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Kandern Ein Multitalent mit vielen Interessen

Siegfried Feuchter
Bernhard Winterhalter, Kanderns ehemaliger, langjähriger Bürgermeister, ist 70 Jahre alt. Zu seinen Hobbys gehört auch die künstlerische Betätigung. So fertigt er Collagen aus Weinkapseln an, hier zeigt er sein Werk „Expedition im Eis“. Foto: Siegfried Feuchter

Porträt: Alt-Bürgermeister Bernhard Winterhalter 70 Jahre alt / „Es macht Freude, etwas zu bewegen“

Politiker, Musiker, Autor, Fasnächtler, geschichtsbewandert und auch künstlerisch aktiv: Bernhard Winterhalter, Kanderns langjähriger, ehemaliger Bürgermeister, hat viele Talente und Berufungen. Am heutigen Montag feiert das Multitalent seinen 70. Geburtstag. Der vitale Jubilar ist zwar schon ein paar Jahre im Ruhestand, doch von Ruhe kann bei ihm kaum die Rede sein, wenn man sich seine Tätigkeiten vor Augen führt. Er steckt noch voller Tatendrang.

Von Siegfried Feuchter

Kandern. „Ich fühle mich rundum zufrieden und wohl“, sagt der gebürtige Kanderner, der seinen 70. als eine Zäsur bezeichnet. Will heißen, er will keine neuen Ämter mehr annehmen, sondern die noch vorhandenen langsam abbauen. Dazu gehören der CDU-Vorsitz und der Kuratoriumsvorsitz der Kanderner Bürgerstiftung Stadtbücherei. „Man wird zwar älter, doch die Erinnerung wird immer lebendig bleiben“, sagt der Alt-Bürgermeister, der sich beim Rückblick an viel Schönes erinnert.

„Nicht alles gefallen lassen“

Bernhard Winterhalter, der zielstrebig und mit klarem Blick für das Machbare durchs Leben ging, kann auf viele bewegte Jahre zurückblicken. 24 Jahre war er nach dem Abitur und Studium an der Hochschule Schwetzingen in seinem Beruf als Diplom-Rechtspfleger am Amtsgericht Lörrach tätig. Dabei führten ihn zwischenzeitliche Abstecher an die Kreisgerichte Riesa und Großenhain nach Sachsen, um dort nach der Wende Aufbauhilfe zu leisten.

Neben dem Beruf prägten vor allem die Politik und die Musik sein Leben. Schon 1979 trat er in die CDU ein und gestaltete von 1989 an die Kommunalpolitik in Kandern zunächst acht Jahre als Gemeinderat und Fraktionssprecher mit. Er profilierte sich, trat gegen Amtsinhaber Karl-Friedrich Klein an, gewann auf Anhieb die Bürgermeisterwahl und war nach großem Vertrauensbeweis bei der Wiederwahl 2005 mit fast 97 Prozent der Stimmen 16 Jahre lang Bürgermeister seiner Heimatstadt.

Seine Maxime damals: „Gemeinsam neue Impulse setzen – ohne Bewährtes aufzugeben.“ Darüber hinaus brachte der populäre „Burgi“ von 1994 an 20 Jahre lang seine kommunalpolitischen Erfahrungen im Kreistag ein, gehörte dem Landesvorstand des Gemeindetags Baden-Württemberg an und war einige Jahre auch dessen Vorsitzender.

Die Freude, etwas bewegen zu können, war Ansporn seines Handelns. „Erfolge haben mich zufrieden gestellt“, sagt Bernhard Winterhalter und fügt hinzu: „Zur Bilanz gehört natürlich auch, dass man, im Nachhinein betrachtet, dies oder jenes hätte besser machen können.“ Dass Bürgermeister heutzutage mehr denn je auch Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt sind, schmerzt ihn. Er selbst habe auch mal unschöne Erfahrungen gemacht. Sein Credo: „Man muss sich viel gefallen lassen, aber nicht alles.“

„Es gibt ein Leben nach dem Rathaus“

Nach 16 Jahren als Bürgermeister trat Winterhalter nicht mehr an. „Es gibt ein Leben nach dem Rathaus“, sagte sich damals der Kommunalpolitiker. Mit großem Bahnhof wurde er 2013 verabschiedet und für sein verdienstvolles Wirken mit der Freiherr von Stein-Medaille des Gemeindetags ausgezeichnet. Wenn man ihn heute nach seiner wichtigsten Entscheidung während seiner Zeit als Bürgermeister fragt, muss er nicht lange überlegen: „Der Hochwasserschutz.“ Da sei es ihm gelungen, bei dem Zehn-Millionen-Projekt sieben Millionen an Zuschüssen aus fünf verschiedenen Töpfen nach Kandern zu holen.

Seine musikalische Laufbahn hatte schon in Jugendjahren begonnen, als er die Tanzband „Oldtimer“ gründete, danach von 1972 bis 1976 mit dem nach ihm benannten Bernhard-Winterhalter-Sextett auftrat, ehe der versierte Saxophon- und Klarinettenspieler in der Big-Band Efringen-Kirchen mitwirkte. Darüber hinaus verstärkte er viele Jahre die Reihen der Kanderner Stadtmusik, war auch 20 Jahre deren souveräner Vorsitzender und ist heute Ehrenpräsident.

Humorvoller und geselliger Mensch

Bernhard Winterhalter ist ein humorvoller und geselliger Mensch, der stets ein Bonmot auf den Lippen hat und eine Runde zum Schmunzeln oder Lachen bringen kann.

Sein hintergründiger Humor führte ihn zur Fasnacht. Mit seinen geschliffenen Versen bereichert er seit Jahren nicht nur die Kanderner Zunftabende, sondern gehört stets am Rosenmontag bei der Weiler Rotssuppe und beim Schnäggeesse in Lörrach zu den närrischen Größen, ebenso ist er in Neuenburg bei der Ratssuppe ein gefragter Fasnächtler. Darüber hinaus ist er zusammen mit seiner Frau Ursula, die schon 40 Kostüme in aufwändiger Arbeit selbst genäht hat, beim Kanderner Fasnachtsumzug ein Hingucker.

Dass Winterhalter geschichtlich und vor allem lokalhistorisch bewandert ist, davon zeugen unter anderem seine drei Bände „Kandern... und was sonst noch geschah“, die Interessantes, Vergessenes und Unbekanntes aus der Geschichte der Töpferstadt zutage fördern. „Ich habe Freude am Schreiben gefunden“, sagt der Ex-Bürgermeister mit dem Hinweis, dass hinter diesen inzwischen 80 Geschichten aufwändige Quellenforschung steht. Außerdem kümmert er sich seit 2016 ehrenamtlich um das Archiv auf Schloss Bürgeln.

Doch damit nicht genug der Aktivitäten. Wenn sich der Vater eines erwachsenen Sohnes in seinem Domizil am Bodensee eine Auszeit nimmt, dann ist er kreativ und künstlerisch tätig. Er fertigt nämlich Collagen aus Aluminium-Weinkapseln an. Einige seiner Werke hat er schon bei einer Ausstellung im Schliengener Schloss Entenstein präsentiert.

Langeweile kennt Bernhard Winterhalter nicht. Dafür ist er zu vielseitig interessiert und noch zu aktiv. Zudem pflegt der Genussmensch, der ein gutes Essen und ein Glas Rotwein schätzt, viele Kontakte.

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