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Kandern Kerngesundes Dorf wird „Patient“

Ines Bode
Da wird sich ganz bestimmt ein Zipperlein finden, gibt sich der gewiefte Dr. Knock überzeugt. Foto: Ines Bode

Theater: Brezelstädter Laienbühne probt Medizin-Komödie / Aufführungen im „TAM“ Weil am Rhein

Ginge es nach Dr. Knock, würde er das ganze Volk ins Krankenbett verfrachten. Ein gesunder Mensch ist ein kranker, der nur ahnungslos ist, so seine obskure Denkweise. „Knock oder der Triumph der Medizin“, heißt das neue Stück der „Brezelstädter Laienbühne“ – Ähnlichkeiten zur Realität sind durchaus beabsichtigt.

Von Ines Bode

Kandern/Weil am Rhein. Verblüffende 99 Jahre alt sei der Stoff des französischen Autors Jules Romains, ließ sich bei einem Probenbesuch im Stüble der Wollbacher Kandertalhalle erfahren. Die Komödie wurde im Dezember 1923 in Paris uraufgeführt.

Inhaltlich geht es darum, die eher kleine, aber gut betuchte Einwohnerschaft des Dörfchens Saint-Maurice für eine florierende Praxis zu nutzen. Auszunutzen wäre wohl treffender formuliert. Dauerpatienten müssen her! Über die Wege und Mittel kann der alte Landarzt Parpalaid nur staunen. Sein Nachfolger Dr. Knock, der nach eigener Aussage schon als Zwölfjähriger ein ausgeprägtes medizinisches Gespür hatte, erklärt ihm: „Glauben Sie mir, Sie haben ein blendendes Geschäft“.

Auch die Erfahrung als Krawattenverkäufer, ein abgebrochenes Studium der romanischen Sprache und sein ärztlicher Zufallsjob in Indien bringt der gewiefte Medikaster an. „Schauen Sie in einem Jahr, was ich daraus gemacht habe“, schlägt er dem scheidenden Doktor vor.

Es kommt, wie es kommen muss: Die kerngesunde Dorfgemeinschaft wird zur kränklichen Stammklientel. Persönlichkeiten wie Lehrer und Apotheker werden eingespannt. Es geht die Kunde um, aus Menschenfreundlichkeit und Sorge vor dem Vormarsch beängstigender Krankheiten werde regelmäßig die kostenlose Sprechstunde angeboten.

Theater als Spiegel der Gesellschaft

Knock nutzt erfolgreich Ängste und Unsicherheit, treibt ein skrupelloses Spiel. Der alte Landarzt erkennt sein Dorf nicht wieder, gar das Hotel ist nun ein Krankenlager. Frei von Gewissensbissen versichert Knock, der seine Schar fest im Griff hat, alles geschehe einzig im Interesse der Medizin. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, ließe sich nun spekulieren – und derartige Gedanken seien durchaus gestattet, lässt das Ensemble wissen.

Die Theaterkunst gilt bis heute als Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse. Sprecher Reinhard Greßlin teilt mit, die Idee zu dem Stück sei von dem regional bekannten Regisseur Ekkehard Bierl gekommen. „Das müsst ihr unbedingt machen“, habe er gesagt.

Regie führt Nadja Lenz aus Wollbach. Bei den Proben achtet sie auf nonverbale und verbale Feinheiten. „Etwas mehr Nachdruck, aber nicht aggressiv“, rät sie an einer Stelle, „da brauchen wir eine kritische Betonung“ an anderer.

Paraderollen für Reinhard Greßlin

Natürlich kommt in der Komödie, die einige Doppelrollen birgt, der Humor nicht zu kurz. Da trägt der Page das Kaffeetablett nicht auf, vielmehr stolpert er filmreif herbei. Auch der Chauffeur sorgt für manchen Lacher – beides Paraderollen für Greßlin. Angetan sind die bewährten Akteure von der Leistung Dr. Knocks alias Achim Jozwiak, ein Neuling im Team, aber erstaunlich talentiert, heißt es. Neben neuen Gesichtern werden bekannte Darsteller zu erleben sein. Es spielen Erich Preis, Brigitte Pankratz, Kevin Schurek, Anja Dietz, Helmut Wittich, Sabine Luer, Martina Gempp, Petra Kscheschinski, Evelyn Skott und Sebastian Lenz.

Zu sehen ist das Stück nicht im Kandertal, sondern im Weiler „Theater am Mühlenrain“ (TAM). Geplant sind vom 4. bis 26. November zehn Vorstellungen, Beginn ist um 20.15 Uhr (außer am 13. und 20. November jeweils um 19.15 Uhr).

 Karten-Reservierung unter 07631/7059340 oder https://brezelstaedter-laienbuehne.de.

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