Kandern Ehemalige Tonwerke als „Lost Place“

Gudrun Gehr
Die Ausstellungsmacher (von links): Künstler Steve Luxembourg Jasmin Hartmann Michael Kammüller Foto: Gudrun Gehr

Der Künstler Steve Luxembourg präsentiert seine Sonderausstellung unter dem mehrdeutigen Titel „Tonspuren“ an einem ungewöhnlichen Ort: Der alten geräumigen Ofenhalle des im Jahr 2020 stillgelegten Traditionsunternehmens Feuerfest Kandern.

Zum Beginn der Vernissage strömte das kunstbegeisterte Publikum in Scharen. Unter den rund 150 Besuchern befanden sich auch zahlreiche ehemalige Mitarbeiter, die sich sicherlich wehmütig an alte Zeiten in der Werkhalle erinnert haben. Der Künstler Steve Luxembourg und die Leiterin des Heimat- und Keramikmuseums Kandern, Jasmin Hartmann, freuten sich über den überwältigend großen Publikumsandrang. Bestens unterstützt wurde die Ausstellung von der Eigentümerfamilie des Areals um Michael Kammüller. Der Dank für die wichtige und entscheidende Unterstützung kam vom Künstler und der Ausstellungsleiterin.

Luxembourg ist in Kandern herangewachsen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schauplätze der vergangenen lebendigen Industriekultur fotografisch, objektbezogen und mit einem Kurzfilm darzustellen. Als Objekte für seine Ausstellung fertigte er Fotografien der „Lost places“ auf dem rund einen halben Hektar umfassenden Industriegebiet der ehemaligen Tonwerke Kandern an der Straße nach Sitzenkirch. Dieses wurde 2007 abgerissen.

In seiner Ausstellung, deren Entstehungsprozess rund ein Jahr lang dauerte, entstand eine Bildserie, die in der Vernissage von einem Kurzfilm und Objekten aus dem Schamottewerk begleitet wurde. Die Ausstellungsleiterin verlas auch einen präzise beschreibenden Schulaufsatz aus 1957, der damals von der 15-jährigen Isabel Geib über ihre Heimat im angrenzenden Areal der Hinteren Mühle verfasst wurde. Die Präsentationen erhielten begeisterten Beifall des Publikums.

Jasmin Hartmann führte die einleitende Begrüßung und sagte: „Die Ausstellung Tonspuren begleitet uns durch die diesjährige Ausstellungssaison, die im Heimat- und Keramikmuseum in einem unkonventionellen Ausstellungskonzept ihren Ausdruck fand“.

Bürgermeisterin Simone Penner bedankte sich beim Eigentümer Michael Kammüller für die einzigartige Chance der Ausstellung. Ihr Dank galt ebenfalls dem Künstler: „Danke, dass wir Ihre Werke in unserem ,Schatzkästle’, dem Heimatmuseum, die nächste Zeit bewundern dürfen“. Ganz besonders begrüßte sie die ehemaligen Mitarbeiter in der Werkhalle auf der „Spurensuche in dieser besonderen Ausstellung“. Wichtig sei der Blick in die Zukunft, um diese gut gestalten zu können.

Zukunft braucht Erinnerung

Eigentümer Michael Kammüller sprach bei seinem Grußwort von der Jahrhunderte alten Familiengeschichte. Er sagte: „Soll nun ein weiterer Verkauf an einen Investor erfolgen, womit sicher die industriegeschichtliche Spur verschwinden würde? Was soll bleiben, was soll entstehen?“ Sicher sei, dass das Firmengelände eine wirtschaftliche Basis erhalten müsse. Für ihn als Eigentümer sei die Frage wichtig, inwieweit sich eine wirtschaftliche Nutzung mit kulturellen Akzenten kombinieren lässt. Aus diesem Prozess können sich Chancen für die Stadt ergeben. Er sagte abschließend: „Auf jeden Fall sollten die Spuren aus der Vergangenheit mit der Zukunft verbunden werden. Zukunft braucht Erinnerung.“

Musik vom Duo Intakt

Die Museumsleiterin moderierte die inspirierende musikalisch Umrahmung durch das Duo Intakt mit Alessandra Riudalbas (Flöte) und David Auli Morales (Perkussion) aus Freiburg. Sie sagte in einem Wortspiel: „Was wären Tonspuren ohne eine Tonspur?“

Die beiden Musiker verblüfften die Gäste mit ungewöhnlichen Stücken aus sieben Jahrhunderten. Es hieß, das Duo sei stets auf der Spurensuche nach alten Kompositionen und kulturübergreifenden Musikprojekten. Die beiden Musiker präsentierten einen bunten musikalischen Bogen vom Vogelgezwitscher über barocke Weisen bis zur modernen Musik mit einem Wirbelwind von Flötenmelodien und Trommelbegleitung. David Auli Morales begeisterte die Gäste zudem mit einem Soloauftritt mit zwei „Maracas“ oder Rumba-Kugeln.

Tonspuren

Steve Luxembourg
wurde 1993 in Rheinfelden geboren und wuchs in Kandern auf. Nach seinen Studienjahren
der Bildenden Kunst an der Hochschule in Braunschweig lebt er nun wieder in Kandern.

Im Heimat und Keramikmuseum
sind in der Ausstellung 13 Fotografien der Innen- und Außenarchitektur zu sehen, auch ein Ausstellungskatalog wird präsentiert. Dazu kommen historische Tonspuren des Hinteren Mühle Areals. Die Ausstellung ist bis 31. Oktober zu sehen.

Öffnungszeiten:
Donnerstag von 14 bis 16 Uhr und Sonntag von 11 bis 16 Uhr

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