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Kandern Ein Bulli, der mit Strom statt Sprit fährt

Adrian Steineck
Der zum Camper umgebaute Bulli bringt nach dem Ausbau in leerem Zustand ein Gewicht von 2550 Kilogramm auf die Waage. Verbaut wurden vor allem leichte Naturmaterialien aus der Region. Foto: Privat/Josha Frey

Gemeinsam mit seinem Sohn Frederik hat Josha Frey aus Wollbach einen VW-Bus zum Camper ausbauen lassen. Das Besondere dabei: Es handelt sich um einen elektrisch betriebenen Bulli, einen sogenannten ID Buzz.

Vollgeladen hat das Fahrzeug eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern, wie Frey im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Die Idee, sich das Fahrzeug zum Camper ausbauen zu lassen, ist im Grunde zufällig entstanden, sagt er: „Der Ausbauer wohnt bei uns in Wollbach und war auf Anhieb begeistert von dem Vorhaben.“ Mit dem Ausbau des Fahrzeugs haben sich die Freys einen lange gehegten Traum erfüllt: den vom Camping im Grünen ohne Abgabe und mit einer möglichst geringen Kohlenstoff-Dioxid-Bilanz.

Zu dieser trägt auch bei, dass der Wagen teilweise aus Solarzellen gespeist wird, die laut Josha Frey eine Spitzenleistung von 0,3 Kilowattpeak erreichen. Das bedeutet nicht zuletzt eine Kostenersparnis: „Wenn ich den Bulli an einer Elektrotankstelle auflade, zahle ich etwa 65 Cent pro Kilowattstunde“, legt er dar. Etwa 80 davon braucht die Batterie, damit sie voll geladen ist.

Weiler Firma beteiligt

Das Fahrzeug von Familie Frey war in seinem früheren Leben ein Lieferwagen. Ausgebaut wurde es durch die „Black Forest Vans“, eine Zwei-Mann-Camperschmiede aus Weil am Rhein, die sich dem individuellen Ausbau von Reisemobilen verschrieben hat. Verwendet wurden größtenteils Naturmaterialien wie etwa Nussbaumholz aus der Region. Nach den Wünschen von Josha und Frederik Frey wurde der Minibus in zweimonatiger Arbeit mit weiteren Fenstern versehen und campertauglich gemacht. Kühlschrank, Bordelektronik und ein Doppelbett mit Schiebelattenrost gehören ebenfalls mit zur Ausstattung. „Die Konstruktion des Doppelbetts scheint gewagt“, sagt Josha Frey lachend. Aber sie habe sich bewährt. Insgesamt habe sich das Gewicht des Wagens durch den Ausbau lediglich um etwa 150 Kilogramm vermehrt, da vorwiegend auf leichte Materialien geachtet wurde. Das Leergewicht liegt nach dem Ausbau bei 2550 Kilogramm.

Finanzielle Bedingungen

Das Ganze hat freilich seinen Preis: etwa 54 000 bis 56 000 Euro kostet das Fahrzeug ohne den Umbau, der noch einmal mit etwa 25 000 Euro zu Buche schlägt. Gefördert wurde man zwar mit der Umweltprämie des Landes in Höhe von 5000 Euro. Josha Frey räumt dennoch ein, dass er zunächst Bedenken hatte und das Projekt auch auf Initiative seines Sohns Frederik zustande gekommen ist. „Mit 64 Jahren bin ich nicht mehr jemand, der seinen Urlaub stets im kleinen Camper verbringen will“, sagt er. Gerade für Wochenendausflüge etwa nach Italien aber habe sich das Fahrzeug als sehr gut geeignet erwiesen. Auch deshalb, weil die Rahmenbedingungen für E-Autos sich laut Frey „nahezu wöchentlich“ verbessern: Entlang der A 5 zwischen Stuttgart und Singen etwa gebe es mittlerweile an jeder Raststätte die Möglichkeit, seinen Wagen an die Ladesäule anzuhängen. Wenn man dann 20 Minuten einen Kaffee trinken gehe, sei das Fahrzeug bei der Rückkehr bereits weitgehend aufgeladen, sagt Frey.

Südfrankreich als Reiseziel

Als nächstes wollen die Freys mit ihrem E-Bulli über Pfingsten nach Südfrankreich fahren. Auch das Fernsehen ist bereits auf den Elektro-Camper, der einer der bundesweit ersten seiner Art sein dürfte, aufmerksam geworden: In der SWR-Sendung „Treffpunkt“ vom 30. April wurden unter dem Titel „Original Bulli – große Liebe VW Bus“ auch die Freys porträtiert. „Der SWR hat bei uns angefragt“, schildert Josha Frey die Hintergründe. Dabei war ihm aber wichtig, dass der Fokus bei der Fernsehsendung auf das Private gelegt werde, nicht auf seine politische Tätigkeit als Landtagsabgeordneter der Grünen. „Ich wurde am 1. Mai schon einige Male auf die Sendung im SWR-Fernsehen angesprochen“, sagt Frey.

Zum vollendeten Camper-Glück fehlt derzeit nur noch eines: ein Vordach. „Wir hoffen aber darauf, dass wir zukünftig eines einbauen können“, verweist Frey auf die aktuellen Regelungen für Elektro-Fahrzeuge.

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