Kandern Güterverkehr als Haupteinnahme

Weiler Zeitung
Solche Bilder wird es vorerst nicht mehr geben: Auch im Juni ruht der Betrieb des „Chanderli“.Foto: Archiv Foto: Weiler Zeitung

Serie – Teil III: „125 Jahre Kandertalbahn“ / Aufschwung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Jetzt ist es offiziell: Auch im Juni wird es keine Fahrten mit dem „Chanderli“ geben. Wie der Zweckverband Kandertalbahn mitteilt, wird die Museumsbahn aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin nicht fahren, nachdem bereits der Saisonstart zum 1. Mai erstmals in der 125-jährigen Geschichte der heutigen Museumsbahn abgesagt werden musste.

Kandern. Auch der für Juni geplante Whiskyzug kann vorerst nicht fahren. Man sei aber bemüht, hierfür einen Ersatztermin im September zu finden, heißt es in der Mitteilung.

Abgesagt werden mussten auch die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Kandertalbahn. In unserer Serie zum Jubiläum blicken wir aber dennoch auf die wechselvolle Geschichte des „Chanderli“ zurück. In der dritten Folge beschäftigen wir uns mit der Zeit von der Inbetriebnahme im Jahr 1895 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914.

Der Betrieb der Kandertalbahn, der zunächst von Vering & Waechter organisiert wurde, ging im Jahr 1898 an die neu gegründete „Deutsche Eisenbahn Betriebs Gesellschaft AG“ (DEBG) mit Sitz in Berlin über. Diese Gesellschaft betrieb einige Nebenbahnen in Deutschland, die meisten davon in Baden.

Ein Fahrplan aus der Anfangszeit, der in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen der Kandertalbahn abgedruckt ist, weist nach, dass zu dieser Zeit täglich sechs Zugpaare gefahren wurden. Das Verkehrsaufkommen der Bahn habe sich sofort sehr positiv entwickelt, die geplanten Einnahmen seien bereits in den ersten Jahren überschritten worden, heißt es in der Festschrift weiter. Fünf Anschlussgleise an der Bahn wurden ergänzt. Die zunächst sparsam dimensionierten Anlagen des Bahnhofs Kandern mussten erweitert werden. So kamen 200 Meter an neuen Gleisen im Bahnhof dazu, zudem wurden Ladestraßen und Güterschuppen erweitert. Im Jahr 1907 wurde eine dritte Lok angeschafft, sodass der Lokschuppen verlängert werden musste.

Verlängerung erwogen

Die industrielle und wirtschaftliche Entwicklung des Kandertals und der Stadt Kandern wurden durch die Bahn erwartungsgemäß stark gefördert. Es wurde auch die Verlängerung der Bahn bis Malsburg erwogen, was dann aber nur durch eine schmalspurige Werksbahn für den Steintransport realisiert wurde.

Der Personenverkehr entwickelte sich ebenfalls stärker als angenommen. Die insgesamt sieben vorhandenen Personenwagen wurden aber nur für den schon damals aufkommenden sonntäglichen Ausflugsverkehr benötigt. Wochentags reichten zwei bis drei der kleinen Personenwagen. Dafür bekamen die Züge eine teilweise beachtliche Anzahl an Güterwagen angehängt, so dass die kleinen Lokomotiven häufig an der Lastgrenze betrieben wurden. Zugute kam dem Bahnbetrieb, dass die Güter hauptsächlich talwärts befördert wurden. So galt es, Steine aus mehreren Steinbrüchen, Ziegel aus den Kanderner Ziegeleien, Tonwaren und Holz aus dem Tal abzutransportieren. Das wichtigste Transportgut aus dem Tal hinaus war Kohle.

Freude nicht ungetrübt

Die positive Entwicklung hielt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs an. Die Freude an der Bahn war aber nicht ungetrübt. Der Güterverkehr war die Haupteinnahmequelle. Die gemischten Züge dienten dem Personen- und Güterverkehr. Es war üblich, an den Stationen Güterwagen anzuhängen oder abzustellen. Dadurch wurde der Fahrplan oft nicht eingehalten, die Anschlusszüge in Haltingen wurden verpasst. Zudem wurde beim Personenverkehr gespart, was bei Bürgern und in der Presse zu anhaltenden Forderungen führte, dass die Züge besser auf die Anschlusszüge der Staatsbahn abzustimmen seien. Zudem wurde moniert, dass bei Dunkelheit nicht einmal die sparsamen Petroleumlampen in den Wagen angezündet würden. Die DEBG lehnte Verbesserungen aber ab, da die Kandertalbahn zwar Gewinn erwirtschaften würde, die anderen von ihr betriebenen Bahnen im Großherzogtum Baden aber weniger wirtschaftlich verkehren würden. Die Festschrift zum Jubiläum des „Chanderli“ ist zum Preis von 3,50 Euro über die Tourist-Information Kandern, Tel. 07626 / 97 23 56, oder E-Mail verehrsamt@ kandern.de, erhältlich. Die bisherigen Folgen unserer Serie sind am 28. April und 11. Mai erschienen.

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