Kandern Keine Entwarnung für den Wald

Weiler Zeitung

Nachgefragt: Regen der vergangenen Monate reicht nicht aus für eine Entspannung / Umbau der Wälder 

Der Wald hat in den vergangenen zwei Jahren gelitten – das ist bekannt. Starke Hitze und Trockenheit haben den Bäumen zugesetzt. Hinzu kamen Sturmschäden und der Borkenkäfer. Doch wie steht es jetzt um den Wald in unserer Region? Immerhin war dieser Sommer bis dato deutlich kühler als die vergangenen. Und zumindest im Mai und Juni gab es auch mehr Niederschlag. Wir haben nachgefragt.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. Bernhard Schirmer, Leiter des Forstbezirks Kandern-Schopfheim, kann keine Entwarnung geben. „Die Hitzeperioden der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass der Boden überall sehr tief ausgetrocknet ist“, erklärt der Förster. Zwar sei der Regen im Mai und Juni gut gewesen. „Die Monate März und April waren aber tendenziell zu trocken.“ Zwischen 200 und 300 Liter Niederschlag hätten im Jahr 2019 gefehlt, grob geschätzt ein Viertel des Jahresniederschlags.

Schirmer spricht deshalb von einer tiefgründigen Austrocknung, die auch solchen Bäumen Probleme bereite, die tief verwurzelt sind. „Der Boden ist immer noch sehr trocken und die Bäume sind latent geschwächt“, stellt er fest und würde sich für den Wald noch deutlich mehr Regen wünschen. „Ideal wäre ein langsam fallender anhaltender Landregen“, erklärt Schirmer, wohl wissen, dass er damit bei Schwimmbadbetreibern keine Begeisterungsstürme auslösen wird. Denn bei einem solchen Regen wären keine größeren Verluste durch Verdunstung zu befürchten.

Es sind längst nicht mehr nur die Fichten, die unter der Trockenheit leiden. Auch die in deutschen Wäldern weit verbreitete Buche hat zunehmend Schwierigkeiten. „Der Klimawandel kam schneller als gedacht“, bedauert Schirmer, der mit weiteren Trockenjahren rechnet.

Das führt dazu, dass sich die ohnehin geschwächten Bäume einer weiteren Herausforderung gegenüber sehen. Denn Schädlinge wie der Buchdrucker, ein Borkenkäfer, der es auf die Fichte abgesehen hat, vermehren sich bei Wärme besonders gut. „In normalen Jahren sind sie keine Schadauslöser. Sie gehören zum Kreislauf der Natur“, stellte der Experte fest. Oft trifft der Borkenkäfer jedoch gerade in jenen Jahren, in denen er sich besonders gut vermehrt, auf geschwächte Bäume, deren Verteidigung mittels Harz nicht mehr funktioniert. Kommt dann auch noch Sturmholz dazu, wie etwa im vergangenen Jahr, ist dies ein weiteres Einfallstor für die Käfer.

In diesem Jahr ist der Fichtenborkenkäfer, wie Schirmer berichtet, im April erstmals ausgeschwärmt – zwei Wochen früher als üblich. Allerdings habe das kühlere, feuchtere Wetter später im Jahr dazu geführt, dass die Larven unter der Rinde zwei Wochen länger brauchten für ihre Entwicklung – unterm Strich also ein Nullsummenspiel.

Förster setzen für die Zukunft auf Baumarten mit Trockenresistenz

Die Antwort der Förster auf diese Herausforderungen lautet Verjüngung – unter besonderer Berücksichtigung trockenheitsresistenter Baumarten. Bereits jetzt werde der Waldumbau aktiv betrieben. Denn: „Es braucht Jahrzehnte, bis sich der Wald verjüngt hat.“

Die große Schwierigkeit dabei ist die Ungewissheit, die die Klimaerwärmung mit sich bringt. Denn heute werden bereits jene Bäume gepflanzt, die noch im Jahr 2100 stehen sollen, wie Schirmer erklärt. „Es gibt verschiedene Szenarien, wie das Wetter werden wird.“ Deshalb setzen der Förster und seine Kollegen auf möglichst viele verschiedene trockenheitstolerante Baumarten, von denen sie hoffen, dass sich einige im Wald der Zukunft durchsetzen werden. Es geht um nichts Geringeres, als den Bestand für zukünftige Generationen zu sichern.

Denn die Funktionen eines Waldes sind vielfältig, wie Schirmer betont: Er nennt den Trinkwasser-, Erosions- und Lärmschutz, seine Funktion als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, aber auch als Naherholungsgebiet für den Menschen. Nicht zuletzt spielt natürlich auch der nachwachsende Rohstoff Holz eine Rolle, aus dem zum Beispiel Häuser gebaut werden können.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading