Kandern Gärtnern für die Insektenvielfalt

Silke Hartenstein
Schmetterlingsexperte André Grabs (ganz rechts) im Gespräch mit Zuhörern nach dem Vortrag. Foto: Silke Hartenstein

Schmetterlingsexperte André Grabs referiert in Stadtbücherei über Artensterben . 70 Besucher.

Kandern - Bundesweit hat sich der BUND den Kampf gegen das Insektensterben auf seine Fahnen geschrieben. Das Thema bewegt auch die Menschen im Kandertal, wie die Veranstaltung der BUND-Ortsgruppe Kandertal in der Stadtbücherei zeigte. 70 Zuhörer kamen zum Vortrag des Schmetterlingsexperten André Grabs „Ausgefressen – Insektensterben – Ursachen und Perspektiven“.

Natur-Schmetterlings-Guide André Grabs ist Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe Gundelfingen, kartiert Schmetterlinge für die Landesdatenbank, hält Vorträge an Schulen und berät Gemeinden. Locker, gut verständlich und bebildert informierte er über das Verschwinden des „Luftplanktons Insekten“. Sein Interesse gilt in erster Linie den Schmetterlingen – und auch deren Zahl schrumpft zusehends. So gab es, um nur zwei Beispiele zu nennen, einst stabile Vorkommen des Goldenen Scheckenfalters bei Schaffhausen und des Eschen-Scheckenfalters in Freiburg – beide Arten gibt es dort heute nicht mehr. „Die rote Liste bedrohter Insektenarten wird immer länger“, stellte Grabs fest.

Zu den vielfältigen Ursachen gehören Flächenverlust infolge stetig wachsender Baugebiete und Straßen, fortschreitende Zerschneidung von Lebensräumen, die Umwandlung von Wiesen zu Wald, Stickstoffeintrag aus der Luft, die Industrialisierung der Landwirtschaft und das Verhalten der Verbraucher auf der Jagd nach Billigangeboten. „Alle sind schuld“, fand Grabs.

Damit die harten ökonomischen Zwängen unterworfenen Landwirte wieder ökologischer wirtschaften können, forderte Grabs eine Umstellung des Wirtschaftssystems hin zur Gemeinwohl-Ökonomie. Dazu gehören auch die ausreichende Förderung der Bewirtschaftung in Hanglage und die Vergütung des ökologischen Mehrwerts, der durch Neuanlage und Pflege von Blühflächen und artenreichen Wiesen geschaffen wird.

Des weiteren, so Grabs, können Hauseigentümer die oft ungenutzten Rasenflächen rund um Wohnanlagen in Mähwiesen umwandeln lassen. Dasselbe können Kommunen mit ihren Rasenstreifen am Straßenrand tun.

Nicht zuletzt sollte anstelle des heute üblichen Mulchens wieder gemäht und das Mahdgut abtransportiert werden – so vermeide man die Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen und schaffe die Voraussetzungen für mehr Artenreichtum.

Der Einzelne könne seinen Beitrag zur Insektenvielfalt durch bewusstes Konsumverhalten und bewusstes Gärtnern leisten, sagte Grabs. Hierfür indes müssen Liebhaber konventionell gepflegter Gärten umdenken. Es reiche nicht, bunte Blumenweiden für Schmetterlinge anzulegen, denn Schmetterlinge bräuchten auch Möglichkeiten zur Eiablage, zur Verpuppung und Futter sowie Raum für ihre Zeit als Raupe. Hierfür müsse man auch „Unordentlichem“ wie etwa Brennnesseln, Reisig- und Grashaufen Platz einräumen, verblühte Pflanzen über den Winter stehen und abgefallenes Laub liegen lassen.

Dass es Beratungsbedarf für die Gestaltung insektenreicher Gärten gibt, zeigte die anschließende Diskussion. Hierzu lag Infomaterial des BUND und Nabu aus.

Hinweis: Wildstauden findet man etwa im Hof Berg-Garten in Herrischried; Tipps, Pflanzen und Saatgut im Internet unter dem Suchbegriff „Bienenweidekatalog“ und unter www.naturgarten.org.

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