Kandern Größeres Renommée denn je zuvor

Weiler Zeitung

Kinojubiläum: Vor 60 Jahren gingen die „Blumen-Lichtspiele“ als Familienbetrieb an den Start  

Von Alexandra Günzschel

Drei Tage lang hat das Kino Kandern am Wochenende sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Es gab Sonderaktionen, Führungen, ein Gewinnspiel, vor allem aber viel Nostalgie mit Filmen aus den Anfangsjahren der früheren „Blumen-Lichtspiele“. Da blieb es nicht aus, dass bei vielen Gästen auch Erinnerungen an vergangene Zeiten wieder wach wurden.

Kandern. Das fiel schon deshalb nicht schwer, weil sich das Kanderner Kino in vielerlei Hinsicht den Charme der 50er Jahre bewahrt hat. Ein allerdings nur äußerlicher Eindruck: Immer wieder wurde in die Technik investiert und nachgerüstet. Hinter dem Charme vergangener Jahrzehnte verbirgt sich ein modernes Kino, das den Ansprüchen heutiger Besucher gerecht wird.

„Damals gab es hier nichts anderes“, erinnerte sich gestern der ehemalige Bürgermeister Bernhard Winterhalter an seine Jugendzeit. Und so war er sonntags, wenn die Filme zweimal liefen, Dauergast: nachmittags kam er mit Freundin und abends, um den Film zu sehen. „So war das wirklich“, versichert Winterhalter schmunzelnd.

Ein ganz besonderer Gast beim gestrigen Fest war Marianne Leonhardt, die Frau des verstorbenen Gründers des Kinos, Heinz Leonhardt. Sie war mit ihrer Tochter Kathrin Schmidt gekommen. „Es ist wirklich super, dass dieses Lebenswerk weiter besteht“, freute sich die Tochter, die auch eine Geldspende für das Kino mitgebracht hatte. Als Kind durfte sie mit einer „überschaubaren Freundesschar“ umsonst ins Kino. „Der Betrieb war nur mit der ganzen Familie zusammen möglich“, erklärt Kathrin Schmidt. Marianne Leonhardt etwa kümmerte sich um die Buchhaltung, die Terminierung und die Verhandlungen mit dem Filmverleih. Die Familie hatte außerdem noch eine Bäckerei und ein Lebensmittelgeschäft in Müllheim-Hügelheim.

„Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Kommune mit 8000 Einwohnern noch ein Kino hat“, wandte sich gestern Bürgermeister-Stellvertreter Johann Albrecht an die Festgäste. Durch sein Sonderprogramm habe das Kino nun ein größeres Renommée als je zuvor, zeigte sich Albrecht begeistert über die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren seit ein Förderverein das Kino übernommen hat. 300 000 Euro habe der Verein bereits in Renovierungsarbeiten gesteckt. Aber auch die Stadt habe sich stark engagiert, sei mit 125 000 Euro finanziell beteiligt.

Los gingen die Kino-Feierlichkeiten bereits am Freitagabend mit einem Empfang im Foyer, zu dem Katharina Walter, Vorsitzende des Kommunalen Kinos Kandern, die Gäste begrüßte. Sie ließ die Geschichte des Kinos Revue passieren (siehe gesonderter Bericht), bedankte sich beim treuen Kinopublikum und bei den engagierten Helfern Christina Carstea, Marius Carstea, Ralph Klein und George Pinto.

Bevor dann noch einmal der Film „Ja, ja die Liebe in Tirol“ gezeigt wurde, der Eröffnungsfilm aus dem Jahr 1956, gab es noch einen weiteren Einblick in vergangene Zeiten. Denn ein Kinobesuch begann noch bis in die 70er Jahre hinein mit einer Wochenschau. Eine Einführung in diese mit dem Aufkommen des Fernsehens ausgestorbene Frühform des Dokumentarfilms gab am Freitag Dr. Klaus Amann. „Drei Wochen alt war die Wochenschau, wenn sie nach Kandern kam“, erklärte er, vorher hatte man die Kopie bereits in Freiburg, Offenburg und Müllheim gezeigt.

Noch deutlich älter, dafür aber wieder umso interessanter, war das Anschauungsmaterial, eine „Fox Tönende Wochenschau“, das Amann zur Festeröffnung mitgebracht hatte. Und so konnte das mitunter amüsierte Schwelgen in alten Zeiten historisch korrekt beginnen.

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