Kandern Ein Paradies für Gelbbauchunken

Weiler Zeitung

Grüner leben: Im Garten von Horst Spreen fühlen sich zahlreiche kleine Tierarten ausgesprochen wohl

Die Gelbbauchunke bevorzugt als Lebensraum lehmige Pfützen und Kleintümpel. Solche findet sie reichlich im Garten von Horst Spreen zwischen Kandern und Feuerbach. Und so wurde das streng geschützte Tier dort schnell zur Hauptamphibienart. Der Naturschützer überlegt nun, wie er den Gelbbauchunken neue Lebensräume eröffnen kann.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Ganz unschuldig ist Spreen nicht an der stabilen Gelbbauchunken-Population in seinem Garten, für die es dort allmählich ein wenig eng wird. Nachdem er festgestellt hatte, dass diese seltener werdende Amphibienart dort lebt, hat er damit begonnen, es ihr ein wenig gemütlicher zu machen. 40, zum Teil verwachsene Teiche und Tümpel laden in seinem Garten mittlerweile zum Laichen ein.

Dafür müssen die Gewässer flach sein, damit sie sich schnell aufwärmen – und die neue Generation gedeihen kann. Doch zu flach dürfen sie auch wieder nicht sein. Lange heiße Trockenphasen im Zuge des Klimawandels können dann schnell zum Austrocknen führen, wie der Naturschützer weiß.

Es ist Paarungszeit in den Tümpeln bei Kandern. Dass das Angebot von Horst Spreen gut angenommen wird, sieht man an dem vielen Laich der Gelbbauchunke in den Kleinstgewässern. Auch Kaulquappen in verschiedenen Größen sind bereits zu sehen.

Einen Tümpel hatte Spreen erst wenige Tage zuvor ausgehoben, dann kam Starkregen – und schon am nächsten Tag war er besiedelt. Vier bis sechs Wochen dauert es vom Ei bis zum Landgang, weiß der Gelbauchunken-Experte.

„Das Zauberwort heißt Strukturen schaffen“, sagt der Gärtner. Und das klingt schwieriger, als es ist. Ein paar scheinbar achtlos in den Tümpel geworfene Grashalme dienen dem Laich zum Anhaften: „Und schon geht es los.“

Aber Gelbbauchunken sind bei Weitem nicht das einzige, was in Spreens Garten kreucht und fleucht. Auch Erdkröten, Grasfrösche, Wildbienen, Hummeln, Grashüpfer, Ameisen und Eidechsen fühlen sich dort sichtlich wohl. Spreen macht es ihnen heimelig, in dem er Hohlräume schafft. Und so sind die Haufen aus Sand und Ziegeln, die Holzstapel und schwarzen Matten eben keine Anzeichen für einen verwahrlosten verwilderten Garten, sondern bewusst angelegte wertvolle Lebensräume für Reptilien, Amphibien und Insekten.

Das kann man nicht nur sehen, sondern auch hören. Bunt schillernde Libellen fliegen über die Teiche, in denen leise der Paarungsruf des Gelbbauchunken-Männchens erschallt. Da lohnt sich auch das Keschern, wie Spreen kürzlich festgestellt hat, als eine sechste Schulklasse der August-Macke-Schule zu Besuch war, die er durch seinen naturbelassenen Garten führte.

Spreens Wunsch ist es nun, dass sich die vielen Gelbbauchunken, die gerade wieder in den Tümpeln heranwachsen, neue Territorien erschließen können. Ein Naturkorridor bis zum Kanderner Flühweiher schwebt ihm nicht nur vor, er arbeitet bereits daran. Das sei auch wichtig, um einen genetischen Austausch zwischen den Populationen zu ermöglichen, wie er sagt.

Weil die Tiere sich jedoch als erstaunlich ortsfest erweisen, hat er den Naturkorridor – ein feuchter langer, für Frösche aller Art aber sehr einladender Graben – mit weiteren Teichen als Lockmittel bestückt. Nun heißt es abwarten und mit den benachbarten Landwirten und der Stadt im Gespräch bleiben, damit sein Wunsch Wirklichkeit werden kann.

„Wir brauchen mehr Wildnis“, sagt der engagierte Naturschützer, hauptberuflich ist er Tierpfleger im Elsass. Überhaupt nicht verstehen kann er, weshalb Böschungen am Wegesrand gemäht werden müssen. „Hier könnte man aktiv etwas gegen das Insekten- und Vogelsterben tun“, ist er überzeugt. Man müsste es einfach nur sein lassen. Denn auch dort – im hohen Gras – ist Leben.

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