadtvermessungsämter, ebenso Büros von öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren.

Mittlere Reife oder Abitur werden vorausgesetzt.

Der Geodäsie-Studiengang zum Bachelor oder Master an Fachhochschulen oder Universitäten steht offen.

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