Kandern Leichte Tendenz für die neue Mitte

Weiler Zeitung
Blick vom Podium in den voll besetzten Gemeindesaal Foto: Silke Hartenstein Foto: Weiler Zeitung

Bürgerversammlung: Riedlinger diskutieren über geplantes Ortszentrum / Lage und Dimension kritisiert 

600 Einwohner leben in Riedlingen. 85 von ihnen nutzten bei der Bürgerversammlung am Mittwoch die Gelegenheit, sich aus erster Hand informieren zu lassen und ihre eigene Meinung vorzubringen. „Ich bin echt überwältigt“, sagte Ortsvorsteher Rolf Moritz angesichts des voll besetzten Saals in der Alten Schule.

Von Silke Hartenstein

Kandern-Riedlingen. Seit der letzten Bürgerversammlung in Riedlingen sind mindestens elf Jahre vergangen. Dass Bedarf bestand, zeigten die vielen Wortbeiträge. Trotz unterschiedlicher Meinungen blieb die Stimmung im Saal während der gut dreistündigen Veranstaltung ruhig und insgesamt sachlich.

Dies galt auch für das sensibelste Thema, die Entwicklung eines neuen Bürgerzentrums. Hierfür gibt es ein geeignetes Grundstück in Ortsrandlage links vom Sträßchen zum Friedhof. Der Erwerb des Grundstücks durch die Stadt, so Ortsvorsteher Moritz, sei möglich. Dort könnte ein einstöckiges Gebäude künftig Feuerwehrhaus, Gemeindesaal, Ortsverwaltung, Jugendtreff, ein Zentrum für Vereine und eventuell einen Riedlinger Kindergarten beherbergen.

Wie Moritz ausführte, ist der Auslöser dieses Plans der Platzbedarf der Riedlinger Feuerwehrabteilung. Diesen Bedarf bestätigte Abteilungskommandant Bernd Maier ausdrücklich. Mangels Erweiterungsmöglichkeiten am jetzigen Feuerwehrhaus, so Moritz weiter, brauche die Wehr ein neues Gebäude.

Dort könnte man auch die anderen gemeindeeigenen Nutzungen bündeln, hierdurch Unterhaltskosten sparen, die dann nicht mehr benötigte Alte Schule, das alte Rathaus und Feuerwehrhaus verkaufen und den Erlös in den Bau des neuen Ortszentrums investieren.

Für dieses wiederum brauche es Fläche, die es mitten im Dorf nicht gebe – allein die für einen solchen Gebäudekomplex vorgeschriebenen 38 Parkplätze benötigten bereits 500 Quadratmeter.

Fördermittel für ländliche Gemeinden im Blick

Wie Kanderns Bürgermeister Christian Renkert ergänzte, hätten altes Rathaus und Alte Schule definitiv Sanierungsbedarf. Des weiteren werde Kandern bis zum Sommer 2020 den Status einer ELR-Schwerpunktgemeinde beantragen – bei Bewilligung des Antrags gebe es einen höheren Fördersatz für gemeinwohlorientierte Projekte und für die Nutzung der Alten Schule als Wohnraum.

Würde man lediglich ein neues Feuerwehrhaus bauen, gäbe es hierfür keine Fördergelder und die Erlöse durch Gebäudeverkauf fielen weg. Eine Abstimmung der Riedlinger über das Projekt sei an sich nicht vorgesehen, sagte Renkert, stellte jedoch klar: „Ohne Zustimmung der Bürgerschaft können wir‘s nicht machen.“

Insgesamt gab es eine leichte Tendenz in Richtung Zustimmung. Für den Wortbeitrag „Man sollte auch mal in die Zukunft schauen“, gab es Applaus aus der Runde. Als Entscheidungsgrundlage forderte Ortschaftsrätin Ulrike Böhm eine Gegenüberstellung von Neubau- und Sanierungskosten.

Ein Bürger meinte: „Für mich macht ein Zentrum außerhalb vom Zentrum keinen Sinn.“ Andere äußerten Bedenken zur Dimension eines so vielfältig genutzten einstöckigen Gebäudes und wegen des „Flächenfraßes“. Ein Bürger argwöhnte die Schaffung eines zweiten Riedlinger Baugebiets durch die Hintertür – über ein Neubaugebiet „Lettenweg“ war zuvor informiert worden.

Richard Schopferer befürchtete Konflikte zwischen künftigen Bewohnern des Standorts Alte Schule und dem benachbarten Haupterwerbslandwirt. „20 Meter von hier ist meine Güllegrube“, sagte der Landwirt dazu.

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