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Kandern Kanderner Narren feiern bis spät in die Nacht

Rolf Mück und Ralph Lacher
Chochlöffel-Chefin Julia Cordes (rechts) übernahm von Wollbachs Ortsvorsteher Max Sütterlin die Macht. Foto: Ralph Lacher

Eine große Schar fasnächtlicher Hemdglunkis hat sich im Kanderner Rathaus eingefunden, um der Entmachtung von Bürgermeisterin Simone Penner beizuwohnen, und auch in Wollbach wird die Amtsenthebung von Ortsvorsteher Max Sütterlin gemäß dem geschätzten Prozedere zelebriert.

Ida Müller vom Kanderner „Narrerot“ hatte die Aufgabe, die Führung der Narren von der Bürgermeisterin zu übernehmen. In ihren launigen Versen sprach sie unter anderem den Verkauf des Campingplatzes an und kündigte für die Zeit der Machtübernahme an: „Mir mache es so wie Ihr, wenn’s emol nütt so guet lauft, wird dr Grümpel eifach verchauft.“

Einfach die Kinder ins Altersheim bringen

Sie hatte auch gleich noch mehr Ideen und Lösungen für die Finanzen der Stadt bereit, so wolle sie an Elon Musk ein Angebot machen, den Recyclinghof zu übernehmen, und die Personalnot des Kindergartens wäre zu lösen, indem man die Kinder ins Altersheim schickt, wo sie mit den Senioren basteln und singen könnten.

Bürgermeisterin Penner gab aufgrund der überzeugenden Argumente der Narrenrätin nach, und übergab ihr den Rathausschlüssel, wusste aber mit ihren eigenen Versen den Narren kontra zu geben. Sie fand es nicht gut, dass der Zunftabend der Kanderner Fasnächtler wegen Personalmangel ausgefallen war: „Das müen mir jetz scho eweng kritisiere, solle mir des jetz au no offeriere?“ Penner überreichte auch gleich einen ganzen Karton „wichtigi Dokument“ an die Narren zur Erledigung: „Am beschte fanget Dir glii mol mit em baue uff em Tonwerkareal a!“

Die Kanderner Guggemusik „Nodedaig Chnädder“ umrahmte die Zeremonie mit ihren lautstarken, schrägen Vorträgen. Nach einem Imbiss und Umtrunk begaben sich die Hemdglunkis schließlich auf ihren Umzug kreuz und quer durch Kandern, angeführt von der Guggemusik. Der Narrenzug machte auf dem Marktplatz einen Zwischenstopp mit Einlagen der Gugge und endete dann mit einem Abschlusskonzert der „Nodedaig Chnädder“ auf dem Blumenplatz.

Im Anschluss hatte das Gasthaus „Sonne“ zu einem Ball in ihrem Saal geladen, wo die Fasnächtler bis in die Morgenstunden das Tanzbein schwingen konnten.

Auch in Wollbach übernehmen die Narren

„Ich wünsch Euch alle ä schöni Fasnachtszit, wos nit nur Arbet, sondern viel zum Freue un Lache git. Gnießets, tanket Frohsinn – no isch de Räscht ä Klacks – das seit Euch Eure Dorf-Vogt, de Sütterli Max“. So kommentierte Wollbachs Ortsvorsteher Max Sütterlin am „Schmutzige Dunschdig“ seine Amtsenthebung.

Die Chochlöffel richteten traditionell den Fasnachtsauftakt für die anderen Cliquen sowie eine stattliche Zahl von närrischem Fußvolk aus. Das versammelte sich bei der Kandertalhalle, ließ sich von der örtlichen Dampfmusik unterhalten und zog dann mit Fackeln eine kleine Runde durch den Dorfkern zum Gasthaus „Alte Krone“. Dort wurde der Narrenbaum gesetzt und die Narrenschar begab sich wieder zurück zur Kandertalhalle.

Max Sütterlin wartete dort bereits, machte sich seinen ganz eigenen Reim auf das Bevorstehende und weiteres Interessantes aus Wollbacher sowie Kanderner Sicht. Flankiert von Chochlöffel-Chefin Julia Cordes ging Sütterlin in gereimtem Alemannisch und immer ironisch-heiter etwa auf die Tatsache ein, dass im Kanderner Rathaus seit der bisher letzten Fasnacht eine „sehr erhöhte Frauenquote“ bestehe. Die sei für ihn grundsätzlich kein Problem, aber er erwäge „Minderheiten-Schutz“ zu beantragen.

Es geht nicht nur um die lokale Politik

Nach Ausführungen zu allerlei Kuriosem und Merk- bis Denkwürdigem aus „sienem Wollbach“ ging er noch kurz auf die große Politik ein. „Ganz chuz zur allgemeine Tagespolitik, do chunnts jo derzit vo überall knüppeldick. Lüt, wo hüt zu Minischter sind userkore, sin immer mehr grien, vor allem hinter de Ohre“, reimte Sütterlin. Und war sich sicher: „Do din mir uns lieber uff regionali Sache konzentriere und uns witterhi fürs Gedeihe vo unsrem Dorf engagiere.“

Nach dem Julia Cordes den Rathausschlüssel in Empfang genommen hatte, machte auch sie sich ihren Reim auf Regional-Lokales. Da ging es um zwei Jahre ohne Fasnacht, um die neue Gasthermik in Schule und Kandertalhalle oder neue Wanderwege und deren Beschilderung. Und: „Liebä Max, die nächste Dag entscheide mir im Sinn vo de Gmei, Du hesch jetzt erscht mol ä Wuche wohlverdient frei.“

Danach war Glunkitreiben angesagt, wurde der „Superglunggi“ Bernd Reinacher, langjähriger Vorsitzender des Sportvereins, ermittelt und anschließend zu den Klängen der Dampfmusik gefeiert.

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