Kandern Helfer vor Ort brauchen Hilfe

Jutta Schütz

Engagement: Die Aktiven des DRK Wollbach suchen Freiwillige zur Erstversorgung bei Notfalleinsätzen

Die Aktiven des DRK Wollbach und damit verbunden die Helfer vor Ort leiden unter den Pandemieauswirkungen und befinden sich zugleich in einer Umstrukturierungsphase. Erfahrene Helfer, die schon seit 40 Jahren aktiv dabei sind, gehen in den Ruhestand, was Sanitätseinsätze angeht. Zudem sind jüngere erfahrene Helfer aus privaten Gründen ausgetreten.

Von Jutta Schütz

Kandern-Wollbach. Aktive, die künftig bei einem Notfall bereitstehen könnten, sind noch in einer Schulungsphase. „Wir sind momentan wirklich knapp besetzt“, sagen Bereitschaftsleiter Martin Winkler und Knut Nabbefeld, erster Vorsitzender.

Dass zwei aktive Helfer aus dem Ortsverein ausgetreten sind, weil sich in ihrem privaten und beruflichen Umfeld Veränderungen ergeben haben, sei verständlich, mache die Situation im Notfall aber nicht einfacher, so Winkler. „Wir haben mit Hakon und Janina Abt sowie Timo Schöpflin drei neue Helfer, aber die befinden sich noch in einer Schulungsphase zum Sanitätshelfer“, berichtet er.

Ausbildung ist A und O

Eine gute Ausbildung ist wichtig, denn die Helfer vor Ort (HvO) oder First Responder übernehmen in der Rettungskette bei einem Notfalleinsatz die Patientenversorgung bis der Notarzt eintrifft. Sie leisten oft lebenserhaltende Sofortmaßnahmen und haben eine komplette Notfallausrüstung dabei. Ihre Sanitätsausbildung, die über 60 Stunden umfasst, beinhaltet unter anderem Wiederbelebungsmaßnahmen, die Frühdefibrillation und natürlich praktische Erfahrungen.

Geht über die Leitstelle ein Notruf ein, bei dem die Helfer vor Ort aus Wollbach angefordert werden, ist viel Flexibilität gefragt. „Wir sind ein derzeit knapp besetzter Ortsverein, der das ganze Kandertal mit abdecken muss. Allein die Stadt Kandern ist notfallmäßig schon eine Brache“, berichten die beiden. Es sei, wie bei anderen ländlichen Ortsvereinen auch, unabdingbar, sich nach neuen Aktiven umzusehen und Werbung für eine wichtige ehrenamtliche Aufgabe zu machen, betonen sie. Während der Pandemie haben Werbeaktionen gefehlt, bei denen sich die vielfältigen Einsatzbereiche zeigen lassen. Wie andere Vereine auch, stellen sie zudem fest, dass sich viele Menschen umorientiert und mehr ins Private zurückgezogen haben. Manche können sich nicht mehr motivieren, zu kommen. „Das Vereinsleben und alles, was damit zusammenhängt, was auch für die Allgemeinheit und den generellen sozialen Zusammenhalt wichtig ist, das regelmäßige Kommen zu den Dienstabenden, all das hat ganz enorm gelitten. Im Bereich der Feuerwehren, des THW, des DRK und damit der Helfer vor Ort ist das besonders gefährlich“, findet Winkler.

Anwesenheit nimmt ab

Waren die Dienstabende vor Corona mit über 80 prozentiger Anwesenheit besucht, ist diese Zahl auf 60 Prozent gesunken. Personen, die schon gute Erste-Hilfe-Kenntnisse haben, findet man oft in den Reihen der Feuerwehr. Letztere können oft auch schon mit „harten Situationen“ umgehen. „Hier versuchen wir, für Schulungen auf interessierte Feuerwehrleute zuzugehen“, informiert Nabbefeld, selbst Feuerwehrmann.

24 Aktive hat der Ortsverein derzeit eigentlich in Bereitschaft. Drei fallen wegen Elternzeit oder Umschulungsmaßnahmen aus. Nur drei bis vier Helfer sind auch wochentags abrufbar, dazu zählen zwei Notfallsanitäter, Winkler als Polizist und Giorgio Scalice vom Ortsverein – andere sind beruflich noch mehr gebunden. Wochentags ist die Lage also manchmal prekär, denn auch Notärzte sind absolute Mangelware im ländlichen Raum. Helfern im Ortsverein, die teils schon weit über siebzig Jahre alt sind, könne man den aktiven Sanitätsdienst nicht mehr zumuten. „Sie sind aber sehr willkommen, bei der Organisation zum Beispiel von Blutspendeterminen zu helfen“, betont Nabbefeld. „Wir möchten Alterskameradschaftstreffen einführen, denn der Kontakt zwischen den erfahrenen Helfern und der Austausch mit jüngeren Aktiven ist sehr wichtig“, findet Winkler.

Notruf öfter gewählt

Ebenfalls durch die Coronapandemie bedingt, wählen Menschen eher den Notruf, weil sie nicht in eine Arztpraxis fahren wollen. „Wir können das teilweise verstehen, aber vielleicht kommen wir dann nicht rechtzeitig zu einem Notfall, wo es wirklich brennt, wie einem Herzinfarkt. Wir haben hier im Umkreis nur zwei Rettungswagen“, schildert Winkler. Vor Corona hatten die Helfer vor Ort rund 100 Einsätze im Jahr – 2021 waren es 180. „Jetzt sind wir Ende Oktober schon bei über 160, das heißt es könnten 200 Einsätze werden“, rechnet er. Seit der Gründung der HvO-Gruppe vor neun Jahren wurden übrigens 800 Einsätze gezählt.

In Kontakt steht der Verein mit anderen Ortsvereinen, um sich über gute Ideen bezüglich Nachwuchswerbung auszutauschen. In Maulburg etwa hat die Gemeinde mit dazu beigetragen, dass an gut zugänglichen Stellen AEDs (automatisierte externe Defibrillatoren) aufgehängt wurden. Das sorgte für viel Aufmerksamkeit. „Da lassen sich jetzt zehn Personen zum Sanitätshelfer ausbilden – einfach super, eine Idee zum Nachmachen“, findet Winkler.

2023 wird der Ortsverein 50 Jahre alt. „Wir planen einen Festakt am 18. Juni 2023 und anschließend einen Tag der offenen Tür. Wir wollen wieder besser öffentlichkeitswirksam Fuß fassen. Das ist aber eine Mammutaufgabe.“

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