Kandern Gezielt im Internet um Gäste werben

Jutta Schütz
Valentin Weislämle spricht über die Chancen für den Tourismus in Kandern. Foto: Jutta Schütz

Professor Valentin Weislämle referiert auf Einladung der Freien Wählern zum Thema Tourismus.

Kandern - „Tourismusmanagement von morgen – auch in Kandern?“, lautete die etwas provokante Überschrift des Vortrags, den Professor Valentin Weislämle, Studienleiter für BWL und Tourismus an der DHBW Lörrach, bei der Jahreshauptversammlung der Freien Wähler Im Gasthaus „Weserei“ hielt.

Ein Patentrezept, so kristallisierte sich während es Vortrags und auch in der anschließenden Diskussion mit rund 25 Gästen heraus, gibt es nicht: Klar aber ist: Wer sich als Gastwirt, Hotelier oder Pensionsbetreiber für die Zukunft aufstellen will, muss digital affin und gut vernetzt sein.

Das jahrelang gültige „Allein für sich schaffen“ hat sich in Zeiten des Internets und der dort publizierten Bewertungen erledigt, erklärte Weislämle. Um Gäste in einer touristisch interessanten Region wie Kandern zu gewinnen, müssten Kooperationen gebildet werden, sagte er. Doch: „Es fehlt an Unternehmertum, am Nachwuchs sowie an Personal.“

Das würde er auch bei seinen Studenten beobachten, von denen viele bemerken, dass man in Deutschland im Tourismus trotz hohen Arbeitsaufwands oft nicht viel verdiene, die zudem einen anderen Lebensentwurf als ihre Eltern hätten, weniger arbeiten wollten.

Teilweise aber sei der Mangel an Bewerbern selbst verschuldet, denn in Zeiten einer guten Wirtschaftslage müsse der Chef auch mal vom Speck an die Mitarbeiter abgeben, kritisierte der Hochschullehrer. Über die sozialen Medien spreche sich bei Bewerbern herum, wer ein guter Arbeitgeber sei, gab er einen Tipp.

Im gesamten Markgräflerland gibt es Projekte, mit Hilfe derer man für einzelne Gästegruppen Strategien entwickeln kann. Dabei geht es um gesundheitsbewusste oder sportliche Angebote, um Weintourismus, Wandern oder Radfahren. Verschiedene Betriebe können sich zusammentun und unter einer Überschrift dem Gast ein passendes Angebot machen“, erklärte Weislämle. Dieses gelte es dann im Internet zu bewerben.

„An Social Media geht künftig kein Weg vorbei, die Welt ist globaler zu sehen“, konstatierte Weislämle. Für die Betriebe heißt dies auch, den eigenen Internetauftritt stets aktuell zu halten. Für die Unternehmer stellt sich zudem die Aufgabe, Trends zu entdecken oder selbst zu konzipieren.

Ein großes Manko im Südschwarzwald sei, dass es kaum ein Vier-Sterne-Hotel gebe, und sich regelmäßig Widerstand breit mache, wenn eines gebaut werden soll, bemerkte Weislämle.

Aber auch ohne das Zugpferd eines Vier-Sterne-Hotels in unmittelbarer Nähe gäbe es für Kandern und die Region Möglichkeiten. Kaja Wohlschlegel brachte hier leer stehende, nicht vermietete Dachwohnungen ins Spiel. „Diese könnte man schön ausbauen und als Ferienappartements anbieten“, überlegte sie.

Viele Fragen aber bleiben: Moderner Tourismus geht nicht ohne Personal und finanzielles Risiko – Stichwort: Renovierungsstau – darauf machten Tannenkirchs Ortsvorsteher Fritz Höferlin und Weserei-Geschäftsführer Ullrich Kramer-Eichin aufmerksam. „Die Essgewohnheiten haben sich verändert, gegessen wird oft auf der Straße, das merken wir“, sagte Kramer-Eichin. „Woher das gut ausgebildete Personal in Zukunft nehmen, der Markt ist leer?“, fragte Höferlin. Und einem Gast fehlte im Vortrag der Blick auf den Öko-Tourismus, der angesichts des wachsenden Interesses an Regionalität und Natur eine Chance sein könnte.

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