Kandern Endspurt vor der Wiedereröffnung

Alexandra Günzschel

Lokalgeschichte: Das Kanderner Heimat- und Keramikmuseum startet unter neuer Leitung in die Saison

Die neue Museumsleiterin Jasmin Hartmann ist derzeit nicht zu beneiden. Am Sonntag soll das Kanderner Heimat- und Keramikmuseum seine Türen öffnen. Dafür hat Hartmann bereits einiges umgebaut. Doch noch wirkt vieles wie eine Baustelle. Beim Pressetermin berichtet die archäologische Fotografin aus Liel, welche Pläne sie für die drei Etagen im Staffelgiebelhaus hat.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Zumindest das Erdgeschoss wird bald barrierefrei zugänglich sein. Die Rampe ist bereits bestellt. Über Multimedia-Angebote soll dort künftig die gesamte Ausstellung zugänglich gemacht werden. Denn für die oberen Stockwerke ist in dem historischen Gebäude an Barrierefreiheit vorerst nicht zu denken.

Um auch für größere Gruppen Platz zu schaffen, wurden im Erdgeschoss zwei alte Schränke entfernt. Über deren Verbleib wurde am Montag im Verwaltungsausschuss recht emotional diskutiert (siehe Bericht unten). Ansonsten bleibt die erste Etage dem Thema Gewerbe vorbehalten. Die Eisen- und Tonwaren, die dort ausgestellt sind, will Hartmann mit alten Fotografien und Aquarellen in den passenden Kontext rücken.

„Museumsarbeit ist unheimlich vielfältig und spannend“, sagt die ehrenamtliche Leiterin der Kanderner Einrichtung. Die Sammlung dort will sie nach den Richtlinien des Deutschen Museumsbunds aufarbeiten.

Wie herausfordernd die Aufgabe ist, die sie da übernommen hat, zeigt ein Paket aus Berlin, das gerade angeliefert wird. Darin befinden sich Kinder-Geschirr des Kanderner Hafners Karl Friedrich Blum sowie zwei Prägel-Schüsseln aus den 1930er-Jahren. Sie stammen aus dem Kanderner Haushalt der Großeltern des Spenders.

Nun soll das Museum entscheiden, was damit geschieht. Hartmann ist sich noch nicht sicher. „Er hat es gut gemeint“, sagt sie. Doch auf diese Weise könnten Sammlungen explodieren.

Die Museumsleiterin spricht von einem regelrechten Sammelsurium an Exponaten, insbesondere wenn sie an den Speicher denkt. Um 1910 sei ein Großteil davon zusammengetragen worden, um diese Kulturgüter für die Jugend zu sichern.

Das Leitbild für ein neues Konzept wird erarbeitet

Mit der Eröffnung des Museums im Staffelgiebelhaus im Jahr 1976 habe man sich erstmals Gedanken über einen Schwerpunkt gemacht und ihn in der Keramiktradition gefunden, so Hartmann. Gemeinsam mit dem Freundeskreis will sie nun Richtlinien für das Museum erarbeiten. Ein Leitbild und ein neues Konzept sollen entstehen.

Dass diese Aufgabe nicht einfach wird, zeigt ein Blick in einen Nebenraum. Dort befinden sich alte Holzblasinstrumente neben Exponaten aus der Badischen Revolution und Erinnerungsstücken an die einstige Garn-Fabrik Mez. Vor der Tür steht obendrein noch eine überlebensgroße Frauenfigur aus Ton von Horst Kerstan. Sie scheint den Weg zu weisen nach oben in die erste Etage.

Hier hat Hartmann bereits kräftig aufgeräumt. „Der Schwerpunkt Hafnerei soll bleiben“, sagt sie beim Gang durch die Etage. Sehr alte Stücke sind hier ebenso zu finden wie Objekte aus den vergangenen Jahrzehnten.

Der zentrale Holzpfosten ist dem Künstler August Macke gewidmet. Auf der Seite zum Fenster hin kommt sein Gemälde „Knabe auf dem flachen Dach“ von 1907 zur Geltung. Mackes Enkel hat es dem Museum geschenkt. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Postkarte des berühmten Malers, die er 1905 aus Kandern geschrieben hat.

Noch mehr Keramik gibt es im zweiten Obergeschoss. Neben der Max Laeuger-Sammlung wurden hier Objekte von Richard Bampi und Hermann Hakenjos sowie aus der Fayence-Manufaktur Kandern (1927 bis 1938) zusammengetragen.

Dass die KTK Kunsttöpferei Tonwerke Kandern auch von auswärtigen Künstlern geschätzt wurde, zeigt ein farbig glasiertes Löwenbaby von Hermann Geibel. Hartmann hat diese Majolika auf dem Dachboden gefunden und ins rechte Licht gerückt.

Das zweite Obergeschoss soll auch Platz bieten für die Studioausstellung mit aktuellen Werken der Keramikerin Corinna Smyth und des Fotografen Theo Hofsäss. Die Museumsleiterin hat die beiden zusammengebracht, die daraufhin ein gemeinsames Konzept für die Ausstellung erarbeitet haben. Vernissage ist am Freitag, 20. Mai, 18.30 Uhr, im Museum.

Zum internationalen Museumstag am Sonntag, 15. Mai, hat Hartmann einen Familientag mit museumspädagogischem Angebot für Kinder geplant. Dabei können sie zum Beispiel lernen, mit Ton zu modellieren. Ein solches Angebot an Kinder soll danach zur monatlichen festen Einrichtung werden.

Das Heimat- und Keramikmuseum startet am Sonntag, 10. April, in die neue Saison. Öffnungszeiten sind immer donnerstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet zwei Euro, Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre zahlen nichts.

Für den Museumsbetrieb werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht, etwa für Führungen oder Aufsichten.

Kontakt bei Interesse: leitung@museum-kandern.de.

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