Kandern (bn). Seit Beginn der Dampfzugsaison 2016 fährt das „Chanderli“ mit hochwertiger Kohle aus der englischen Grafschaft Wales. Die ist zwar mit einem Tonnenpreis um die 300 Euro etwa doppelt so teuer wie die zuvor verwendete polnische Kohle. Dafür liefert sie einen deutlich höheren Heizwert und vor allem: sie verursacht so gut wie keine lästigen Rauch- und Dampfemissionen mehr. Gegen diese Belastungen wehrt sich bekanntlich eine Initiativgruppe aus der Nachbarschaft des Bahnhofareals seit gut zwei Jahrzehnten bisher vergeblich. Umso zufriedener sind die Anrainer mit ihrem Sprecher Hanspeter Lais jetzt darüber, dass sich neuerdings kaum noch Ruß und Staub an ihren Wohnhäusern und in den Gärten ablagert. Diese spürbare Verbesserung wurde am Samstag von den Bahnhofsnachbarn beim Informationsgespräch mit Vertretern des Zweckverbands Kandertalbahn (Bürgermeister Dr. Christian Renkert, Oberster Betriebsleiter Jürgen Lange und Stellvertreter Wolfgang Hildebrandt) anerkennend herausgestellt. Beteiligt an der Gesprächsrunde waren auch der Münchner Experte für Thermodynamik, Sanierung und Entwicklung von Schienenfahrzeugen und Emissionsmessungen, Dr. Reinhard W. Serchinger sowie Dr. Markus Maurer, der Vorsitzende des für den Zugbetrieb zuständigen Vereins Kandertalbahn. Die Tatsache, dass diese Verbesserung erst nach langwierigem Hin und Her ermöglicht wurde, obwohl die Energiequalitäten der Waliser Kohle längst bekannt sind und von anderen Dampfzugbetreibern genutzt werden, dämpfte laut Lais die Freude über den Etappensieg. Vom Zweckverband gekauft wurden bisher 24 Tonnen dieser neuen Kohle, die voraussichtlich bis Ende August ausreichen. Zu welchen Konditionen das Heizmaterial jetzt nach dem Brexit erhältlich ist, müssen die Bahnbetreiber dann erst wieder klären. Ebenso offen ist noch die Frage, ob und wie die weiteren Forderungen der Anrainer erfüllt werden können. Hier geht es in erster Linie um die Lärmbelästigungen beim Anheizen der Loks zu nachtschlafender Zeit und lästige Geräusche vom Werkstattbetrieb. Letztere seien in jüngster Zeit zwar deutlich geringer geworden, wurde seitens der Nachbarn bestätigt. Ob das aber so bleiben kann, konnten Lange und Maurer nicht verbindlich zusichern. Dennoch: Der Wunsch der Anrainer, den Betrieb ganz zu verlagern, bleibt unverändert bestehen. Auf die Schnelle ist er jedoch nicht zu erfüllen, obwohl ein vermeintlich geeignetes Gelände vorhanden und erwerbbar wäre. Das bereits mit Schienen versehene (und vor Jahrzehnten als Schrottplatz angedachte) Terrain zwischen Kandern und Hammerstein muss noch auf seine Eignung hin untersucht werden. Dazu bedarf es einer Machbarkeitsstudie und erheblichen planerischen Aufwands für die Umwidmung des Geländes zur Bahnanlage. Und das wäre für den Zweckverband mit kaum zu stemmenden Kosten verbunden. Lais war der Meinung, dass hier der Landkreis einspringen müsse, wie das anderswo auch der Fall sei. Dagegen erklärte Bürgermeister Renkert, dass die Kreismittel zur Optimierung des Nahverkehrs vorerst in andere Projekte investiert würden.