Kandern Flüchtlingen ein Gesicht gegeben

Weiler Zeitung
Samano Altahir auf der Saz (Langhalslaute), der aus einem hauptsächlich von Kurden bewohnten Landesteil Syriens stammt, und Jawid Faiziyan (Gesang) aus Herat in Afghanistan begeisterten die Zuhörer bei der Eröffnung der Ausstellung „Gesichter der Flucht“ im Kanderner Rathaus. Im Hintergrund Bürgermeister Christian Renkert; rechts davon (entlang der Wand stehend) die Schüler Yannick Brunner, Lars Merrettig, Anis Matteos Elaadak und Victoria Barth (v.l.), die Interviews mit Kanderner Flüchtlingen führten. Foto: Schütz Foto: Weiler Zeitung

Austellungseröffnung: Großes Interesse an Auftaktveranstaltung / Flucht – damals und heute – im Portrait

Das riesige Interesse an der Ausstellung „Gesichter der Flucht“, die am Donnerstag im Kanderner Rathaussaal eröffnet wurde, hatte keiner der Organisatoren erwartet. Bürgermeister Christian Renkert und Helfer aus dem Publikum brachten aus allen Zimmern im Rathaus weitere Stühle herbei – trotzdem gab es zum Schluss nur noch Stehplätze.

Von Jutta Schütz

Kandern. Der Besucherandrang zeige, dass „Flüchtlinge und ihre Geschichte in Kandern ein Thema sind“, befand Renkert. Er lobte die hochwertige Ausstellung, die Flüchtlinge portraitiere, und mit der die Geschichte von Flucht und Vertreibung im Dritten Reich und die Historie nicht nur von Fluchtursachen, sondern auch von Vorurteilen gegenüber Völkern und Religionen aufgearbeitet wird.

Gabriele Dziedo nutzte stellvertretend für den Kanderner Werbering die Gelegenheit, eine Spende von 300 Euro für die Flüchtlingsarbeit in Kandern zu übergeben. Für Begeisterung sorgten die Musikbeiträge von Sänger und Saz-Spieler Almani Altahir, der aus einem von Kurden bewohnten Landesteil Syriens stammt, und Sänger Jawid Faiziyan aus Afghanistan, die mit ihren Liedern einen Einblick in eine andere (Musik-)Kultur gaben.

Mitgewirkt haben an der Ausstellung „Gesichter der Flucht“, die vom evangelischen Kirchenbezirk mit unterstützt wird, die Flüchtlingshilfe Kandern mit der Integrationsbeauftragten Angela Schellhorn und vier Schüler der August-Macke-Schule. Schellhorn, Hannah Gebauer-Zoutendijk, Tamara Brückner und Brigitte Mucha bereiteten die Schüler auf die Gespräche vor. „Uns ging es darum, die Menschen aus anderen Kulturen mit ihren Geschichten, ihren Beweggründen für die Flucht, aber auch die Fluchtwege sichtbar zu machen“, so Schellhorn.

Die Schüler Lars Merrettig, Anis Mateos Ellaadak, Victoria Barth und Yannick Brunner berichteten bei der Ausstellungseröffnung, befragt von Tamara Brückner, von ihrer Motivation. „Ich war wirklich neugierig und die Menschen sowie das Thema haben mich interessiert“, waren sich Yannick, Victoria und Lars einig. Anis ergänzte, dass er selber einen Migrationshintergrund habe. „Mein Vater ist Spanier und meine Mutter Marokkanerin“, berichtete er. Die Schüler portraitierten ihre Gesprächspartner und deren Geschichte der Flucht in eigenen Texten, die nun in gebundener Form in der Ausstellung ausliegen.

Das Mädchen Noor gehört zu jenen Flüchtlingen, die per Boot kamen. Wie viele andere hat sie viele Stunden in Angst erlebt. Jetzt sehnt sie sich danach, in Deutschland viel zu lernen und vielleicht irgendwann in ein friedliches Syrien zurückzukehren.

Auch die Geschichte ehemaliger deutscher Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg kamen, wird durch deren Berichte wieder lebendig. Barbara Gediehn und Artur Heimann, beide aus Westpreußen, und Ilse Blauert aus Danzig schildern ihre Flucht aus Kindersicht. Die ehemaligen Flüchtlinge können sich gut in die Situation der jetzigen Flüchtlinge hineindenken. Sie wären damals gerne in ihrer Heimat geblieben.

„Als wir begannen, Flüchtlinge für die Befragung zu suchen, wollten übrigens viel mehr mitmachen, als wir dachten“, teilt Schellhorn mit.

Im Anschluss an die Ansprachen nutzte so mancher Bürger die Möglichkeit, mit Mitgliedern des Flüchtlingshelferkreises, den Schülern und anwesenden Flüchtlingen, von denen viele schon recht gut Deutsch sprechen, ins Gespräch zu kommen.

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