Kandern Die Würmer im Garten belauscht

Weiler Zeitung

Musikprojekt: Auf der Suche nach spannenden Klängen beschreitet Udo Matthias ungewöhnliche Wege

Wie klingt eigentlich ein Regenwurm unter der Erde? Auf der Suche nach neuen inspirierenden Geräuschen hat sich der Wollbacher Musiker Udo Matthias im Erdreich umgehört. Als Teilnehmer des interdisziplinären Projekts „Sounding Soil“ stand ihm dafür fünf Tage lang ein Gerät mit hochsensibler Elektronik der ETH Zürich zur Verfügung.

Von Alexandra Günzschel

Kandern-Wollbach. Ziel des Projekts ist es, die Klanglandschaften des Bodens erlebbar und untersuchbar zu machen. Den Musiker interessierte dabei vor allem die Frage, wie Kleintiere im Erdreich miteinander kommunzieren. „Alles ist miteinander verbunden.“ Davon sind er und seine Frau Helga Munz fest überzeugt.

Was wird als Krach empfunden und was sind interessante Geräusche? Es sind auch solche Fragen, die Matthias beschäftigen. Aus den Sounds, die er mit dem Gerät der ETH aufgenommen hat, will er mithilfe eines selbst entwickelten Computerprogramms kleinstmögliche „Klangkörner“ einer Schwingung generieren – „den Urklang sozusagen“. Die so genannte Granularsynthese, die er dabei anwendet, kann jeden Sound zu etwas vollkommen anderem machen.

Von dem „Orchester der Tiere im Boden“ verspricht sich der Musiker eine wunderschöne, eventuell auch neue Welt der Ästhetik und des Empfindens von Musik. „Wir leben in einer Zeit, in der das Visuelle Vorrang vor dem Klang hat“, bedauert Matthias.

Bis er sein Projekt umsetzen kann, muss sich der Fan elektronischer Musik allerdings noch ein wenig gedulden. Denn die Aufnahmen auf dem Gerät werden an der ETH Zürich ausgewertet. Bisher weiß der Musiker noch gar nicht, was er in seinem Garten in Nebenau und im nahe gelegenen Wald überhaupt aufgenommen hat.

Udo Matthias, ein Künstlername übrigens, ist von Haus aus Ingenieur, Informatiker, Dozent und Coach. Mittlerweile aus dem Berufsleben ausgeschieden, bleibt ihm mehr Zeit für sein großes Hobby, die Musik, die ihn schon seit seinem 14. Lebensjahr begleitet, als er den ersten Schlagzeugunterricht erhielt.

Das Neue reizt, das Experiment

Mit 16 Jahren verdiente er sich sein Taschengeld als Mitglied der Coverband von Heinz Übel aus Egerten. Mit 18 Jahren schenkte ihm sein Freund und Musikpartner Karl Friedrich Gerber ein Buch über elektronische Musik von Werner Kaegi. Nachhaltigen Eindruck hat bei dem jungen Musikfan auch der Auftritt der Kölner Gruppe „Can“ in Lörrach-Haagen hinterlassen. Das Neue, das Experiment, reizte ihn schon immer, wie er sagt.

Die Musik zum Beruf machen wollte Matthias nicht. Zunächst lernte er Feinmechaniker und Kaufmann im Geschäft seines Vaters, dann Maschinenbautechniker. Es folgten ein Studium der Feinwerktechnik in Furtwangen und ein Nachdiplom in Informatik in der Schweiz. Beide Studiengänge halfen und helfen dem Schlagzeuger bei seinen Musikprojekten.

Nach vielen Jahren in der Industrie unterrichtete der Wollbacher bis zur Pensionierung an diversen Schulen in Lörrach. Die Musik hat ihn aber auch während seines Berufslebens nie losgelassen. Im Jahr 1992 gründete er zusammen mit seiner Frau das Jazz Projekt Binzen (JPB). Der Verein bot unter anderem Workshops mit dem Jazzpädagogen Joe Viera an.

Bei seinem aktuellen Projekt „Afrigal“ steht afrikanische Musik im Mittelpunkt. Wie so oft bei Matthias sind es vor allem Trommeln und der Computer samt eigenen Programmen, die bei der Umsetzung zum Einsatz kommen. Einen Sound zu kreieren, den es noch nicht gab, nennt er als großen Antrieb. Andererseits will er einen Beitrag zum Hörenlernen leisten und mehr Menschen einen Weg zur elektronischen Klangmusik öffnen.

Ein Auftritt im September mit Bruno Spoerri im Reforum der Firma Resin in Binzen ist bereits fest eingeplant. Ob dazu auch schon die krabbelnden Erdbewohner beitragen werden, steht indes noch nicht fest.

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